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Lesetheater

„Übrigens – Wir wohnen hier“

Am Sonnabend haben am Abend einige Anwohnende der Ecke Rothenburger, Louisen-, Görlitzer Straße, auch bekannt als „Schiefe Ecke“ ihr Esszimmer auf die Straße verlegt. Unter dem Motto „Übrigens – wir wohnen hier“ demonstrierten sie für ihre Interessen, die zwischen Lärm, Alkohol und Feiertrubel oft untergehen.

Übrigens - wir wohnen hier - Ungewöhnliche Demo auf der Louisenstraße - Foto: Uwe Quade
Übrigens – wir wohnen hier – Ungewöhnliche Demo auf der Louisenstraße – Foto: Uwe Quade

Bei Chili sin Carne kamen die Anwohnenden miteinander und den langsam eintrudelnden Partygästen ins Gespräch. Zu dieser etwas unüblichen Art der Demonstration hatten Aktive des Schwarzen Schaf e.V. eingeladen. Nach Auskunft der Veranstalter*innen stieß die Aktion auf positiven Anklang. Beim gemeinsamen Essen kam es zu einem fruchtbaren Austausch über das Leben an der Kreuzung.

Auch Angehörige des neuen Kommunikationsteams „NachtschLichter“ setzten sich für ein Kennenlernen mit dazu. Aufgrund der im Vorhinein angemeldeten Sicherheitsbedenken der Polizei wurde die Versammlung um 22.30 Uhr aufgelöst.

„In den Gesprächen wurde klar, dass Anwohnende nichts gegen das Feiern haben und sich teilweise selbst gerne mal dazu gesellen“, berichtet Madelein Weis vom Schwarzen Schaf. Das Problem sei die rücksichtslose Feierkultur. Platte Fahrradreifen gehören oft zum Alltag, nachdem in der Nacht reichlich Glas zu Bruch ging. Die nächtliche Stimmung ist teils so aggressiv, dass sich eine Anwohnerin nicht wohlfühlt, nachts alleine nach Hause zu kommen. Auch ein junger Mann, der mit Freunden zum Feiern aus Striesen gekommen war, äußerte sich verärgert über die zunehmend angespannte und bedrohliche Stimmung.

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Fehlfarben am 25. Oktober im Puschkin

Einen Anwohner nervt es, am Sonntagmorgen erst einmal Urin wegwischen zu müssen, nachdem sich Feiernde an seiner Haustür erleichtert haben. Basslastige Musik, lautes Grölen und Getrommel lassen viele nicht schlafen, was vor allem unter der Woche ein Problem darstellt, da viele am nächsten Morgen arbeiten müssen. Eine Anwohnerin erzählte, welche Hürden sich ihr nach einem
Beinbruch stellten. Die Bahnhaltestelle Görlitzer Straße ist nicht barrierefrei und durch die vielen Menschen kann das Durchkommen für Taxis schwierig werden.

„Trotz allem wohnen die Leute gerne in der Neustadt“, sagt Madelein, „sie wünschen sich lediglich etwas mehr Rücksichtnahme und mehr Bewusstsein darüber, dass hier übrigens auch Menschen wohnen, die die Neustadt eben auch zu dem Ort machen, zu dem alle gerne kommen.“

37 Kommentare

  1. Ich frag mich ja wie viele dieser „Protestierenden“ ganz bewusst in ein Party-/Szene-Viertel gezogen sind. Diese Viertel sind auf der ganzen Welt gleich (so wie auch die Menschen die dort hinziehen um sich anschließend über das Ausmaß an Feierei zu beschweren). Und mal ganz ehrlich gegen platte Reifen hilft Kehren und gegen Urin an der Haustür genügend kostenfreie Toiletten – Dinge die man super als Nachbarschaft selbst organisieren kann. Mein Gefühl ist aber, dass die Neustadt gar keine tolle Nachbarschaft ist, die ein schönes Viertel organisieren will . Es gibt in dieser Welt so viele Dinge gegen die man „protestieren“ kann und sollte – aber gegen die Partypeople die am Wochenende übertreiben??? Ich jedenfalls finde es super, dass die Menschen die am Wochenende nicht in ihrer Wohnung vergammeln wollen in der Neustadt ein Viertel haben in dem was los ist und in dem es such auch mal ungehemmter leben lässt. Ich wohn ja schon lang nicht mehr in der Neuse aber eben nicht wegen den Parypeople sondern wegen den „hippen und spiessigen“ Bewohnern die das Viertel für mich unerträglich gemacht haben. !!!Party on!!!

  2. Sehr gute Aktion, sollte keine Eintagsfliege bleiben.
    Wieviel Leute, die dort wohnen, waren denn etwa dabei?

  3. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Worte manche Leute brauchen, um zu sagen „Rücksichtnahme? Nicht mit mir!“

  4. Liebe Svenie,
    Klingt schön, ist aber mitunter alles gar nicht so einfach wie du dir das denkst.
    Denn nein: nicht alle Menschen ziehen hier neu bewusst her. Viele Leute wohnen hier einfach schon lang aus den unterschiedlichsten Gründen.
    Mein heiliges winziges 150 Euro Auto ist total harmlos und bekommt ständig trotzdem die Spiegel abgetreten. Neulich hatte ich ernsthaft einen Platten wegen einer beschissen Glasflasche unter dem Reifen die ich wirklich nicht sehen konnte.
    Voll traurig.
    Die 15 jährige Tochter kann nicht mehr im Sommer leichtfüßig barfuß laufen ohne in Kotze oder Pisse von gestern zu treten. Der 20 jährige Sohn hält die Kreuzung nur noch für Banane und findet Umwege.
    Es ist arsch mühsam normal mit dem Hund spazieren zu gehen ohne dass ihn tausend betrunkene Leute dümmlich anpatscheln wollen.
    Und versuch mal bitte hier auf dem Gehweg mit einem Rollstuhl umzugehen.
    Der Mann lebt hier echt schon länger als ihr euch euern kleinen Arsch zu aggro mucke auf der Kreuzung plattsitzt. Lass den halt mal bitte höflich durch! Wir brauchen den Platz ernsthaft.
    Und nein: er kann leider nicht so easy umziehen.
    Ungehemmtheit ist was total großartiges- wenn man auch noch mitbekommt was drumherum geschieht.
    Hier leben Menschen.
    Du Bock auf Aggroboombox und Geschrei jede Nacht neben deinem Bett?
    Vermutlich nicht.

  5. „gegen platte Reifen hilft Kehren und gegen Urin an der Haustür genügend kostenfreie Toiletten – Dinge die man super als Nachbarschaft selbst organisieren kann…“

    Wie kommen die Anwohner dazu, ständig Euren Dreck zu beseitigen?
    Svenie, kannst ja gleich mal selber damit anfangen, die Wege, die Du dann mal mit dem Rad befahren willst, zuvor mit dem Besen zu bearbeiten. Und viel Spaß beim täglichen Pisse aufwischen.

    Ich glaub, es hakt…

  6. @ Svenie, ich nehme an, du wohnst nicht an der Ecke? Deine Idee mit den kostenfreien Toiletten ist nett und gut, allerdings liegt die Anschaffung derer nicht in der Verantwortung der Anwohnenden, und dennoch sind es jedes Wochenende wieder die Anwohnenden, die das Wildgepinkle ausbaden müssen. Ich wohne selber auch im Epizentrum und meine Hausgemeinschaft muss seit diesem Jahr Pfingsten jedes Wochenende das Tor unten abschließen, damit uns nicht an die Fahrräder im Hof gepisst wird. Aber dennoch: keiner von uns hat etwas gegen die Feiernden, im Gegenteil! Es ist nur diese Rücksichtslosigkeit, genau wie im Artikel beschrieben, die extrem nervt. Und Scherben mal eben wegkehren, aus den Ritzen des Kopfsteinpflasters, ist nicht.

  7. @Svenie
    Da wir, ich und meine Frau wir Spießer, grundsätzlich der Meinung sind, dass Rücksichtslosigkeit nichts mit Feierkultur zu tun hat, du aber ja in eine andere Nachbarschaft gezogen bist, um dort das zu etablieren, was die Spießer in der Neustadt nicht zu lassen, könntest du uns deine Adresse oder zumindes dein Viertel nennen? Dann klingeln wir nachts um 3 wenn wir mal pullern müssen und zerschmeißen Flaschen vor deiner Haustür, da es ja zu einer guten Nachbarschaft gehört wildfremden Leuten, „die halt mal nicht zu Hause rumgammeln wollen“ hinterher zu räumen und deren Rücksichtslosigkeit aufzuwiegen.

    *Ironie Ende*
    Bitte entschuldige, aber bitte was ist das denn für eine Einstellung? Nur weil ein Viertel einen Ruf hat muss ich, wenn ich dort wohne aktzepzieren, dass Personen, welche eben nicht in dem Viertel wohnen, alle sozialen Normen fallen lassen, um eben mal Spaß zu haben?

    Party on, klar, aber seit wann heißt dass ich muss, nachdem das schon sehr häufig Thema war, meinen Mitmenschen gezielt das Leben bzw die Nacht zu Hölle machen an diese Ecke gehen und eskalieren?

    Die Aktion wurde zwar als Protest bezeichnet war aber ein Gesprächsangebot, siehe Artikel, welches ja scheinbar auch angenommen wurde und ausgehend von den Organisatoren dem Schwarzen Schaf, ja genau die Bewohner*innen dieses Hauses sind die spießigsten Dresdner die ich jemals kennen lernen durfte (Sorry bin schon wieder in die Ironie gerutscht)

  8. vielleicht mal solche Pisskegel aufstellen welche direkt über einem Gulli stehen (gesehen in Belgien) ist zwar sicher erst mal gewöhnungsbedürftig aber würde ein großes Problem der männlichen Personen entschärfen……

    grussi……

  9. @Anton:
    Von „schiefer“ Ecke macht das Problem nicht besser.
    Das klingt wie die DDR-Ketwurst als Gegenwort zum Hotdog.
    Was soll an der Ecke schief sein?
    Vier Häuserecken á 90°, nur der Übergang Rothenburger zur Görlitzer Straße ist ein bisschen versetzt.
    Warum den Bereich nicht so nennen, wie es auch Wikipedia macht: Assi-Eck.
    Die Aktion und auch die (meisten) Kommentare verdeutlichen doch, dass dort (die Anwohnenden ausgenommen) unsoziales Gebaren ausgelebt wird.

  10. „… die Versammlung um 22.30 Uhr aufgelöst.“

    Ich glaube ja da waren DIE Störenfriede mit denen man hätte reden sollen noch gar nicht da.(leider)

    Ansonsten wie schon oft hier diskutiert helfen halt einfach nur drakonische Strafen, sich auf die Vernunft und Einsicht der Leute zu verlassen ist vergeudete Zeit, um sich zu ändern und das Problem zu verstehen braucht man Einsicht und eine gewisse Selbstreflektion ohne die läuft nix.

    ansonsten ist gesetztmäßig schon lange alles geregelt
    https://www.bussgeldkatalog.org/umwelt-laermbelaestigung/

    von 22-6 Uhr (übrigens auch Samstag!) gilt Nachtruhe- heißt Zimmerlautstärke! gilt übrigens auch für Gartenanlagen.

    Niemand in Deutschland muss sich sowas auf Dauer gefallen lassen denn der Frust wächst dann immer mehr, ich selbst wohne im eigentlich ruhigen Seidnitz, aber auch wir haben seit Monaten im gegenüberliegenden Block renitente Ruhestörer die gern die Nacht zum Tag machen und selbst wochentags bis Morgens um 4 ohne Rücksicht auf Verluste Radau machen. Ein Gesprächsversuch wurde abgeschmettert so das nur der Gang über die Wohnungsverwaltung übrig blieb und auf eine Ermahnung eine Abmahnung kam. Seitdem ist zumindest ab 0 Uhr Ruhe.

    Ich habe da absolut kein schlechtes Gewissen, niemand hat was gegen bis um 12 aufm Balkon sitzen und quatschen, aber so ein Assiverhalten werde ich einfach nicht mehr dulden oder tolerieren.
    Als letzens der Nachbar 35 wurde hat er einen netten Zettel unten an die Pinwand gemacht und sich entschuldigt das es bisschen lauter werden könnte und spätestens um 2 Schluss ist(was es dann auch war), wenn man SO kommuniziert und das ne Ausnahme bleibt ist alles ok :-)

    Zusammenleben bedeutet gegenseitige Rücksichtnahme! Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.

  11. Ob die zunehmende Kommerzialisierung des Feierns und des Alkoholismus (z.B. BRN) wohl dazu beigetragen hat, dass die Neustadt mehr und mehr als Sammelplatz für das Ausleben der eigenen Affekte dienen darf? (kopfkratz)

    Glaubt man den Erzählungen, dann war die BRN vorher ja eher ein harmloses Straßenfest.

  12. @Guardian: Ich habe das vermutlich schon mehrfach ausgeführt, aber gern nochmal. Wenn man die von Dir gewählte Bezeichnung immer wieder wiederholt, setzt sie sich in den Köpfen fest und die Leute benehmen sich entsprechend. Außerdem empfehle ich bezüglich der Bedeutung und der Entwicklung des Wortes asozial folgenden Beitrag im Deutschlandfunk.

  13. Eigentlich wollte Ich ja erst ein wenig pöbeln aber Ich mach jetzt doch mal nen mega konstruktiven Vorschlag.

    Also alle gleich mal Bleistifte raus und mitgeschrieben!

    – Eskalationsstufe I. –

    Hängt doch einfach mal laminierte Hinweisschilder für die Assi(!)-Eck Besuchenden auf, in denen Ihr freundlich auf eure langjährige Anwohnendenschaft und die Bitte um Rücksichtnahme hinweist.

    – Eskalationsstufe II. –

    Fenster aufmachen und folgendes hinaus schreien: „Jetzt ist aber mal Ruhe Ihr Assis!“

    – Eskalationsstufe III. –

    Mit Resten aus dem Biomüll werfen.
    Box ans Fenster stellen und laut Schlager spielen.

    Hilft nix? Dann wendet euch wütend an die Stadt (Mistgabeln nicht vergessen).

    Dem Lärm lässt sich mit baulichen Anpassungen begegnen.

    Die Menschenansammlung kann über die gezielte Bereitstellung von Sitzgelegenheiten entzerrt werden.

    Auf der Alaunstraße ist Platz für weitere Pipi-Einrichtungen, z.B. da wo der Durchgang zum Panama ist. Am Eck ausschildern!

    Technische Lösungen sind kein Problem. Easy umsetzbar wäre etwa eine Messvorrichtung die beim Überschreiten eines bestimmten Lärmpegels automatisch anfängt Schlager zu spielen (oder ein nerviges Geräusch). So lange bis der Pegel wieder unterschritten wird.

    Spätiverkauf und Menschenauflauf korrelieren.

  14. Louisenstraße meinte Ich.

    Als obercooler Hechti meide Ich yuppiefizierte Hipsterviertel und bringe dann manchmal Straßen durcheinander.

  15. @Böse und Faul: Ich dachte, Du meinst die Görlitzer statt der Alaunstraße. Es gibt ja auf der Louisenstraße schon eine Toilette, ich hab dort noch nie ne Warteschlange gesehen, dafür aber nach Mitternacht schön öfter große Pfützen im Inneren, daher kann ich gut verstehen, dass die Leute dort nicht Wasser lassen wollen. Vermutlich der gleiche Grund, warum es direkt an der Ecke keine „Nette Toilette“ gibt.

  16. Hier mal was historisches zur „Schiefen Ecke“.Vor Jahren war in der „Neustadt-Zeitung“ eine Serie,in der die Entstehung der Strassen in der Neustadt beschrieben wurde.Demnach war die Rothenburger(damals Markgrafenstrasse) ursprünglich eine Sackgasse.Später wurde das Gelände bis zum Alaunpark bebaut mit der Görlitzer als Hauptstraße.Irgendwann wurde das Quergebäude oberhalb der Rothenburger abgerissen.Dadurch entstand der seltsame Knick in der Strassenführung.Genaue Jahreszahlen sind mir leider nicht bekannt.

  17. Auf die Görlitzer kann direkt auch noch eine hin.

    Ich denke die an der Scheune ist den meisten einfach zu weit weg, nicht bekannt (weil nicht ausgeschildert!) und, wie du schon gesagt hast, ekelhaft.

    Aber so ein Pipihäuschen wie Sie an der Ecke Rothenburger/Alaunstraße oder teilweise in Berliner Grünanlagen stehen wären ja perfekt.

    Da kann man(n) ja nicht viel falsch machen. Ist eigentlich Idiotensicher, auch im Suff.

    Und ausschildern ist ganz wichtig, falls Ich das noch nicht erwähnt hab.

  18. Schade, dass der „Protest“ schon halb elf aufgelöst wurde… Warum muss man beim gemütlich draußen sitzen mehr Rücksicht nehmen als die Leute, die die ganze Nacht Radau machen? Nicht nur an den Wochenenden.
    Es ist schade, dass man als Anwohner der böse, störende Faktor ist. In einem Wohngebiet. Ständig wird nachts alles kaputt gemacht, Blumen aus den Töpfen gerissen, geschmiert etc.. Man kann einfach nichts schönes zur Straße haben, weil es nicht lange so bleibt. Und naja, mit Fenster zu schlafen ist man ja gewohnt im Sommer…

  19. @sveni: klar, dass du nicht mehr in der Neustadt wohnst… Hunde pissen ja auch nicht in die eigene Hütte… Ich wohne gern in der Neustadt, ich finde es schön, dass man da feiern kann. Aber das Rücksichtslose herumgepisse und – gegröle, die Glasscherben und der Müll am nächsten Morgen (lauft mal Samstagmorgen vom Eck in den A-Park) haben mit Feierkultur nix zu tun.

  20. Erstaunlichdas mein Beitrag wegen dem Wort *Schwachsinn* entfernt wurde, es gab Zeiten da wurden nicht so spiessig zensiert!!

    Ich wohne schon jahrzehnte in der Neustadt und sehe nicht ein mich immer wieder rechtfertigen zu müssen DAS ich hier wohne und mich auch über bekotzte Gehwege, Glasscherben, Müll und massig Essensresten, vom Lärm ganz zu schweigen beschwere. Im Laufe der Jahre ist der kulturelle Geist und das multi Miteinander der aggressiven Stimmung, der Intoleranz und der Rücksichtslosigkeit gewichen, trotz aller Bemühungen der Bewohner wieder das alte Flair in die Neustadt zu bringen. Keine Chance.

    Und dann sind dann die, die einen die volle Breitseite geben und einen agressiv nahelegen wegzuziehen, fragen warum man erst hergezogen ist, einen als spiessig betitelt oder man ja sowieso eine spassbremse ist.

  21. Die Polizei/Stadt/Politik hat einfach den richtigen Moment verpasst um durchzugreifen.
    Jetzt ist das alles in der Neustadt Normalität.
    Lasst uns Feiern,Saufen,Grölen, laut Musik hören, an/in die Häuser Pinkeln/Kotzen, unseren Müll liegen lassen, Randalieren, Rumpöbeln usw…uns passiert doch nichts.
    Der einzige Weg um das alles zu beenden ist, meiner Meinung nach, hartes durchgreifen der Polizei und durchsetzen der bestehenden Gesetze.
    Besoffene zum Ausnüchtern in die Zelle. Boom Boxen konfiszieren.
    Platzverbote.
    Geldstrafen.
    Anders lernt es das egoistische Feiervolk nicht und es wird sich nie etwas ändern.

  22. Die letzten 10 Jahre konnte man zur Prime Time eigentlich nicht mehr zur BRN gehen.

    Zu voll, Jugend von den Dörfern in Maßen. Ab 1:00 Uhr in Massen zu voll.
    Spürbar. An engen Stellen mit Tendenzen zur Maßenpanik.

    Die Zeiten haben sich geändert. Ich bin nicht mehr zwanzig. Die Neustadt nicht mehr das, was sie in den Neunzigern versprühte. Aus Studenten sind Ärzte und Anwälte geworden. Und wohnen noch im ehemaligen Kitz.

    Einmal Sonntags in der Neuse zum Brunch erlebt: ein besoffener und druffer Typ motzt die sittsamen Gäste voll, was sie hier wollen, er wohne schon immer hier. Geldhaie – geht nach Hause. Der wohnt bestimmt noch bei den Ältern, mindesten einer Ingenieur in der Familie.
    Wie soll man sonst die Miete in der Neustadt bezahlen?

    Global gesehen:
    Gibt es eigentlich noch Jugendkultur wie früher?
    Wie Techno in den 90zigern, Punk oder Disco in den 80zigern, Hippies… so echte Hippies?

    Wenn die Eltern doch schon (immer noch) Hippies sind?
    Clubkultur?
    Für den schmalen Taler?

    Am AssiEck tobt sich ein vergangener Traum aus. Im Suff. Da es kein “sinvolles Ziel“ wie früher gibt.
    Oder ich hab vergessen wie oft wie besoffen ich in der Neuse war. Mit Zwanzig, !!!!DYNAMO!!! und Flasche auf den Gehweg kloppen.
    Damals hab ich noch auf dem Dorf gewohnt.

    No Future, ganz neu. Ohne oder mit nur wenig Politik. Mit spießigen, möchtegern Dorfhelden die “Kultur und Szene“ suchen.
    Aber chic angezogen sind.

    Schöne neue Welt.

    Eine Lösung habe ich nicht, würde mich anhand meines Alters aber auf die Seite der Anwohner schlagen.

    Und was muss das muss, auch heute noch:

    Falls es wieder eine Großveranstaltung gibt und meine Blase wird ja auch immer schwächer mit dem Alter: Piss ich euch in den Hinterhof.
    !!!DYNAMO!!!

  23. Was muss das muss. Da ist nunmal nix zu ändern.

    Ich würde ja jetzt das Wort „Kapitalismus“ in die Debatte werfen.

    These:
    Die Disziplinierung der doppelt freien Lohnarbeitenden macht einen eskapistischen Freiraum notwendig, in dem die Last der Vorschrift und subtilen Bevormundung ausgleichsweise ausgesetzt ist. Nur so ist Autorität dauerhaft zu ertragen.

    In Dresden ist der einzige Raum, der ein ‚über die Stränge schlagen’ erlaubt, die Neustadt. Also kommen all die verklemmten, bürgerlichen Heinis am Wochenende rüber gefahren und machen mal richtig Radau.

    Dazu kommen natürlich noch die ganzen bürgerlichen Hipster die hier eh schon wohnen. Ist ja so cool und frei und wild am Eck. Da möchte man natürlich ein Teil von sein bzw. diese Eigenschaften durch örtliche Anwesenheit für sich beanspruchen.

    Und wer weiß, wer sich noch alles am Sehen und Gesehenwerden aufgeilt. Jo, der Rest ist gegenseitiges Hochschaukeln.

    Aber echte Freiheit und echtes, rebellisches Verhalten gibt es nur im Angriff auf Machtarithmetiken. Das Kindertheater am Eck ist nur nervige Selbstinszenierung und zu allem Überfluss auch noch systemstabilisierend.

  24. Kurze Ergänzung:

    Dinge wie “der Kapitalismus“ oder “das Virus“ die so verwachsen und in und mit der Gesellschaft sind, kann man doch allzu leicht für irgendwas verantwortlich machen.

    Aber ich mag deine These, da ich heimlich Marxist bin.

    Wie wäre das:

    Pro Straße in der Neuse ein Haus verfallen lassen und den ursprünglichen, einheimischen Punkern mit Irokesen und Nietenjacken ein Refugium bieten.

    Diese vertreiben dann die eingeschleppten Arten aus den Vorstädten.

    Nicht schön, wegen dem Gestank und Lärm machen die auch, aber man kennt sich wenigstens?

    Bella Ciao, Bella Ciao… eines Morgens in aller Frühe… ich bekomme immer Gänsehaut von diesem Lied.
    Aber nach 12h Maloche am Stammtisch beim Bier von der Revolution träumen, es dann noch durchzuziehen, die junge Frau mit Kind zurück lassen, für einen Traum, gegen Berufssoldaten kämpfend… in fernen Ländern… das kann nur die Jugend so ideal.

    FreiDay for Future.

  25. @DÜÜNAAAMOOO!!!!1
    Der „Charme“ so eines Erklärungsversuchs liegt wohl darin, dass er eine Zwangsläufigkeit impliziert: Die Feiernden können gar nichts für ihr Tun, die äußeren Umstände sind verantwortlich.

    „In Dresden ist der einzige Raum, der ein ‚über die Stränge schlagen’ erlaubt, die Neustadt.“
    Und das ist der Legende zweiter Teil: Es geht ja nur in der Neustadt – ist ja schließlich das Party-Viertel. (Es ist das Party-Viertel, weil die Leute hier Party machen, und sie machen hier Party, weil es das Party-Viertel ist.) Habt ihr es denn schon mal woanders versucht? Nehmt doch mal für die nächsten drei Jahre Striesen für’s Abbfeiern; und dannn drei Jahre lang Cotta, und so weiter. So hat jeder Stadtteil mal was davon und kann symbolisch aufgewertet werden.

  26. @mm
    Absoluter Horror. Dann könnte man nachts vernünftig schlafen und dann ausgeruht zur Arbeit gehen.

  27. Die Idee mit dem Punkerschutzgebiet gefällt mir. Die sind nämlich akut vom Aussterben bedroht.

    Aber zurück zum Eck.

    Die Stadt braucht mehr Freiräume abseits des (reichlich kommerzialisierten) Hot-Spots Äußere Neustadt. Das Ganze muss wirklich mal etwas entzerrt werden.

    Langfristig hilft das auch dem Eck.

    Vielleicht kann man mal die zarten Blümchen die sich gerade in Pieschen, Striesen, Plauen, usw. herausbilden gezielter fördern.

    Und der Gastro (und Immobilienwirtschaft) müssen auch mal Grenzen aufgezeigt werden. Es darf nicht alles der Verwertungslogik geopfert werden, sonst war’s das hier bald mit dem Kiezleben.

    Dann ist das nur noch die Kulisse alternativen Lebens, ein Disneyland des Nachtlebens.

    Das Eck mag das Epizentrum sein und wahrscheinlich liegt die Sauftouri-Quote am Bordstein sogar noch(!) deutlich unter jener in den Bars und Restaurants, aber letztendlich ist die Problematik größer und betrifft ganz 01099.

    Apropos Freiräume, am 28. ist Tolerade! Dieses Jahr mit einem Schwerpunkt auf kulturelle Freiräume.

  28. Wie hat die Polizei eigentlich die Auflösung der Aktion kommuniziert? Etwa so: „Geht jetzt besser nach Hause“? … (Finde den Fehler.)

    Vielleicht sehen es ja noch andere Anwohner wie ich? Ich liebe „meine“ Neustadt und tatsächlich mag ich es trotz fortgeschrittenen Spießertums (Ich bin verheiratet, habe Kinder und einen Job – gleich drei mal spießig!) immer noch zu feiern. Es ist mir dabei allerdings noch NIE passiert, dass ich meinen Müll einfach auf die Straße oder in den Park geschmissen habe, nachts das unbändige Bedürfnis hatte, die Görlitzer entlang zu grölen oder so plötzlich pinkeln musste, dass es an Ort und Stelle passieren musste. Nein, auch in den wildesten Zeiten nicht und da habe ich auch schon hier gewohnt. Es stört mich außerdem echt, dass die Frage über Gehen und Bleiben immer nur am Feierstatus festgemacht zu werden scheint, obwohl das Viertel seine Identität aus mehr Komponenten zusammensetzt. Von mir aus könnte es auch 20 Bars und 2000 weniger Gäste geben und es wäre immer noch „meine“ Neustadt…

    Zurück zur Lösung: Ich finde ja die Idee, die Polizei (genauer gesagt: das Ordnungsamt) mit ins Spiel zu bringen, geradezu verführerisch. Wie weiter oben schon mal erwähnt, haben Menschen vor einiger Zeit bereits als verbindlich anzusehende Gesetze etabliert. Warum sollte ich also als Anwohner jedes Wochenende (und das beginnt bekanntlich in der Zielgruppe am Donnerstag) losziehen, genau diese Gesetze heroisch neu verhandeln, mich allerdings dabei im besten Fall von egoistischen Betrunkenen auslachen, im schlechtesten Fall vermöbeln lassen? Ich meine, die Damen und Herren in blau sind ja ohnehin bereits vor Ort?! Oder kommen die auch nur noch, um im Takt der Musik mitzuwippen???

  29. Dass hier immer wieder die Bedürfnisse der „Feiernden“
    über oder zumindestens gegen die Rechte der Anwohner gestellt werden ist dem Grunde nach unterlassene Hilfeleistung.
    Hier haben Anwohnende in diesem Fall erneut die Kommunikation gesucht und auch Kompromissbereitschaft aufgezeigt. Hat sich dieser Weg gelohnt? Was hat sich danach verändert?
    Hier hilft nur Dauerregen, da ist es kein Problem, woanders zu saufen… etwas anderes findet objektiv in Masse an der Ecke nach 22:00 Uhr nicht statt, ansonsten wäre es etwas kulturvoller…
    Oder wurden vom Tisch der Anwohnenden Leute angepöbelt, gegröhlt oder gekotzt?
    Gestern habe ich im Regen an einer anderen Ecke einen kleinen Konzert lauschen dürfen.. da wurde nicht zu lange gemacht, da wurde nicht gepöbelt, da waren aber auch keine Sauftouristen… so geht Neustadt…

  30. Jedes Wochenende grüßt das Murmeltier!!
    Ich frage mich, wie lange wir hinnehmen müssen, dass unser supi schönes Viertel so schnöde ausgenutzt, beschmutzt, beschmiert etc. und so mit Füßen getreten wird!!!!
    Es ist sooooo traurig, dass all die Menschen bei uns Ihren Ego-Feier-Trip freien Lauf lassen können und wir dies alles hinnehmen müssen.
    Es gibt Gesetze die hier sehr gut greifen und auch angewendet können!!!!
    Was passiert, wenn ich mich einfach als einzelne Person mal so benehme wie die vielen Personen am Wochenende?
    Ich setzte mich mal mitten auf die Kreuzung Görlitzer Straße / Luisenstraße/ Rothenburger Straße und verzehren bei supi lauter völlig übersteuerter Musikbox Pizza aus dem Karton, alkoholisches Getränke, kiffe etwas und lassen alles schön liegen. Die Stadtwirtschaft richtet es ja dann. Dann müsste ich ja mal das WC aufsuchen vielleicht müsste ich mich auch übergeben! Da findet sich schon mal ein naheliegender Hauseingang.
    Und wenn dann die Ordnungshüter mich auffordern zu gehen; diskutiere ich erst mal. Nach der zweiten Aufforderung gehe ich zwei Meter weiter und lassen mich wieder auf der Straße nieder. Was passiert dann? Werde ich verhaftet oder in die Psychiatrie eingeliefert oder werden bei mir die Gesetze angewendet? Oder mir passiert nix.
    Wieso finde ich mich allein gelassen. Habe ich kein Recht in meinem eigenen Kiez/ Viertel beschützt zu werden?

  31. Iich komme aus einer anderen Ecke der Neustadt, die inzwischen auch in eine Schieflage geraten ist: Der Platz vor der Scheune.
    Bei einem meiner nächtlichen Anrufe bei der Polizei wegen Ruhestörung um 23.30 Uhr, erklärte mir der Beamte, dass die Ruhephasen in den Sommermonaten erst um 24 Uhr beginnen, das wäre eine Sonderregelung. Damit sei das Konzert vor der Scheune bis 24 Uhr zu tolerieren.
    Kann mir jemand zu dieser erweiterten Regelung etwas sagen?
    Das hieße also, dass wir als Neustädter weniger Anrecht auf eine Nachtruhe hätten als die Anwohner aus anderen Stadtvierteln?

  32. Sehr geehrter Herr Launer,
    weil ich verreist war, sah ich erst jetzt Ihren Artikel über die Protestaktion an der „schiefen Ecke“ und die KOMMENTARE dazu. Dafür, für Letzteres, möchte ich Ihnen herzlich danken. Sie haben sich über Ihre aktualisierte Hausordnung vom Frühjahr mal hinweggesetzt und wieder einfach „nur“ Kommentare zugelassen. Kommentare, die Auseinandersetzungen zwischen uns Lesern beinhalten. DANKE.
    Um nicht meine eigene Ansicht dazu zu verheimlichen: ich stimme der Mehrheit zu, daß wir Neustädter genauso ein Lebensrecht haben, wie andere Menschen auch, daß der absichtliche Lärm quälend ist, und daß es einfach ordinär ist, wenn Männer überall an Haustüren und in erreichbare Gärten pinkeln. Da aber, gesellschaftlich gesehen, ein Ventil gebraucht wird, das sowohl die Aggressivität (der tumben Pseudofeiernden) abführt, als leider aber auch die Bereitschaft zum Widerstand (der betroffenen Anwohner) abnutzt und aufbraucht , weil es also Alles in Allem systemstabilisierend ist, was hier geschieht, wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Und wenn an der „schiefen Ecke“ doch Ruhe einkehren sollte, dann würden irgendwo anders ähnliche Auswüchse zugelassen werden.
    Auch wenn mein Kommentar etwas verspätet kommt, vielleicht wird er ja doch noch gelesen, und nicht nur von Ihnen Herr Launer.

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