„Alles, was wir tun, wirkt in die Stadtgesellschaft hinein. Kunst kann nicht apolitisch sein – denn dann ist sie keine Kunst mehr!“ Milko Kersten, musikalischer Leiter der Serkowitzer Volksoper, zeigt sich mit diesen Worten nicht nur als musikalisches Rückgrad des Ensembles, das alljährlich den Sommer kulturell anspruchsvoll aufwertet.
In diesem Jahr, versprechen die Serkowitzer auf einer Vorab-Pressekonferenz, mit etwas mehr Lachen als in den Vorjahren – aber mit nicht minder aktuellem Anspruch: Die Prinzenrolle ist nicht nur (so der Untertitel) „eine Anmaßung nach Verdi und Lortzing“, sondern wie immer auch regensicheres Open-Air-Musiktheater ohne elitäre Schwellen, dafür mit viel Humor, Kreativität und gesellschaftlichem Biss. Premiere ist am 29. Juni, insgesamt zwölf Vorstellungen sind danach bis in den September 2025 auf der Zirkuswagenbühne in der Saloppe angesetzt.
Es geht in der Prinzenrolle um Macht, Amtsanmaßung und Inkompetenz. Vorsichtshalber angesiedelt in den beiden imaginären Königreichen Obermittelgourmetien und Westtransflaschtekistan – aber da wir ja bekanntlich eh in einem Paralleluniversum leben, kommt vieles aus dem Libretto von Wolf-Dieter Gööck einem bekannt vor. Gööck hatte im vergangenen Jahr ja die regie abgegeben – aber (wie die zu Unrecht auf die Rolle als Kölner Ulknudel reduzierte Trude Herr schon sang:) niemals geht man so ganz, und so blieb er dem Ensemble (das er mitgegründet hat) als Texter treu.
Neuer Regisseur: Clemens Kersten
Sein Nachfolger in der Regie ist Clemens Kersten, der seit Kindesbeinen mit der Serkowitzer Volksoper verbandelt ist (der Nachname Kersten kommt bei den Beteiligten noch mal vor: Mia Kersten, die autodidaktische Maskenbilderin des Ensembles. Eine (freiwillige) family affair der beiden Kersten-Kinder mit dem Vater).
Milko Kersten, Musikprofessor und bewährter Remixer für die Serkowitzer Volksoper, musste überrascht eingestehen, dass er das von Sohnemann Clemens – der Schauspieler am Sprechtheater in Chemnitz ist – vorgeschlagene Giuseppe Verdis „König für einen Tag“ (Un giorno di regno) nicht auf dem Schirm hatte. Aber er fand dann doch schnell Zugang – und musikalische Parallelen bei Lortzings „Zar und Zimmermann“. Im Kerstenschen Remix für die Freunde der italienischer Oper und die Fans deutscher Spieloper werde „es ein Vergnügen sein zu erkennen, ob noch Lortzing erklingt oder schon Verdi seine Hände im Spiel hat,“, meinte Kersten.
Die Komömie über Macht, Maskerade und Mittelmaß wird getragen von hochprofessionellen Künstler*innen: Maria Perlt-Gärtner, die schon bei der ersten Produktion der Serkowitzer Volksoper dabei war, übernimmt (wie alle) mehrere Rollen, freut sich aber besonders auf die Diva Marchesa. Kota Katsuyama, Gesangsstudent in Dresden, gibt sein Debüt. Die Publikumslieblinge Julia Böhme und Cornelius Uhle komplettieren das Ensemble. Das eigens formierte Minimalorchester „Musi nad Labem“ sorgt für musikalische Vielfalt. Es besteht aus Karina Müller, Daniel Rothe, Leonhard Endruweit und Milko Kersten.
Die Ausstattung liegt in den Händen von Pauline Malack, frisch diplomierte Bühnenbildnerin der HfBK Dresden. Sie hat mit Kreativität und geringem Budget eine schillernde, nachhaltige Bühnenwelt geschaffen – mit Unterstützung des Fundus des Theaters Chemnitz.
Die Premiere findet am 29. Juni 2025 um 19.30 Uhr statt. Weitere elf Vorstellungen folgen am 30. Juni sowie im August und September. Tickets sind im Vorverkauf erhältlich – online unter www.serkowitzer-volksoper.de sowie an allen Etix-Vorverkaufsstellen. Restkarten gibt es eine Stunde vor Beginn an der Abendkasse.