Am siebten Tag ruhte Gott – so steht es in der Bibel. Aber wo genau? Vielleicht im Garten Eden, diesem sagenhaften Paradies. Ein kleines bisschen davon ist jetzt auch in der Dresdner Neustadt entstanden, direkt neben der Synagoge der Kultusgemeinde. Nicht in sieben Tagen, sondern nach monatelanger Arbeit. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Die Idee dazu kam von Jakob Lindenthal, Doktorand an der TU Dresden und Freund der Gemeinde. Auf den ersten Blick klang das Vorhaben ziemlich verrückt: Ein verwildertes, mit Trümmern übersätes Grundstück sollte in einen blühenden Garten verwandelt werden? Jakob ließ sich davon nicht abschrecken. Er bastelte einen groben Plan und startete Aufrufe in den WhatsApp-Gruppen der Gemeinde: Helfer gesucht! Aufgaben: Trümmer wegräumen, Unkraut beseitigen, Pflanzen mitbringen – kleine Bäume, Büsche, Blumen, Kräuter – und Gras säen. Welcher der Bäume wohl der berühmte biblische Baum der Erkenntnis (des Guten und des Bösen) ist, bleibt der Fantasie der Besucher überlassen. Ebenso, wie man einen Garten anlegt, ohne jegliche finanzielle Zuschüsse.
Einweihung mit Pizza und Gitarre
Am Sonnabend, dem 19. Juli, war es schließlich so weit: Der Garten wurde mit einem fröhlichen Fest eingeweiht. Aus der „spinnigen Idee“ ist eine richtige kleine Oase entstanden – dank der vielen helfenden Hände aus der Gemeinde und dem Freundeskreis, darunter auch Nachbarn aus dem Wohnpark nebenan. Es wurde neben Deutsch auch Englisch und Hebräisch gesprochen, gelacht, gegessen und gefeiert.
Fürs leibliche Wohl war gesorgt: die beste Neustadt-Pizza an diesem Abend, gebacken im selbstgebauten Pizzaofen. Dazu hatten viele Gäste Salate, Kuchen, Bowle und Getränke mitgebracht. Die Sonne schien, die Stimmung war entspannt und ein Planschbecken sorgte für Abkühlung. Am Abend gab es Gesang zu Gitarrenklängen.
Die Einweihung hat mich sehr bewegt. Einerseits war ich beeindruckt davon, was durch Eigeninitiative und echte Teamarbeit alles möglich ist – ganz ohne große Leitung von oben. Jakob nannte es „Basisdemokratie“. Andererseits ist da der besondere Ort: Nur wenige Meter entfernt vom Alten Leipziger Bahnhof, von dem aus während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden in den Tod deportiert wurden. Heute gibt es dort jüdisches Leben als Teil des gesellschaftlichen Lebens in der Dresdner Neustadt.
Ob Gott wohl in unserem Garten ausruhen hätte? Das wissen wir nicht. Aber wir laden alle Nachbarinnen und Nachbarn herzlich ein: Kommt vorbei, entspannt euch und genießt – der Garten ist für alle da!
Ein Gastbeitrag von Dr. Herbert Lappe. Der 1946 in London geborene Sohn jüdischer Emigranten übersiedelte mit der Familie in die DDR nach Dresden. Der IT-Berater war langjähriger Mitarbeiter im Vorstand der jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden und wesentlich verantwortlich für den Bau der Neuen Synagoge in Dresden (2001).
Schöne Idee und tolle Aktion! Da wünsche ich viel Sonnenschein und allen eine tolle Zeit!