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„Ich bin die Krücke“

Das Diakonissenkrankenhaus an der Holzhofgasse ist das Krankenhaus in der Neustadt. In diesem Jahr wurde das 180-jährige Jubiläum gefeiert. Mehrfach wurde es als eines der besten Krankenhäuser Deutschlands ausgezeichnet. Ein offener Brief der Belegschaft im Mai skizzierte die aktuellen finanziellen Herausforderungen. Ein Stellenabbau steht jedoch derzeit nicht zur Debatte. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses vor.

Stefani Nemuth kümmert sich um Patienten, die neben ihrer akuten Versehrung an Demenz erkrankt sind.
Stefani Nemuth kümmert sich um Patienten, die neben ihrer akuten Versehrung an Demenz erkrankt sind.

Schmerzreduzierung, Re-Orientierung, Seelenpflege: Ein Drei-Punkte-Plan, den Stefani Nemuth auf der internistischen Station im Diako anwendet, sobald akute Beschwerden und dementielle Symptomatik in eins fallen.

Mitreißend ist bereits die Suche nach Worten. Auf eine (einfache?) Frage wie „Was machst du hier eigentlich?“, herrscht zunächst angenehme Stille. Nach einer Pause folgt die langsame und druckreife Antwort:

„Ich helfe Menschen, wenn sie krank sind, entweder wieder gesund zu werden, oder aber, wie in den meisten Fällen, einen guten Umgang damit zu finden, hier auf Station, und, womöglich, darüber hinaus“, sagt Stefani Nemuth.

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Schwester Stefani arbeitet seit nunmehr 32 Jahren im Diako, mittlerweile auf der internistischen Station.  „Körper und die Seele“ stehen bei ihr gleichermaßen im Fokus, um schnellstmöglich ein Bild von einem neuen Patienten zu erlangen, der sich möglicherweise nicht mitteilen kann:

„Wenn du eine Sehschwäche hast, erhältst du eine Brille. Wenn du dir etwas brichst, wird dein Bein eingegipst und du erhältst eine Krücke. Ich bin diese Krücke.“

Da das Diako keine reine Demenz-Station hat, gibt Schwester Stefani ein Mal im Jahr interne Weiterbildungen und hilft regelmäßig stationsübergreifend aus, wenn Patienten mit Demenz in Behandlung sind.

Die Werkzeuge

Zwei Werkzeuge benennt Schwester Stefanie im täglichen Umgang mit Patienten. Das Handwerk einer Krankenschwester steht dabei an zweiter Stelle: „Mein bestes Werkzeug ist mein Herz. Durch Empathie erspüre ich, welche Hilfe jemand braucht. Dann erst hilft mir mein Fachwissen.“

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Dabei sei der Schlüssel zu jedem Menschen Freundlichkeit. Wenn jemand freundlich ist, kann er gar nicht „böse“ wirken auf Menschen, die Probleme haben sich in der Zukunft vorzustellen und deren Kurzzeitgedächtnis zeitgleich gestört ist:

„Bei Demenzpatienten geht es im Grunde darum, einander möglichst schnell Vertrauen zu schenken. Erst dann wird die konkrete medizinische Behandlung funktionieren.“

Das Aquarium vor dem Dienstzimmer ist ein guter Orientierungspunkt für Demenzpatienten, die auf der internistischen Station untergebracht sind.
Das Aquarium vor dem Dienstzimmer ist ein guter Orientierungspunkt für Demenzpatienten, die auf der internistischen Station untergebracht sind.

Wie der Informatiker auf seine Augen aufpassen muss, jeder Maurer irgendwann mit Gicht kämpft und ein Pfarrer den allzumenschlichen Moment des Zweifels ertragen muss, achtet auch Schwester Stefanie darauf, sich nicht zu überfordern: „Manches Schicksal nimmt man mit nach Hause. In meiner Balance zu bleiben, ist die größte Herausforderung im Beruf. Es nützt ja nichts, wenn ich mich selbst verliere.“

Seelenpflege

Wiederholt fällt dieser Begriff und damit verbunden die Kritik, dass die „Seelenpflege“ im Klinik-Alltag, der immer eingespannt in wirtschaftliche Interessen ist, viel zu kurz käme. – Aber wie geht das eigentlich, „Seelenpflege“?

Auf diese Frage, kniet sich Schwester Stefani im Stationsflur hin und nimmt meine Hand (eigentlich zum Tippen benötigt). Ihr Blick wird voller, ist nur noch für mich da: „Geht es dir gut? Hier bist du sicher“, fragt und sagt die Schwester, wie nur Schwestern und Nonnen und Mütter es können. Eine Einheit „Seelenpflege“ wird im Pflegebereich notiert.

Stefani Nemuth arbeitet auf der internistischen Station mit integriertem interdisziplinären demenzsensiblen Bereich sowie im Bauchzentrum, das bald 20-jähriges Bestehen feiert. Foto: Franziska Pilz
Stefani Nemuth arbeitet auf der internistischen Station mit integriertem interdisziplinären demenzsensiblen Bereich sowie im Bauchzentrum, das bald 20-jähriges Bestehen feiert. Foto: Franziska Pilz

Unglück & Berufung

Stefani Nemuth wollte eigentlich Kindergärtnerin werden, durfte aber nicht. Zu Zeiten der DDR war sie nicht in der FDJ, absolvierte keine Jugendweihe, durfte kein Abi machen und ihr war der Weg in den Kindergarten versperrt.

Die Freundin der Mutter war Krankenschwester und gab den entscheidenden Hinweis: „Ich bin sehr dankbar für diese Unmöglichkeit. So habe ja letztlich ich meine Berufung gefunden“, strahlt Schwester Stefani.

Mit Gewinn eines Förderpreises der Robert-Bosch-Stiftung 2015 konnte die internistische Station erweitert werden. Mittlerweile gibt es sechs Demenz-Betten, die interdisziplinär besetzt werden: „Unsere Gesellschaft wird älter, die Demenzpatienten nehmen zu. Ich kann hier dazu beitragen, dass Menschen schnellstmöglich in ihr Leben zurückfinden“, so Schwester Stefani.

Weitere Infos zu Schwester Stefani

Serie

Die weiteren Beiträge der Serie finden sich unter dem Hashtag #diakoportraits.

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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