Wieder ein Jahr vorbei, wieder hält der Sommer Einzug und verlockt jedes Wochenende mit Veranstaltungen. Auch das Gitarrenfestival Dresden ist erneut Teil des bunten Flickenteppichs und lädt am Freitag und Sonnabend in die Alte Fabrik ein.
Schwebende Köpfe, schwebende Rhythmen
Achselzuckend über die Zurückhaltung der Stadt bezüglich kultureller Fördergelder hinwegsehend, ist es nun schon das fünfte Mal, dass Fabian und Juliano im Rahmen des Festivals ihre Leidenschaft für Gitarrenmusik unter die Menschen bringen. Dieses Jahr tun sie das nicht nur durch die Organisation, sondern auch wieder direkt von der Bühne hinunter, und haben dafür neue Stücke und Mitmusizierende in Begleitung.
Vor allem für Juliano ist es ein ganz besonderer Schritt: nach über einem Jahr intensivster Arbeit ist vor wenigen Tagen sein erstes Solo-Album „Juliano Camara und die Schwebenden Köpfe“ erschienen, das er nun gemeinsam mit sieben Ensemblemitgliedern auf einem Release-Konzert vorstellt und auch vor Ort verkauft. „Es ist eigentlich nicht so ein klassisches Solo-Album“, lacht er – immerhin sind an den Aufnahmen fast 30 Musiker*innen beteiligt. Trotzdem sind es seine eigenen Arrangements, die „Brücken zwischen Konzertmusik, der Tradition der brasilianischen populären Musik und der Freiheit der Improvisation“ schlagen.
Der Rhythmus, der dabei herauskommt, ist ein schwebender. Der dazu inspiriert, auch die Gedanken schweben zu lassen in ihrer Vielfalt und Gleichzeitigkeit. Und selbst das Konzert an sich dürfte für Juliano eine vielschichtige Angelegenheit sein: neben Festivalplanung und künstlerischem Meilenstein ist auch ein rein menschlicher Schaffensprozess im Spiel, wenn er in dem Lied „Maline“ seine Liebe zu seiner schwangeren Freundin erklärt, die als Violinistin mit auf derselben Bühne steht.
Gitarrenmusik aus aller Welt
Fabian hingegen hat sich im letzten Jahr viel aufs Touren konzentriert und ist unter anderem mit seiner ehemaligen Lehrerin Nora Buschmann durch Argentinien gezogen, wo er auf einem ihrer gemeinsamen Konzerte Hugo Muñoz kennengelernt hat. Der saß im Publikum, hinterher kam man ins Gespräch und schon bald freundeten sich die beiden an, fingen an, zusammen rumzuhängen und, natürlich, auch Gitarre zu spielen. „Hugos Musik hat mich direkt angesprochen“, erinnert sich Fabian. Wie in seiner eigenen treffen hier lateinamerikanische Folklore-Rhythmen auf moderne Einflüsse.
Und weil Hugo nun seinerseits gerade durch Europa tourt, lässt er es sich nicht nehmen, das Festival mit einem Konzert zu bereichern. Auch den diesjährigen Workshop über lateinamerikanische Gitarre wird er leiten, für den kein spezifisches Spielniveau erforderlich ist, aber um Anmeldung gebeten wird.
Damit es aber nicht nur in Lateinamerika verhaftet bleibt, ergänzen das Programm Konzerte von Emma Campàs, die sämtliche Grundlagen der klassischen Gitarre beherrscht und dazu eine der wenigen starken Frauenstimmen im Flamenco darstellt, sowie dem iranisch-deutschen Duo Neshan, das mit Cello und Setar in noch einmal ganz andere Klangwelten abtauchen lässt.
5. Gitarrenfestival
- Freitag, 6. Juni ab 19.30 Uhr und Sonnabend, 7. Juni ab 14 Uhr
- in der Alten Fabrik, Prießnitzstraße 48