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Zwischen Bäckereiketten, Schuhgeschäften und Boutiquen sticht der Weltladen aha mit seinem durch und durch fair gehandelten Angebot aus der Reihe der Einkaufsmöglichkeiten hervor. Er gehört zum gleichnamige Café in der Altstadt, mit dem er ein großes Ideal und momentan auch einige Sorgen teilt.

Der momentan geschlossene Laden auf der Hauptstraße.
Der momentan geschlossene Laden auf der Hauptstraße.

Das Ideal, das heißt Gerechtigkeit. Ein Thema, mit dem sich aha-Geschäftsführerin Claudia Greifenhahn auseinandersetzt, so lange sie denken kann. Auch die Beschäfigung speziell mit fairem Handel wurde schon früh ausgelöst – durch eine Packung Kaffee aus Nicaragua im großelterlichen Westpaket.

Entwicklungshilfe statt Gabelstapler

Aufgewachsen in Sachsen-Anhalt kam Claudia fürs Studium nach Dresden, wo sie bald im „Arbeitskreis Entwicklungshilfe“ auf Gleichgesinnte traf. Die Diskussionen waren vorerst eher abstrakt, konnte man doch der DDR vieles vorwerfen, aber bestimmt nicht, eine kapitalistische Großmacht im Zeichen des gedankenlosen Konsums zu sein.

Das änderte sich mit der Wende schlagartig. Auf einmal betrafen die Fragen nach der Herkunft der Waren und den Lebensumständen der sie Produzierenden den eigenen Alltag. Die Verantwortung, die damit einherging, blieb für Claudia nie eine reine Privatangelegenheit. Bald arbeitete sie mit am Aufbauprogramm, wurde Gruppenberaterin für Weltläden in Sachsen und beteiligte sich an der Gründung der F.A.I.R.E. Warenhandels eG.

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Auch dieser berufliche Werdegang ist zumindest teilweise der Wende geschuldet. „Ich hatte schon eine Stelle im Sachsenwerk, wo ich für die Optimierung der Gabelstaplerwege zuständig gewesen wäre“, erzählt Claudia und lächelt verschmitzt, sichtlich zufrieden, dass am Ende alles anders kam. Für sie war es Schicksal.

Claudia ist seit Anfang an mit Leib und Seele dabei.
Claudia ist seit Anfang an mit Leib und Seele dabei.

Mit ihrem Team fuhr Claudia durch den Westen und klapperte Läden mit gerecht gehandelten Produkten ab mit dem Ziel: „Wir wollen sowas auch.“ Gesagt, getan. Schon 1990 entstand der Verein Quilombo mitsamt Laden in Löbtau. Das Ziel war aber immer die Innenstadt, wo schließlich die meisten Menschen erreicht werden können.

Der Weg zum goldenen Reiter

Fünf Jahre später war es dann soweit: das Café aha zog in die Kreuzstraße ein. Während das Quilombo weiterhin ehrenamtlich blieb, begann hier die Arbeit an einer ernsthaften Konsumalternative; einer Nische zwar, die sich aber messen lassen sollte am restlichen Angebot. Anfangs war das aha eine reine gastronomische Einrichtung. Bald kam aber das Thema Kleidung auf, und die enorme Ausbeutung von Mensch und Natur, die dahintersteckt.

Der Vorläufer des Ladencafés beim Katholikentag 1994. Foto: privat
Der Vorläufer des Ladencafés beim Katholikentag 1994. Foto: privat

Auf ging‘s also zur Naturtextilienmesse, wo sich jedoch herausstellte, dass selbst bei den hier vorgestellten Kleidungsstücken noch viel Platz nach oben war bei den Herstellungs- und Transportbedingungen. Anstatt sich davon schockieren zu lassen, krempelten Claudia und ihre Mitstreiter*innen die Ärmel hoch und trugen in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen zu einer sichtbaren Entwicklung bei.

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Verkauft werden die Naturtextilien im Laden unter dem Café und seit 2013 eben auch im Weltladen auf der Hauptstraße. Kochbücher, Rucksäcke aus alten Airbags, Geschenkideen und allerlei mehr ergänzen das Sortiment. Auch der erste faire Dresdner Stadtkaffee ist in den Regalen vertreten und verheißt gewissenbissfreien Genuss.

„Es ist ein großes Abenteuer, mit den Werkzeugen eines Sytems, das man ablehnt, eine funktionierende Alternaive zu schaffen“, findet Claudia. Und es sei auch nicht ganz konfliktfrei – Auf den Verkauf von Kleidung angewiesen zu sein, obwohl sie selbst mit einem kleinen Kleiderschrank auskomme und sich freue, wenn ihr jemand erzählt, der bei ihr gekaufte Pulli werde auch nach 15 Jahren noch getragen, könne schon mal Zweifel aufwerfen.

Die Kollektion aus fair produzierter Kleidung ist sorgfältig zusammengestellt.
Die Kollektion aus fair produzierter Kleidung ist sorgfältig zusammengestellt.

Hilfe gesucht

Was hilft, ist die regelmäßige Zurückbesinnung auf die eigenen Ansprüche. Das ist herausfordernd, wäre es doch so viel einfacher, ab und zu weniger genau hinzusehen. Dass das aber keine wirkliche Option ist, zeigt sich besonders in diesen Zeiten. Denn mit Corona hat ein neues Abenteuer Einzug ins aha gehalten, diesmal aber kein besonders schönes.

Die Fixkosten für Miete und Strom für alle Räume betragen mehr als 7000€ monatlich. Und dann sind da ja vor allem noch die Mitarbeiter*innen, deren Kurzarbeitsgeld Claudia aufstockt, da sie sich als „zufällige“ Geschäftsführerin eines gleichberechtigten Miteinanders sieht und auch im eigenen Umfeld auf Gerechtigkeit achtet.

Eins von Claudias Lieblingsprojekten: der Dresdner Stadtkaffee.
Eins von Claudias Lieblingsprojekten: der Dresdner Stadtkaffee.

Das alles zu finanzieren ist mit geschlossenen Läden und einem To-Go-Angebot des Restaurants unmöglich. Aus der Verzweiflung wurde nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Eine große Stütze, wie schon jetzt klar ist. Nicht nur durch das Geld – vor allem kommt hier ein überwältigender Rückhalt ans Licht.

„Es hat mich wirklich berührt, zu sehen, dass das aha für ganz viele ein wichtige Ort ist“, gesteht Claudia. Dass ihr Lebenswerk anderen so viel bedeutet, lässt sie neuen Mut schöpfen, macht ihr aber auch einmal mehr die Verantwortung bewusst, ihrer Idee treu zu bleiben. Die Hilfe, die jetzt über die Kampagne eingeht, soll zum Teil ans Team gehen, die nächsten Monate absichern und helfen, den Corona-Kredit zu tilgen.

Hoffentlich kann es dann bald mit voller Kraft weitergehen.

aha Café und Weltläden

Nachtrag 12. Februar

Das Crowdfunding war erfolgreich.

3 Kommentare

  1. Weltläden sind wichtig und sehr zu unterstützen! Wenn jeder von uns etwas seinen Alltagsverbrauchs da kauft, hilft er, sei es Kaffee, Tee, Schokolade oder Gewürze.
    Ich verstehe nicht warum er geschlossen hat, der in Löbtau hat auch geöffnet. Da muss sie mehr Lebensmittel verkaufen, dann passt das auch….

  2. Der Laden Kreuzstrasse ist geöffnet. Der auf der Hauptstraße hat zu wenige Lebensmittel und darf deshalb nicht… Claudia

  3. Vielleicht ist das nicht so deutlich geworden im sonst sehr schönen Artikel, dass das bio-faire Restaurant in der Kreuzstraße ein wichtiges Standbein des Projekts mit den beiden Läden ist, die sich sonst nur schwer selbst tragen könnten. Nach der Schließung im ersten Lockdown ist es seit November wieder geschlossen. Der Mittagessen-ToGo-Betrieb und die Öffnung des Ladens in der Kreuzstraße hält das LadenCafé energetisch am Leben, aber natürlich nicht finanziell. Und die Rückzahlung des Kredits der SAB vom Frühling 2020 hängt wie ein Damoklesschwert über dem Laden… Deswegen ist diese Crowdfunding-Kampagne eine wirklich notwendige und gleichzeitig das Herz öffnende Sache: denn es wird gerade deutlich, wie viele Menschen in Dresden nicht wollen, dass das aha für immer schließen muss. Und wieviel Solidarität im nun sich festigenden Netzwerk des Projekts vorhanden ist. Das aha kann sich glücklich schätzen, solche Kund*innen und Freund*innen zu haben!

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