Es regnet aus bleigrauem Himmel und eigentlich hätten mich heute keine dreißig Wolgaschlepper aus dem Bett bekommen. Doch der vielbeschäftigte Dmitri Jampolski, Vorstandsvorsitzender des Club St. Petersburg e.V. und Besitzer des russischen Spezialitätengeschäftes Karussell erwartet mich. Im Dezember ist er das zehnte Jahr am Bischofsweg ansässig – so war das ursprünglich gar nicht geplant…

In St. Petersburg arbeitete Dmitri Jampolski als Flugzeugingenieur und Fotograf, bevor er mit 50 Jahren mit seiner Frau nach Dresden kam. Das war 1998. Verein und Zeitung reichten für den Lebensunterhalt nicht aus und Jampolski entschloss sich, ein Geschäft zu eröffnen. Dass er gerade in der Neustadt landete, verdankt er Friseurmeisterin und Nachbarin Alina. Sie wollte eigentlich nur eine Anonnce in Jampolskis Zeitung schalten – und konnte ihm schließlich für sein Ansinnen den Raum in dem sonst komplett leerstehenden Haus empfehlen. Der Münchner Vermieter verschiebt den Abriss des Hauses seit einer Dekade jährlich um ein Jahr – im selben Rhythmus, in dem Jampolksi seinen Mietvertrag verlängert.

„Das wichtigste für die Zukunft“, sagt Jampolski, „sind internationale Kindergärten. Dort beginnt die Toleranz.“ Stolz ist er auf die Authentizität seiner Produkte. „Echtes Moskauer Eis gibt es nur im echt russischen Geschäft.“ Birkenwodka und handgefertigte Pelmeni, Zopfkäse, Kaviar und russisches Bier – die Liebe zu Russland geht im Karussell durch den Magen. Und was, wenn das Haus doch abgerissen wird? Dmitri Jampolski antwortet: „Mein Sohn sagte zu mir: Papa, in zwei Jahren bist du 70. In zwölf Jahren bist du 80 – noch besser! In 22 Jahren bist du 90 – noch besser!! Und in 32 Jahren bist du 100 – noch besser!!!“ Er schaut nachdenklich. „Ich kann nicht lange im Voraus planen“, sagt Dmitri Jampolski. „Gottseidank bin ich gesund. Jede Woche mache ich die Zeitung, jeden Tag den Laden, zweimal in der Woche Lieferung.“
Karussell – Öffnungszeiten und Informationen
- Russische und Deutsche Spezialitäten
- Bischofsweg 16, 01099 Dresden
- Telefon: 0351/1608572
- täglich 10 bis 22 Uhr, außer sonntags
















Abriss? Schocken tut einen sowas aber auch nicht mehr. Weiß man schon, was für hochwertige Bausubstanz im Anschluss dort hin soll?
Die Abriss-Pläne würde ich nicht so ernst nehmen. Das Haus steht unter Denkmalschutz. Und so leicht wie Anfang der 90er beim gegenüberliegenden „Aktiv“-Ballsaal gibt die Behörde heute nicht mehr nach.
Im Hof sieht es dort übrigens auch sehr hübsch aus.