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12 Weltmomente für das neue Jahr

Für die Globetrotterin Nicole Herzog bedeutete die beschränkte Reisefreiheit durch Corona die Eroberung eines Neulandes: Der Sesshaftigkeit. Von der Neustadt aus vertreibt die Grafikerin, Webdesignerin und Fotografin den Kalender „12 Weltmomente“.

Morgens um neun hat Nicole Herzog schon „viel zu viel Kaffee“ getrunken, denn sie ist seit 5.30 Uhr wach. „Sonst schaffe ich das alles gar nicht“, sagt sie. Seit Ostern hat Nicole Herzog ein Baby. Es besteht aus vielen durchdacht miteinander kombinierten Einzelteilen und ist verkäuflich.

12 Weltmomente in all seinen Einzelteilen. Foto: Philine
12 Weltmomente in all seinen Einzelteilen. Foto: Philine

Kalender analog und digital

Die „12 Weltmomente“ sind ein Postkartenkalender mit Geschichtenbüchlein, das Nicole Herzog selbst ersonnen hat und vermarktet. Inhalte und Motive liefert ihr Leben. In über 80 Ländern hat sie Freund*innen und Sprachkurse besucht, gearbeitet, gelebt, gelernt. Ihre erster Aufenthalt war Spanien in der Studienzeit, von dort ging es nach Chile rund um den Globus. „Ein besonderes Faible habe ich für den ‚Ostblock'“, sagt Nicole.

Nicole Herzog wurde durch Corona sesshaft - ein Glücksfall. Foto: Philine
Nicole Herzog wurde durch Corona sesshaft – ein Glücksfall. Foto: Philine

Mit Einbruch der Corona-Pandemie schob sich der Welt ein Riegel vor, den Nicole Herzog mit einer Reise in die Vergangenheit überwand, die gleichzeitig der Start in eine berufliche Zukunft ist. „Es war toll in den Bildern zu schwelgen und die Orte in der Erinnerung noch einmal zu besuchen“, sagt sie. Reisen im Kopf ist mit „12 Weltmomente“ auch für andere möglich.

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Zweite Edition ist in Planung

Das Projekt für Nicole, die einst hin- und herzog, ein aufreibendes Abenteuer. Digitale Welten erobern, Klingeln putzen, Druckereien abklappern, für die Finanzierung sorgen.  „Ich wollte, dass alles so regional wie möglich ist“, sagt sie. „Das Wort nachhaltig kann ich mittlerweile nicht mehr hören. Ich sage durabel.“

Nach Einbruch der Krise fielen für Nicole Messen als Haupteinnahmequelle weg. „Ich bin erst einmal bei Netto Regale einräumen gegangen.“ Dann reifte der Entschluss.

„Gründonnerstag habe ich mich hingesetzt“, sagt Nicole „und gesagt: ich mach das jetzt!“ Es stecke „sehr viel Nicole“ in dem Kalender. „Ich bin ein pragmatisches Purzel.“ Eine kleine Banderole mit Wochentagen macht jede der 12 Postkarten mit selbst aufgenommenem Foto zum Kalenderblatt. Die umweltfreundliche Pappschachtel dient gleichzeitig als Aufsteller. Passwörter führen in eine digitale Version des Kalenders zu weiteren Informationen über das porträtierte Land und Filmtipps. Nach Monatsende können die Postkarten selbst postalisch Reisen antreten. Eine zweite Edition ist geplant.

Die Geschichten geben sozialkritische Einblicke in den auf der Postkarte abgebildeten Moment. Foto: PR
Die Geschichten geben sozialkritische Einblicke in den auf der Postkarte abgebildeten Moment. Foto: PR

Durabel und durchdacht

Banderolen und Kartonschachteln hat sie bei den Werkstätten der Lebenshilfe in Auftrag gegeben. Hier sorgten die Kalenderblätter und – geschichten bereits vor dem Vertrieb für eine positive Resonanz. Pro Postkarte spendet Nicole einen Cent an Wikipedia, denn: „Wissen ist Macht. Selbst in den entlegensten Winkeln der Welt gibt es Internet und die Menschen können auf Wissen für umme zugreifen.“

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Ihre Sesshaftwerdung hat Nicole bereits mit einer kleinen Traumwohnung über den Dächern der Neustadt eingeleitet. Ein Jahr lang in Deutschland zu bleiben sei trotzdem eine ungewöhnliche Erfahrung.“Ich bin noch nicht einmal bis an die Ostsee gekommen“, gesteht sie lachend. „Vielleicht fahre ich demnächst mal in meine Heimat Löbau.“ Sie denkt kurz nach. „Bei einer weiteren Reise hätte ich auch Angst, irgendwo hängenzubleiben.“

12 Weltmomente Postkartenkalender – 12 Länder, 12 Bilder, 12 Geschichten

  • entwickelt von Mundografia – Nicole Herzog, Grafikerin, Webdesignerin und Fotografin
  • 12 Weltmomente ist erhältlich per ISBN im Buchhandel oder über Amazon für 18,90 Euro
  • Unterstützung via Startnext
  • www.12weltmomente.com
  • Die Weltmomente gibt es übrigens auch im stationären Handel, unter anderem im Catapult an der Rotheburger Straße.

5 Kommentare

  1. Seit Ostern hat Nicole Herzog ein Baby. Es besteht aus vielen durchdacht miteinander kombinierten Einzelteilen und ist verkäuflich.

    Das sind die beiden Sätze des Jahres. Ich konnte vor Lachen bisher nicht weiterlesen.

  2. Klingt sehr interessant, allerdings hat die Medaille eben auch eine andere Seite. Je mehr Menschen ihre Individualität so (oder auch nur ein kleines Stück davon) ausleben, desto schneller rotten wir z.Bsp. auch noch die restlichen Tierarten aus. Oder anders formuliert, jede Weltreise (*) bedeutet eben auch ein Stück mehr Zerstörung eben dieser Welt.
    Kann sein, dass die Kinder und Enkel später mal fragen „Wie war es, als Du die Welt erkundet hast?“, aber die Frage kann eben auch „Warum hast Du unsere Welt/Zukunft mit zerstört?“ lauten. Der Preis für unseren heutigen Egoismus – und da nehme ich mich nicht aus – ist die Zerstörung der Lebensgrundlagen für kommende Generationen.

    (*) Nur ein verschwindend kleiner Teil von Reisen über größere Distanzen dürfte klimaneutral sein. Praktisch jede Reise in Verbindung mit einem Flug dürfte da schon rausfallen.

  3. @Brummbär:
    Satz 1 hat mich aufgeschreckt. Dann kurz nachgerechnet und „Oh ha!“. Dann allerdings hat mich der zweite dieser „Sätze des Jahres“ doch sehr erleichter. :-)))

  4. …“Je mehr Menschen ihre Individualität so (oder auch nur ein kleines Stück davon) ausleben, ….“
    desto besser wird die Welt!
    Warum? Denk mal nach: Die Individualität ist das ureigenste und unteilbarste Innere des Menschen. Wer dieses entwickeln kann und nicht verpennt, der wird sicher mehr aus Freiheit und aus Verantwortung für die Welt tun. Eine Individualität hat ein größeres, ein weltumspannendes Bewußtsein. Wird sie selektiv denken, das Böse ignorieren, den Eigennutz und den persönlichen Vorteil über alles stellen, – oder wird sie aus einem kosmopolitischen Blick viel größere Zusammenhänge erkennen können?
    Wer sich als Individualität versteht, wird aus Freiheit eher soziale und kreative Kräfte in die Gesellschaft einbringen als destruktive.
    Wir brauchen mehr Individualitäten für die neuen und großen Herausforderungen unserer Zeit! Auch Ärzte ohne Grenzen müssen den Flieger zum Einsatzort nehmen!

  5. @Individuum
    Mal angenommen man hat, um die Welt zu erkunden und zahllose Länder zu bereisen, z.Bsp. mehrere hundert Tonnen CO2-Emissionen durch Flüge etc. verursacht, will man dies dann genau wie ausgleichen oder „wieder gutmachen“? Da muss man schon sehr viele Bäume pflanzen (und infolge des Klimawandels wohl auch bewässern). Da reicht es dann wirklich nicht mehr, den Müll zu trennen. Sorry für den Sarkasmus, aber wir müssen auch so ehrlich sein und es nicht blumig umschreiben. Für unseren Lebenswandel bezahlen Menschen in anderen Teilen der Welt einen immer höheren Preis. In letzter Konsequenz werden sie sterben. Sei es aufgrund aufgrund für den Menschen nicht erträglicher klimatischer Bedingungen (auch hier gibt es in immer wärmeren Sommern mehr Tote), Verwüstung von Landschaften, durch Hungersnöte usw. Wir sind reich genug, um unsere Gebäude und Fortbewegungsmittel zu klimatisieren, wir können umfassende Massnahmen gegen die Folgen des Klimawandels finanzieren und auch Hungersnöte sind in Deutschland absehbar nicht zu befürchten.
    Und die Ursachen des Klimawandels sind nicht irgendwelche abstrakten Sachverhalte sondern ganz konkrete invididuelle Handlungen. Kann man sicher auch errechnen oder im Internet bereits fertig aufbereitet finden, aber unsere individuelle Freiheit hat schon heute ganz konkrete Folgen. Die Zusammenhänge kann man erkennen ohne dafür die Welt zu bereisen. Solange dies nicht klimaneutral erfolgt, macht man die Situation damit nur noch schlimmer.

    Die Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden jede (!) bisher dagewesene Katastrophe der Menschheitsgeschichte in den Schatten stellen. Ja, diese Aussichten sind wenig erbaulich und doch kann zumindest ein Jeder von uns ganz individuell entscheiden, in welchem Umfang er/sie daran mitverantwortlich sein will. Im 20. Jahrhundert werden viele Menschen dies noch nicht erkannt haben, doch mittlerweile sollte es wirklich umfassend bekannt sein. Die Ausrede „Habe ich nicht gewußt“ zählt als nicht mehr.

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