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Ende einer Legende

Das Ende der einstigen Kultkneipe Erlenklause steht seit nunmehr zwei Jahren im Raum. Nach Komplikationen infolge eines unabgesprochenen Mieterwechsels, wechselte dann auch die Hausverwaltung. Zuletzt hatte die Gastronomin Kati Wetzel versucht, die Erlenklause wieder zu eröffnen. Es gelang ihr nicht mit der neuen Verwaltung einen Vertrag abzuschließen.

Erlenklause, das Kneipenschild ist schon demontiert. Foto: Leonid Lewandowski
Erlenklause, das Kneipenschild ist schon demontiert. Foto: Leonid Lewandowski

Nun scheint die hundertjährige gastronomische Geschichte an der Ecke Erlen-/Johann-Meyer-Straße ein Ende gefunden zu haben. Wie in der aktuellen Ausgabe des Dresdner Amtsblattes (Seite 23) zu lesen ist, wurde für Räume eine Baugenehmigung zur „Nutzungsänderung im Ergeschoss von Räumen einer Gaststätte in eine Physiotherapie“ erteilt.

Erlenklause wird Physiotherapie

Die Genehmigung beinhaltet Änderungen des Grundrisses, sowie Fassadenänderungen. Alles deutet darauf hin, dass der einstige Kultkneipe das selbe Schicksal bestimmt sein wird, wie bereits der Kneipe Oscar/Stilbruch im Jahr 2018 (Neustadt-Geflüster vom 11. Mai 2018) – nämlich der Umbau in eine physiotherapeutischen Einrichtung. Derzeit liegt lediglich die erteilte Baugenehmigung als Zeugnis der Absicht des neuen Mieters zum Umbau der einstigen Gaststätte vor. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, wer die neuen Mieter sind oder wann die genehmigte Renovierung stattfinden soll. Die Hoffnung auf eine Neueröffnung ist damit jedoch endgültig begraben und die Erlenklause Geschichte.

Die Erlenklause war eine der ganz wenigen Kneipen, die die Wende überlebt hatten. Andere, wie das Goldene Hufeisen, die Konzertklause oder die Zöllnerklause sind längst geschlossen. Von den uralten Neustadt-Unikaten sind nun nur noch das Hebedas und das Bautzner Tor übrig.

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Chronik der Erlenklause

Das Kultlokal an der Ecke Erlenstraße und Johann-Meyer-Straße hat eine lange Geschichte. Laut www.altesdresden.de führte ab 1911 Ernst Gottlieb Eiselt das Restaurant, das Heinriche Prosch 1913 übernahm.

Erinnerung an bessere Zeiten, die Erlenklause im Jahr 2018 - Foto: Archiv Anton Launer
Erinnerung an bessere Zeiten, die Erlenklause im Jahr 2018 – Foto: Archiv Anton Launer

Spätestens ab dem Zeitpunkt hieß es „Neustädter Reichelbräu“ und Clemens Robert Reichelt übernahm die Geschäfte, von 1920 bis 1922 war Richard Kretzschmar der Inhaber. Danach wird laut Dresdner Adressbüchern die Firma Hensel & Schmidt aufgeführt, die aber offenbar 1925 schon wieder zu macht. Kaufmann Arthur Hensel wohnt weiterhin dort. Der Laden steht dann wohl mehrere Jahre leer. Allerdings wohnt im Erdgeschoß schon seit 1922 die Produkt-Händlerin Ida Schierz. Ob das aber ein Geschäft ist, steht nicht dabei.

1929 zieht im Erdgeschoss auch eine Katharina Arndt ein, die ab 1930 als Schankwirtin aufgeführt ist. Ob ihre Kneipe auch dort war, lässt sich nicht daraus entnehmen. Ab 1933 gibt es dann einen Schankwirt Herrmann Fehner und einen Kellner Walter Fehner, die bis zum Ende der publizierten Adressbücher dort zumindest wohnen (Vielen Dank an Leser abrazzo für die Recherche).

Von 1966 bis 1983 führte Elfriede Siegler die „Erlenklause“. Ihr Mann Kurt Siegler war in der Neustadt als Erlkönig bekannt. 1988 hatte die Familie Pietsch das Lokal übernommen, ab 2004 führte es Karsten Pietsch bis zum Herbst 2018. Dieser übergab das Etablissement – ohne dies vorher mit der Vermietung hinreicheind abgeklärt zu haben – an den in der rechten Szene bekannten Michael Wirth. Da der Eigentümer mit dem neuen Mieter nicht einverstanden war und die Übernahme durch Wirth zudem für Verstimmungen im Viertel sorgte, wurde der Mietvertrag zum 30. Juni 2019 nicht weiter verlängert und die Kneipe musste schließen (Neustadt-Geflüster vom 22. Juni 2019).

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Die Gastronomin Kati Wetzel versuchte auf eigene Faust die Erlenkneipe wieder zu eröffnen und startete zu diesem Zweck eine Crowdfunding-Kampagne. Jedoch wollte sich die Hausverwaltung der Deuter Invest GmbH, der das Haus gehört, nicht auf Gespräche zur erneuten Vermietung einlassen (Neustadt-Geflüster vom 4. September 2020).

Erlenklause von innen. Foto: Archiv
Erlenklause von innen. Foto: Archiv

7 Kommentare

  1. Werd den Saftladen sicher nicht vermissen. Die Gaeste sowie der Inhaber Herr Wirt waren sehr dubiose Gestalten…

  2. Der Hecht profitiert doch von einer Physiopraxis weit mehr, als von ner spärlich besuchten Kneipe…

    Btw, ich verstehe den Tag „Gentrifizierung“ nicht. Wie verdrängt eine Physiopraxis alteingesessene Bewohner des Viertels oder treibt Mieten in die Höhe…?
    Nicht jede Gebäudesanierung stellt Gentrifizierung dar, das ist doch ein reiner Strohmann.

  3. @TollerHecht: Ich sehe es als eine Auswirkung der Gentrifizierung, nicht als Treiber derselben. Ebenso wie die Schließung des Stilbruch oder den Umbau der alten Reiter-Räume in Wohnraum.

Kommentare sind geschlossen.