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Societaetstheater

Spielwaren P18

Hatten wir vor kurzem die Welt des Untendrunter vorgestellt, folgt jetzt die Welt des Untenrum in seiner ganzen Vielfalt. Die Tür öffnet sich und ich betrete den Candyshop für Erwachsene. Was sich an Material im Erotikmarkt säuberlich in Regalen präsentiert, ist auf den ersten Blick nicht zu überschauen. Ein Patchworkteppich aus Bildern: Fleisch, bonbonfarbene Körperersatz- und -zusatzteile, Latex, Lack und Gummi. Und das Lächeln eines zufriedenen Kunden, der gerade entspannt den Laden verlässt. Das ist das lustvolle Reich von Ronny Frenzel, Besitzer des ehemaligen „Novum“ in zweiter Generation, Herrscher über etwa 3000 anregende Filme, erotische Accessoires, ein 10-Sitzer-Kino und einen Gay-Room.

Ronny Frenzel in seinem lustvollen Reich.
Ronny Frenzel in seinem lustvollen Reich.

Herr Frenzel steht besonnen lächelnd hinter seinem Tresen und steht mir Rede und Antwort, in dezent-weichem Tonfall. Seit 15 Jahren arbeitet er als Geheimnisträger und diskreter Experte in erotischen Belangen. Im Jahr 2009 löste er seinen Vater als Geschäftsführer ab. Eine Pauschalkraft hilft ihm aus, doch mehr Personal wäre in dieser Branche kontraproduktiv. Die Kunden verlassen sich auf die ihnen vertrauten Gesichter. Ein allzu häufiger Wechsel würde da Verwirrung bis Unsicherheit stiften. Ein subtiles Geschäft, die sexuelle Offenheit.

Die Geschichte der Lokalität auf der Louisenstraße 13 rankt sich bereits seit den 50er Jahren um die diversen Qualitäten des Liebesspiels. Aus der 1899 gegründeten Drogerie machte der damalige Inhaber Hugo Kästner zu dieser Zeit nämlich ein erfolgreiches Monopol. Er versandte postalisch Kautschuk-Lümmeltüten der Marke „Mondos“, damit schamhafte Vorbild-Sozialisten ohne den bloßstellenden Gang in Apotheken oder zu ranzigen Bahnhofs-Automaten geschützten Verkehr genießen konnten. Etwa zwei Millionen Kondome wurden auf diese Weise jährlich unters östliche Volk verteilt. Diskret, hygienisch, ohne Spesen – unter den lobesvollen Hymnen der DDR-Regierung und den kullerrunden Augen der Postfrauen auf der Königsbrücker Straße. Beliefert wurde Kästners Gummi-Versand von dem einzigen Kondomhersteller dieser Zeit, dem VEB Plastina. Kästners Angebot erschöpfte sich jedoch nicht bei Präservativen. Auch verhütendes Gel für Frauen, Monatshöschen und Kosmetikartikel wurde unter den 30.000-Kopf starken Kundenkreis geschickt.

unüberschaubares Sortiment an Liebesspielzeugen
unüberschaubares Sortiment an Liebesspielzeugen

Als 1990 jedoch die bunte Produktschwemme aus der BRD eintraf, hatte allerdings das letzte Stündlein für Kästners geschlagen. Mit der breiten Palette des neuen überreichen Marktes, von extrafeucht bis Geschmacksrichtung Erdbeer, konnte das Versandunternehmen nicht mithalten. Eröffnet wurde unter der gelernten Bäckereifachverkäuferin und langjährigen Mitarbeiterin Hannelore Perner stattdessen „Hannelores Sex Shop“, der 1998 vom Vater-Sohn-Gespann Frenzel übernommen und modernisiert wurde.

Jede Woche wechselt das Angebot – wie auch die Kundenwünsche variieren. Das Internet mit seinen millionenfach verfügbaren Filmen hat sich besonders auf Frenzels Sortiment ausgewirkt. In dem einstigen Zeitschriftenregal reihen sich jetzt Vibratoren in unterschiedlichen Formen und Größen. Spielzeug statt Print und Filmen. Gut besucht scheint jedoch weiterhin das Kino(chen) zu sein. Vorsichtig weist mich Herr Frenzel darauf hin, dass ein neugieriger Blick ins Innere mir verwehrt bleiben wird: besetzt. Das Kino scheint ausschließlich Männer-Domäne zu sein. Dabei hat das Interesse der holden Weiblichkeit an erotischen Extras zugenommen. Vierzig-sechzig schätzt Frenzel das prozentuale Verhältnis von Frauen zu Männern. Kein Wunder. In dem quietschbunten Spieleland ist für jeden etwas dabei. Zu überwinden ist nur die Tür.

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der Erotikmarkt auf der Louisenstraße
der Erotikmarkt auf der Louisenstraße

Informationen und Öffnungszeiten

  • Erotikmarkt Dresden, Louisenstraße 13
  • Montag bis Freitag 10 bis 20 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr
  • Im Internet zu erreichen unter www.sexydresden.de

5 Kommentare

  1. Interessanter Artikel..
    Hätte man nur auf das Foto 2 geschaut, hätte das auch im Eisen-Feustel sein können, das Regalsystem erinnert sehr an eine Haushaltwarenabteilung ö.ö
    Ein bisschen verdutzt bin ich über die Öffnungszeiten, dachte nicht, das nen Erotikmarkt die Öffnungszeiten von einem Supermarkt hat..naja..andererseits.. Netto hat ja bis 22 Uhr auf.. ö.=

Kommentare sind geschlossen.