Anzeige

MusicMatch 2. und 3. Mai 2024

Die Angelikastraße

Schmucke Häuschen wie diese finden sich etliche. Die Nummern 10 und 12 stehen auf der Liste der Kulturdenkmäler
Schmucke Häuschen wie diese finden sich etliche. Die Nummern 10 und 12 stehen auf der Liste der Kulturdenkmäler

Die Angelikastraße ist historisch ein heißes Pflaster. Benannt nach einer schweizerisch-österreichischen Malerin, wohnte auf ihr nicht nur der Schauspieler Karlheinz Böhm, sondern auch unser Bärchen Putin. Sogar im selben Haus – man hofft, dass sich die unterschiedlichen Geister dieser zwei Bewohner dort nicht gegenseitig zu Tode erschrecken. Blickwärts gen Waldschlösschenbrücke gleißt das Licht auf der Elbe und die Straßenbahn gleist auf der Bautzner. Irgendwo unter dem Asphalt ruhen letzte Wurzelfetzen einer 280-Jahre alten Rotbuche. Unweit der Pension “Angelika” wurde  sie im Jahr 2007 unter massiven Protesten gefällt, um Platz für den Brückenzubringer zu schaffen. Die Aktion wurde zum Symbol für den friedlichen Protest gegen die Elbquerung – die heute für Fußgänger einen malerischen Blick über das Elbtal bietet.

Am anderen Ende wird die Angelikastraße von der Charlottenstraße begrenzt, an deren Rändern sich ähnlich schmucke Villen tummeln. Das Haus Nummer 4, ab 1985 Arbeitsplatz von Wladimir Wladimirowitsch Putin, sieht dagegen streng und in sich gekehrt aus. Der jetzige russische Präsident arbeitete damals fünf Jahre lang in Dresden für den KGB und gönnte sich hier zum Feierabend Radeberger in Maßen, fuhr gern schnell Auto und arbeitete fleißig und viel – wenn man den nachträglichen Nähkästchen-Geschichten ehemaliger Stammwirte und Kollegen Glauben schenken darf.

Sitz der anthroprosophischen Gesellschaft: das Rudolf-Steiner-Haus
Sitz der anthroprosophischen Gesellschaft: das Rudolf-Steiner-Haus

Vorher bewohnte die Familie Karlheinz Böhms das Haus. Böhms Vater, Karl August Leopold Böhm, zählt zu den bekanntesten Wagnerinterpreten und löste in dieser Funktion Fritz Busch an der Semperoper ab. Sein Sohn wurde durch seine Rolle als charismatischer Kaiser Franz an der Seite von Romy Schneider in Sissi bekannt und ging mit seiner Organisation “Menschen für Menschen” in die Geschichte globaler Entwicklungshilfe ein. Mit seiner legendären Wette bei der Sendung “Wetten, dass…?” sammelte er 1981 etwa 1,2 Millionen DM und fuhr daraufhin erstmalig nach Äthiopien, wo er große Teile seines Lebens verbrachte und seine Frau kennenlernte. Der gebürtige Österreicher verstarb vergangenen Mai an Alzheimer.

Blick auf die Angelikastraße. Lange Schatten, schmale Bäume
Blick auf die Angelikastraße. Lange Schatten, schmale Bäume

Österreich wählte die Namensgeberin der Straße,  die Schweizerin Angelika Kauffmann, als ihre Wahlheimat. Bezüge zu Dresden sind in ihrer Biografie nur in der Form ersichtlich, als dass ihre drei Gemälde Ariadne, Sybille und Vestalin in den Kunstsammlungen zu finden sind. Papi-Kind Angie gilt als einflussreiche europäische Malerin, die sich ihren Ruf in Italien und London verdiente. Auf diesem Status kam frau im Klassizismus natürlich nicht an Universal-Goethe vorbei, der sich in Rom von ihr portraitieren ließ und ihr im Gegenzug seine Iphigenie vorlas. Als “Raffael unter den Frauen” verehrt, starb Kauffmann 1807. Ihr Ruhm machte im Laufe des 19. Jahrhunderts einer allgemeinen Geringschätzung Platz. Umso beruhigender, dass ihr Name auf vier Dresdner Straßenschildern prangt. Den Frauen der Gegenwart ist die Angelikastraße ohnehin ein Begriff: Sowieso.

Angrae - Zensur schafft unklare Botschaften
Angrae – Zensur schafft unklare Botschaften

Die Angelikastraße

Straßen und Plätze im Ortsamtsbereich Neustadt


 

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Tripkid am 26. April im Puschkin Dresden

Anzeige

Filmfest Dresden

Anzeige

Archiv der Avantgarden in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Anzeige

DCA Dresden Contemporary Art

Anzeige

Wohnungen statt Leerstand

Anzeige

Zaffaran, bring Würze in dein Leben

Anzeige

tranquillo

17 Kommentare

  1. Klingt wie ein Aufsatz der 8. Klasse, sorry.
    Oder wurde doch irgendeine Person in der endlosen Aufzälung vergessen ?

  2. @ “Elbquerung – die heute für Fußgänger einen malerischen Blick über das Elbtal bietet.”

    Dafür hat sie für FußgängerInnen auf den Elbwiesen auf der Neustädter Seite den malerischen Blick auf die Elbschlösser und einen ruhigen Abschnitt von Stadterholung durch Autolärm zerstört.
    Ich habe selten auf dieser von mir sehr geschätzten Seite ein so einseitiges Urteil gelesen.

  3. Radeberger Vorstadt-Geflüster?
    Belasst die “Kern-Kompetenz” bitte in der Neustadt…

  4. Schön auch mal was zu lesen von etwas außerhalb der direkten Neustadt, aber im Norden der Angelikastr. ist doch nicht die Radeberger?! Oder habe ich meine Anschrift seit Jahren falsch geschrieben……
    Ansonsten ist der blog toll und ich bin oft hier. Danke.
    Guten Wochenstart.

  5. häää, jetzt bin ich aber auch etwas verwundert?!

    wir waren doch immerhin schon bei B wie Bischofsplatz, zuletzt allerdings dann wohl der Jahreszeit geschuldet: die Früüüühlingsstraße – auch ok.
    Warum jetzt wieder bei A, und dann auch noch weit außerhalb der Neustadt? Da wird Filinchen ja nie fertig, oder?

    Die Angelika mündet in der Tat nördlich in die Charlotte.

  6. @Philine: Danke für die Information. Vielleicht war es bei mir die Zeitumstellung, die mich die Ironie nicht erkennen ließ…

  7. Die Aussage, dass Putin mit seiner Familie in der Angelikastr. 4 gewohnt hat ist falsch. Der Wohnort war in einem Wohnblock im Jägerpark. Hier war sein Arbeitsplatz, die KGB Zentrale.

  8. Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass die Angelikastraße die Grenze zwischen den Gemarkungen Loschwitz und Antonstadt bildet(ich verwende mal bewusst nicht diesen ahistorischen Nachwende-Kunstbegriff “Radeberger Vorstadt”, dieser Teil der Antonstadt wurde im Volksmund stets als “Preußisches Viertel” bezeichnet!”), Loschwitz wiederum wurde erst 1921 einverleibt.

  9. Frage mich, wie sich die Anthroprosophische Gesellschaft diese Villa unter den Nagel gerissen hat. In den Wirren der 90 er Jahre war ja wohl alles moeglich. Stasi Villa oder KGB Behausung dann Rudolf Steiner …… Man kann es nicht fassen.
    Scheint dem Gemaeuer nichts ausgemacht zu haben, sieht noch genauso verschlafen und unscheinbar aus, wie zu seiner “Schoepfung”. Ist wohl einem Haus Schnuppe , wer drin wohnt oder haust? Wie fuehlen sich die Anthroprosophen in diesem Gemaeuer? Wahrscheinlich ist es denen auch Schnuppe, wer dieses Domozil schon benutzte/behauste? Und wofuer das alles? Vielleicht sollte man diese alten Gemaeuer abreissen, dem Erdboden gleichmachen, um etwas Neues zu erschaffen?

  10. Ich bin Angelika ich habe lange in der Angelika Str 23 Gewohnt es waren schö
    Zeit für mich. Jetzt lebe ich schon seit 30Jahre in Bad Lippspringe. Ich liebe meine Heimat. Wenn ich nach Dresden fahre dann schaue ich immer die gegen an. Das soll so bleiben den e Denkmal geschütz. Bis bald mal wenn ich wieder da bin. Gruß Angelika geboren Redweikis angenommen Name Wadewitz.

Kommentare sind geschlossen.