Seit zehn Jahren werden nun schon Nadeln geschwungen, Stopfkissen gehalten, rattern Nähmaschinen und Silke Großmann und ihre fünf Mitarbeiterinnen verkaufen feinste Stoffe, Reißverschlüsse und was man sonst so für den Nähbedarf braucht. In dieser Woche feiert das Malu-Nähcafé Geburtstag.
„Eigentlich passt der Name gar nicht mehr so richtig“, sagt Silke und erinnert sich. „Der ursprüngliche Plan war ein anderer, ich dachte, warum ne Nähmaschine kaufen, wenn man sie auch mieten kann.“ Also bot sie, damals noch auf der Königsbrücker Straße ein paar Nähplätze an. „Ich hatte mich von den Internet-Cafés inspirieren lassen – dachte Kaffee und nähen, das passt doch irgendwie zusammen.“
Das Nähen wurde ihr fast in die Wiege gelegt. „Meine Mutter war Maßschneiderin, das erste mal hab ich Nadel und Faden als kleine Mädchen in der Hand gehalten“, sagt sie. Die Leidenschaft überdauerte ihr Jura-Studium. Nach einem kurzen Versuch als Paragraphen-Reiterin in Diensten des frisch in Agentur umbenannten Arbeitsamtes legte sie die Gesetzestexte beiseite und plante den Sprung in die Selbstständigkeit. Anfangs nähte sie, was sie selber gerade brauchte: Schwangerschaftsklamotten – „da gab es kaum gutaussehende Sachen“. Auf der Online-Plattform Dawanda verkaufte sie erste Ergebnisse. Dann folgte die Idee für das Nähcafé.
Stoffe statt Mietmaschine
Doch statt Nähmaschinenplätze zu vermieten, verkaufte sie mehr und mehr Zubehör – vor allem Stoff. Als dann mehrfach das Wasser im Keller stand, und die Nachfrage immer weiter stieg, suchte sie nach einem neuen Laden. Den fand sie in den Räumen der ehemaligen Galerie Baer – das von der Straße aus winzige Lädchen wird nach hinten deutlich größer und dank riesiger Fenster auch wunderbar hell.
Hier hat auch die Diplom-Schnittkonstrukteurin Petra Elkan ihren Platz. Sie entwirft einen Großteil der Mode, die im Nähcafé verkauft wird und leitet auch einige der Nähkurse. Denn das Malu ist inzwischen Dreierlei. „An erster Stelle stehen die Stoffe, dann unsere eigenen Produkte und dann die Kurse“, sagt Silke. Wenn tatsächlich mal jemand vorbei kommen will und einen Nähmaschinenplatz mieten will, sei das zu außerpandemischen Zeiten auch möglich. „Das kommt aber ganz selten vor.“
Bei den Stoffen setzt sie auf Vielfalt und auf veränderte Kundenwünsche. „Ein großer Teil der Stoffe ist in zwischen Bio-Qualität und GOTS-zertifiziert1„, sagt sie. Bei den Produkten überwiege noch die Damen- und Kindermode, doch peu à peu soll es auch mehr Herren-Mode geben. Inzwischen gibt es sogenannte Probiermodelle. „Die kann die Kundin anziehen und sich dann den passenden Stoff aussuchen und wir schneidern das dann fertig.“
Mit den aktuellen Farbtrends hadert sie aber ein bisschen: „Aktuell wird viel in Messing, Senf und Olive nachgefragt – oder nude – also hautfarben“. Das seien so Instagram-Trends, sie selbst bevorzuge eher kräftige, leuchtende Farben, aber, na klar, die Kundin ist die Königin. Und die Kundinnen schätzen die Beratung vor Ort und dass man die Stoffe genau sehen und anfassen kann. Da könne die Internetkonkurrenz nicht mithalten.
Über die Jahre hat sich das Geschäft so gut entwickelt, dass sie zwei ihrer Mitarbeiterinnen fest anstellen konnte. Corona gab einen ziemliche Dämpfer, aber inzwischen haben sich die Verkäufe wieder stabilisiert und sie schaut den kommenden zehn Jahren hoffnungsvoll entgegen.
Geburtstags-Woche
Anlässlich des Jubiläums haben sich die Malu-Kolleginnen einen Preis ausgedacht. In Anlehnung an einen großen Filmpreis wird nun die „Goldene Naht“ verliehen, unter anderem in solchen Kategorien: „Bestes Handmade Kleidungsstück Kinder“, „Bestes Accessoires“, „Beste Story“, „Dramaturgie“ und natürlich gibt es noch den „Publikumspreis“. Bis zum Freitag dürfen noch Arbeiten eingereicht werden. Außerdem gibt es jeden Tag 20 Prozent Rabatt auf einen anderen Stoff, ab heute für zehn Tage.
Malu-Nähcafé
- Louisenstraße 72, 01099 Dresden, www.malu-naehcafe.de
- Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 14 Uhr
- 1 Weitere Infos zu GOTS-Zertifizierung unter global-standard.org
Herzlichen Glückwunsch! Absolut sympathischer Laden!