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Ostergruss von Julia Hartl

Das Spiel mit den Gefühlen

Fühlst du was, was ich nicht fühl? Nicht nur eine Frage, die öfter zu stellen hinsichtlich der herausragenden menschlichen Begabung für Missverständnisse und Dummheiten sinnvoll wäre, sondern auch der Untertitel eines Lernspiels für Kinder, das Neustädterin Rebecca Bach entwickelt und für den Sächsischen Designpreis eingereicht hat.

Das Kinderspiel ist gleichzeitig Gestaltungsentwurf und pädagogisches Konzept.
Das Kinderspiel ist gleichzeitig Gestaltungsentwurf und pädagogisches Konzept.

Spielerisch lernen

Emojino heißt es, besteht aus sechs Gesichtern (Emoticons), die die sechs Grundemotionen darstellen, und verschiedenen Karten mit Symbolen (Emojis), die jeweils eine Situation verkörpern, die auf der Rückseite noch einmal beschrieben wird. Eine Karte zeigt zum Beispiel einen Regenwurm. Lara hat ihn beim Spielen in der Erde plötzlich in ihrer Hand entdeckt, wird hinten erklärt.

Nachdem die Kinder sich die verschiedenen Emoticons angesehen und die dazugehörigen Gefühle identifiziert haben, können sie die einzelnen Situationskarten Emotionen zuordnen; einer oder mehreren. Überraschung, Ekel, Trauer, Angst, Wut, und Glück, das sind die ersten Gefühle, die Kinder zu verstehen lernen und die sich dann nach und nach um zahlreiche Facetten erweitern.

Kinder lernen früh, anhand von Mimik bei anderen Menschen Emotionen wahrzunehmen.
Kinder lernen früh, anhand von Mimik bei anderen Menschen Emotionen wahrzunehmen.

Das Ziel ist, zu lernen, über die eigenen Emotionen zu sprechen. Aber auch, zu erkennen, dass unterschiedliche Personen gleiche Dinge verschieden erleben und einschätzen. „Die Botschaft ist, dass Gefühle individuell sind. Deswegen gibt es auch kein festes Spielfeld“, erklärt Rebecca. So kann zum Beispiel der Regenwurm Freude hervorrufen, aber genauso gut Überraschung oder Ekel. Um dem Individuellen noch mehr Raum zu geben, beinhaltet das Spiel leere Emoticons und Emojis, sodass Gefühle und Situation frei ergänzt werden können.

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Unerwartete Wendungen

Entstanden ist Emojino im Rahmen einer Bachelorarbeit an der FHD, wo Rebecca Grafikdesign studierte, nachdem sie schon eine Ausbildung zur grafisch-technischen Assistentin abgeschlossen hatte. Assistentin wollte sie nämlich nicht bleiben und ist denn auch heute sogar selbstständig. Auch wenn das ursprünglich gar nicht so geplant war.

Nach dem Studium bekam sie eine Stelle in einer Agentur, die sich pandemiebedingt als kurzlebig erwies. Ein Bekannter bot ihr den ersten freien Auftrag an und machte damit den Schritt in die Selbstständigkeit zu einem naheliegenden. Und weil es für einen Schritt nur ein Bein braucht, kann das zweite bequem woanders stehen. In Rebeccas Fall tut es das in einem Café.

Rebecca Bach ist die Erfinderin von Emojino. Foto: Stefan Kraft
Rebecca Bach ist die Erfinderin von Emojino. Foto: Stefan Kraft

Die Kombination aus eigenen Projekten und Kuchenbacken (auch hier ist Kreativität gefragt!) entpuppte sich nicht nur als annehmbarer Zustand, sie sorgt auch dafür, dass wieder mehr Zeit und Gedanken für das Spiel abfallen, das immerhin schon fast zwei Jahre alt ist, in denen ihm weniger Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Überhaupt wieder neues Interesse erfahren zu haben, verdankt es Rebeccas Professor, der die Abschlussarbeit betreut hatte und sich ihrer erinnerte, als er um die Erweiterung des jährlich verliehenen Designpreises um die Kategorie „Kommunikationsdesign“ erfuhr. Bis zum 28. Februar können nun noch Stimmen für den Publikumspreis gesammelt werden.

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Wird der Prototyp in Serie gehen?

Nicht nur bei ihm kam Emojino damals gut an, sondern auch bei den Kindern, die im Kindergarten das Spiel testeten. Kein Wunder, denn neben gestalterischem Können steckt auch jede Menge pädagogisches Wissen drin, das sich die eigentlich fachfremde Rebecca in Literaturrecherche und Interviews geholt hat – in den neuen Räumen der FHD fand sie sich passenderweise Tür an Tür mit der sozialpädagogischen Fakultät wieder.

Fiel schon die inhaltliche Entwicklung aufwendig aus, so war es die praktische Umsetzung nicht weniger. Geldbeutel und Nerven litten gleichermaßen, um den ambitionierten Ansprüchen der einfallsreichen Entwicklerin zu genügen. Buchbinderei und Copy-Shop wurden zu häufig frequentierten Orten, der Vater kam mit der Anfertigung einer speziellen Stanze zur Hilfe.

So, aber auch ganz anders, kann das Spielfeld aussehen.
So, aber auch ganz anders, kann das Spielfeld aussehen.

Mit dem entstandenen Prototypen ist Rebecca zufrieden, weiß aber, dass es sich auf diese Weise nicht lohnt, Emojino in größerer Auflage zu produzieren. Vielleicht können da ja geübte Spielehersteller*innen helfen? Der Plan ist jedenfalls, Messen zu besuchen, sobald das wieder möglich ist. Denn auch wenn es nicht darum geht, das Spiel gewinnbringend zu vermarkten, wäre es doch schön, das Projekt weiterzuverfolgen.

„Mein Ziel ist einfach, dass es Leuten hilft“, sagt die Grafikdesignerin über ihr Werk und erklärt, dass von dem Konzept auch andere Zielgruppen profitieren könnten als die fünf- bis siebenjährigen Kinder, für die es ursprünglich entwickelt wurde. Was es auf jeden Fall leistet, ist, der emotionalen und zwischenmenschlichen Kompetenz etwas auf die Sprünge zu helfen. Und das ist doch schon ganz schön viel.