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Von Wahlen und Ankern

Es ist mal wieder so weit. Es darf gewählt werden, noch bis heute Abend haben die mündigen Bürger Dresdens die Gelegenheit, ihre Stimme mit einem Kreuzchen im richtigen Kringel abzugeben.

Normalerweise gebe ich meine Stimme gern, um zum Beispiel Hundehalter auf verlorenen Kot hinzuweisen oder um stürmischen Radfahrern in der Heide ein „Hoppla, nicht so schnell“ zwischen die Räder zu werfen. Mein heutiges Stimmverhalten war jedoch eher von der leisen Sorte. Wie schon bei der letzten OB-Wahl hatte ich auch in diesem Jahr keine Einladung zu selbiger bekommen. Vielleicht hofft ja irgendwer, dass ich es vergesse, wer weiß …

Also schlendere ich bewaffnet mit meinem Personalausweis ins Gymnasium auf der Louisenstraße. Nach kurze Überlegen entscheide ich mich für ein Büro und bin prompt richtig. So früh am Morgen, es ist kurz vor 11 Uhr, ist es hier noch ganz leer. Die Wahlhelferin händigt mir die Unterlagen aus, ich verschwinde in der Kabine, überlege kurz und entscheide mich dann doch wie geplant und kann meinen gefalteten Zettel der Urne übergeben.

Hinterher überlege ich, ob meine Stimme jetzt eingeäschert wird. Das wäre schade, denn ich brauche sie am kommenden Wochenende schon wieder, um meine Neustädter Lieblingscombo „Goldner Anker“ ordentlich anfeuern zu können, wenn sie mitten im Bunte-Republik-Tumult spielen. Die Vorfreude darauf wurde am gestrigen Abend angeheizt, denn die Anker spielten an ungewöhnlichem Ort zur Eröffnung des neuen Büros der G.N.B.H. auf der Lutherstraße.

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Nun aber nach Abgabe meiner Stimme bin ich etwas lautlos und schleiche die Alaunstraße entlang, um meine Stimmung von ein paar „Urigen Jungs“ der Bäckerei Graf anheben zu lassen. Doch dann das: „Ich wähl CDU. Dat hab ich schon in Köln so gemacht. Und eine Oberbürgermeisterin, das wäre toll für Dresden.“ Bin ich jetzt im falschen Viertel? Hat der Mensch was verwechselt? Ist er nur zu Gast? Ratlosigkeit macht sich breit, denn der offenbar zugereiste Rheinländer scheint wirklich in der Neustadt zu leben und zu wählen. Mit tiefer Inbrunst erklärt er zwei älteren Damen seine Überzeugungen. Jetzt muss ich aber schleunigst weg hier.

Nicht das ich was gegen eine Oberbürgermeisterin hätte, aber muss denn die CDU auch noch Stimmen aus der Neustadt bekommen?

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  1. …es sind noch mehr Stimmen für die CDU aus der Neustadt gekommen! Leute habt ihr von dem schwarzen Filz nicht endlich mal die Nase voll? Sind schon zu viele Rheinländer hier? Wieviele Waldschlösschenbrücken muß man euch noch vor die Nase bauen?