„Gehen – Vergehen“ hat Günter Starke seine neueste Ausstellung genannt. Entlang des Bauzauns am Neustädter Markt hat er ein Fotoprojekt ausgestellt, das schon 44 Jahre im Keller schlummerte.
„Es war ein nebliger 7. Oktober – Tag der Republik“, erinnert sich Starke. Die Milchsuppe in der Luft kam ihm für das Projekt ganz recht. Er schnappte sich ein Stativ, stellte die Kamera auf 1/8 Belichtungszeit bei Blende 5,6 und schraubte einen Drahtauslöser dran. Kamera und Stativ stellte er auf den ersten Absatz der Treppe zum Tunnel. Denn einst – die Älteren werden sich noch erinnern – gab es zwischen Neustädter Markt und Augustusbrückenkopf einen Fußgängertunnel, vor neun Jahren wurde der verfüllt (Neustadt-Geflüster vom 25. Oktober 2016).
Auf dem ersten Absatz stand Starke also mit seiner Kamera. „Immer, wenn jemand vorbeikam, löste ich die Kamera aus“, erinnert er sich. Im Ergebnis sind die, die schnell vorüberhuschten, deutlich unschärfer als langsamere Spaziergänger*innen. „Zumindest am 7. Oktober hatten es die meisten eilig“, sagt Starke, der für seine Neustadt-Dokumentationen bekannt ist. Insgesamt seien rund 100 Bilder entstanden. „14 Personen davon waren in Uniform, Polizei, Eisenbahner, Feuerwehr, die Uniformen sahen zu DDR-Zeiten ja alle recht ähnlich aus“, sagt der Fotograf.
Die Bilder hat er noch nie veröffentlicht. Mit dem Bauzaun rund um den Kracht-Brunnen sah er nun die Gelegenheit gekommen. Es soll aber auch eine Verbeugung vor dem Schaffen von Friedrich Kracht sein, der die beiden Brunnen am Neustädter Markt seinerzeit entworfen hatte. Die so entstandenen Bilder zeigen, so sieht es Starke, nicht die Passanten als Individuen, sondern als Teil einer Menschenmenge.
Das Fotoprojekt wurde unter anderem mit Mitteln aus dem Stadtbezirksbudget gefördert.