Am Donnerstag verurteilte die Vorsitzende Richterin Monika Müller den Landstreicher Andrej F. zu 15 Monaten Haft. Seit Montag vergangener Woche wurde im Prozess am Landgericht Dresden über seine Zukunft verhandelt. Möglicherweise hätte er dauerhaft in einer geschlossenen psychiatrische Einrichtung untergebracht werden müssen.
Der gebürtige Pole, der nach eigenen Angaben schon seit mehr als dreißig Jahren auf der Straße lebt, war in diversen Läden aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine umfangreiche Liste mit Vorwürfen vorgetragen (Neustadt-Geflüster vom 21. Juli).
Bei den meisten Taten verhielt er sich völlig unberechenbar. Deshalb wurde auch eine einstweilige Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung angeordnet. Dort wurde bei ihm Schizophrenie diagnostiziert und wurde mit Medikamenten behandelt. Außerdem hat er nun einen Betreuer, der sich um ihn kümmert. Vor Gericht äußerte sich Andrej F. klar, bekannte sich zu einigen Taten, andere wiederum stritt er ab. Der Gutachter hält den Mann für gefährlich, konnte dem Gericht jedoch keine konkreten Anhaltspunkte nennen.
In der Bewertung der einzelnen Taten wog das Gericht ab, ob er in der Lage war, das Unrecht der Taten einzusehen oder ob ihn die krankhafte Störung daran hinderte. Letzlich entschied die Richterin, dass er nicht dauerhaft in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden muss. Für die begangenen Taten muss er sich jedoch verantworten. Die Strafe beträgt 15 Monate Haft. Die muss er aber nicht sofort antreten, am Ende der Verhandlung kam Andrej F. vorerst frei. Am Nachmittag und Abend war er dann schon wieder in der Neustadt zu sehen.
Oh, oh, gleich wird sich wieder an “Landstreicher” abgearbeitet, was nicht ganz unberechtigt sein dürfte, da der Begriff durchaus abwertend benutzt wird.
Er hat sich selbst so bezeichnet. Siehe Bericht vom Prozess-Auftakt.
“Der Gutachter hält den Mann für gefährlich, konnte dem Gericht jedoch keine konkreten Anhaltspunkte nennen. “
Ich halte diese Art von Gutachter für gefährlich. Abgesehen davon muss es wohl in diesem Fall ‘Schlechtachter’ heißen.