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Von kaltem Regen und warmen Dämpfen

Da ist er wieder. Der Mann mit dem Regenmantel, er glänzt in dieser Nacht. Das schummrige Licht der Straßenlaternen spiegelt sich auf der gummierten Oberschicht. Leider kann ich ihn nur verschwommen wahrnehmen. Fette Regentropfen bedecken meine Brille. Vielleicht spielt mir auch die Fantasie einen Streich. Immerhin habe ich gerade einen grusligen Krimi im Fernsehen verfolgt und bin nun auf der Suche nach dem kleinen Abenteuer in Form eines Bieres in der Neustadt.

Doch dieser Mann, er ist mir ganz unheimlich. Als ich ihn zuerst auf der Rothenburger Straße, an der Haltestelle sah, habe ich noch über den langen schwarzen Mantel geschmunzelt. Und über den Schirm, den er trotz des Regens nicht aufgespannt hat. Doch dann kam er mir hinterher. Obwohl ich meinen Schritt erheblich beschleunigte, folgte er mir die Louisenstraße entlang und bog auch am Schwalbennest in die Alaunstraße ein. Verfolgt er mich etwa?

Rasch schiebe ich den Gedanken beiseite und flüchte in die nächste Kneipe. Drinnen ist es warm und hell. Die Brille beschlägt und langsam taste ich mich in Richtung Tresen vor. Ein Papiertaschentuch sorgt für klare Sicht und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Denn ich sah zwar nicht, doch der Wirt hat mich gleich erkannt und mir fix ein Bierchen hingestellt. Langsam weicht die Aufregung, doch ich muss irgendjemandem von der nächtlichen Begegnung erzählen. Der Wirt ist beschäftigt, gerade ist ein Trupp neuer Gäste hereingeplatzt. Der Bursche zu meiner Linken mir scheint nicht so gesprächig. Auf mein zaghaftes Prost reagiert er kaum. Niemand da, dem ich mich anvertrauen kann.

Glücklicherweise, denn inzwischen erscheint mir meine Aufregung vollkommen überzogen und ich muss schmunzeln, diesmal über mich. Habe ich mich doch von einem Krimi und einem zufällig schwarz gekleideten Passanten in Angst und Schrecken versetzen lassen. Mein Bierchen ist leer, dafür mein Mut wieder frisch aufgefüllt. Ich bezahle und ziehe von dannen. An der Tür stoße ich mit einem Mann zusammen. Dabei fällt ihm der Schirm aus der Hand. Ich will mich entschuldigen, aber er wehrt ab. „Ach was, das Ding ist sowieso kaputt.“ Dann hängt er seinen dunkelblauen Regenmantel an den Haken und setzt sich an den Tresen.

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Draußen auf der Straße überkommt es mich dann. Herzhaft muss ich lachen und nehme mir fest vor, dass ich mir künftig nicht mehr so einen Schrecken einjagen lasse.