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Societaetstheater

Kultur im Hohen Gras – Elbwiesentheater

„Wie selten sind wir doch zur Ruhe befähigt!“ ruft HP Trauschke mit erhobener Axt dem im Gras sitzenden Publikum entgegen. Das Theater ist zurück.

Im Zwiegespräch HP Trauschke mit seinem "Bruder" - Foto: Jonas Breitner
Im Zwiegespräch HP Trauschke mit seinem „Bruder“ – Foto: Jonas Breitner

Zusammengestellt wurde das Bühnenstück von Ludo Vici. Regie und Spiel vereint HP Trauschke. Für die Musik verantwortlich zeichnet Frieder Zimmermann. Die Technik übernimmt Renze Torensma. Vorstellungen gibt es bis zum 20. Juni immer dienstags bis sonntags um 19 Uhr an der Augustusbrücke. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Auch mit dem Mobi-Bike zu erreichen - das Elbwiesentheater - Foto: Jonas Breitner
Auch mit dem Mobi-Bike zu erreichen – das Elbwiesentheater – Foto: Jonas Breitner

Das Publikum ist am Anfang etwas schüchtern: „kommen sie ruhig näher“, bittet der Schauspieler. Das Gras ist hoch und nass vom Sommerregen. Die Kirchturmglocken hallen über das Elbtal und das Spiel beginnt. Der Schauspieler HP Trauschke steht im Anzug auf der Wiese, neben ihm eine Skulptur aus Eisen, ein Hackstock, eine Axt, das ist das ganze Bühnenbild.

Schauspieler und Bühne im Hohen Gras - Foto: Jonas Breitner
Schauspieler und Bühne im Hohen Gras – Foto: Jonas Breitner

Ein Strauß an Themen gepackt in eine Stunde

Das Stück ist eine Zusammenstellung von Texten des Dichters Thomas Bernhard. Eine Stunde hält Trauschke einen Monolog, ist im Zwiegespräch mit sich selbst. Der Text ist dicht, die Themen vielfältig. Es geht um Verachtung: gegen die Gesellschaft und sich selbst, die Dämlichkeit der Menschen, die Flucht in den Selbstmord, die Natur, das Schreiben, und den Versuch, sich selbst zu begreifen. Nicht zuletzt geht es schlicht um Isolation und Einsamkeit.

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Ein Stück, aus der Isolation entstanden

Da kommen Erinnerungen an den langen Pandemie-Winter hoch, und auch das Stück ist aus der Isolation entstanden. „Ich sitze in meinem Büro und mir fällt die Decke auf den Kopf“ sagt Trauschke. Sein visioniertes Projekt „Blue Box Earth“ – ein 32-Meter-Kubus, der auf dem Wasser schwimmen soll – verzögert sich. Da kam die Idee mit dem Text von Bernhard.

Da was reinzuwerfen lohnt sich - Foto: Jonas Breitner
Da was reinzuwerfen lohnt sich – Foto: Jonas Breitner

Eine gute Stunde arbeitet sich der Künstler an sich selbst ab. Ist im Zwiegespräch mit dem schweigenden Publikum. Einige wunderschöne Sätze fallen, wie „Die Menschheit ist die größte und spannendste Ungeheuerlichkeit“ oder „Ich habe immer nur ein vorgespieltes Leben gehabt“ oder „die Leute haben sich gar nicht verändert; sie sind weder besser noch schlechter geworden, einfach nur älter“.

Auf und Ab mit Axt statt statisch am Tisch

Dabei ist keine Aufführung wie die vorherige. Am Anfang saß Trauschke noch an einem Tisch, der wich der Eisen-Skulptur. „Es ist ein Prozess“. Er bereitet sich jeden Tag aufs Neue stundenlang im Wald auf die Aufführung vor.

Das Stück wird jeden Abend aufgezeichnet und dann vom Künstler weiter umgesetzt - Foto: Jonas Breitner
Das Stück wird jeden Abend aufgezeichnet und dann vom Künstler weiter umgesetzt – Foto: Jonas Breitner

Jetzt schreitet er auf und ab. Wann immer ein Schauspieler dem Publikum nahe kommt, entsteht eine gewisse Spannung, insbesondere wenn er eine Axt in der Hand hält. Hin und wieder bricht die Sonne aus den Wolken und taucht die Bühne in goldenes Abendlicht. Dann wieder verdunkelt sich die Szenerie. Mutter Natur macht das Licht. Das Panorama Dresdens dient als Hintergrund.

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Die Elbwiese als Bühne

Einige Radfahrer rauschen vorbei, einige bleiben stehen. Manche Leute kommen dazu, setzen sich, manche gehen auch wieder. Im Schlussteil fährt ein telefonierender Radfahrer vorbei und sagt „das ist so’n Boomer-Zeug“. Eine Vorführung im Freien ist eben immer auch Risiko.

Während der Vorführung wuchs das Publikum - Foto: Jonas Breitner
Während der Vorführung wuchs das Publikum – Foto: Jonas Breitner

Eine Gruppe Jugendlicher steht skeptisch rauchend am Rand und beobachten das Spiel für eine Weile. Insgesamt komme es gut an, sagt Trauschke lächelnd. Eine junge Frau im Publikum meint: „Schaut’s euch an, macht euch ein eigenes Bild. Es lohnt sich.“

3 Kommentare

  1. ‚Dämlichkeit‘ – ein Wort, dass so ‚herrlich‘ ist. Verbannt das Wort aus allen Texten. Findet was besseres. Synonyme gibt es reichlich.

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