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Elektronisch verstärkte Tanzmusik

Die Scheiben sind beschlagen. Draußen ist es dunkel. Wir sitzen in einem klapprigen 5er BMW, Baujahr 1985, im Kassetten-Deck wummert ein Radio-Fritz-Mitschnitt: Marcos Lopez aus dem Tresor. Das war vom Vorabend der Loveparade. Jetzt setzen kurz die Bässe aus, eine psychedelische Melodie zieht durchs Auto.

an dem kleinen Bach stieg die Party
an dem kleinen Bach stieg die Party
Mein Begleiter baut ein klassisches Drei-Blatt-Gerät, jetzt rollt er den Filter und in wenigen Minuten wollen wir den Abstieg wagen. Aber erstmal nimmt jeder drei kräftige Züge, dann noch einen Schluck aus dem Guarana-Wodka-Gemisch. Los. Den Wagen lassen wir auf der Marienallee stehen. Ein schmaler, gewundener Weg führt hinunter zur Prießnitz, zum Rave. Der Mond leuchtet uns den Weg. Über Wurzeln und durch Hecken stolpern wir vorsichtig abwärts. Dann wird es diesig, wir orientieren uns am Geräusch.

Bumm, Bumm, Bumm.

Die Qualität dieser Musik wird in Beats pro Minute gemessen. An der kleinen Brücke angekommen, sehen wir die Quelle des Nebels. Ein Verrückter hat eine Maschine in den Wald gestellt. Blaue und rote Blitze zucken durch die Nacht. Dazwischen Menschen, die extatisch ihre Körper bewegen. Oder stehen sie nur da und die Blitze lassen ihre Silhouetten tanzen? Andere sitzen gemütlich am Bach und lassen die Beine baumeln.

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Fehlfarben am 25. Oktober im Puschkin

Anfang der 1990er Jahre schwappte der Techno mit angemessener Verspätung auch nach Dresden, in Clubs wie der Gasschleuse oder dem Base (damals noch im Hinterhof am Bischofsplatz) mutierten Hippies und Punks zu Fans des Elektrosounds. Beliebt waren Partys an den umliegenden Badeseen oder eben in der Heide an der kleinen Prießnitz-Brücke.

Wir sitzen nun auch. Der Joint hat gesiegt. Das Koffein verloren. Ein paar Schritte abseits bummert die Musik nicht so laut. Und kichernd kommen Gespräche in Gang. Als die Morgensonne mit Macht durch die Baumkronen bricht, rappeln wir uns auf, verlassen die Raver, kraxeln den Weg zurück zur Marienallee.

Jetzt ergibt das alles einen Sinn, denn nun können wir wie die Könige der Nacht mit dem Wagen bei Neumann’s Eisgrotte vorfahren: Frühstück!


Nachtrag

Angeblich sollen sich derartige Raves noch bis in die Gegenwart gehalten haben, das berichtete mir zumindest ein junger, schwer tätowierter Mann, als ich mich neulich an der kleinen Brücke umgesehen habe. Frühstück in der Eisgrotte gibt’s aber leider schon lange nicht mehr.

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War früher alles besser?

  • Als kleine Erinnerungsstütze an die frühen 1990er Jahre werde ich in loser Folge ein paar Geschichten über die wilde Zeit von damals veröffentlichen.
  • Alle Geschichten unter #Früher-war-alles-besser? oder in den Büchern „Anton auf der Louise“ und „Anton und der Pistolenmann“

Vielen Dank an Michael Krahl für das Foto.

5 Kommentare

  1. An der Priesnitz (Sandgrube) sind andauernd illegale Techno-Parties. Das ist eigentlich hinlänglich bekannt. Den Mist hört man sogar noch am Alaunpark. Es kommt auch nicht selten vor, dass diese Parties von der Polizei aufgelöst werden. Entgültig durchgreifen tun die aber leider nicht – obwohl diese Feiern ein riesiger Drogenumschlagsplatz sind…

  2. mhh. da gibts noch so einige spots mehr. drogen gehören dazu, da kommt aber keiner gross zu schaden durch fremdeinwirkung, und sich selber schaden is m.w. nich allzu sehr verboten. nur das „riesig“ & „umschlagplatz“, das erschliesst sich mir grad nich. haste nen heissen tipp? dann entweder an die polizei oder lieber an meine email ;)

  3. Schwachsinn. Panama ist ein riesiger Drogenumschlagplatz, der Hamburger Hafen ist ein riesiger Drogenumschlagplatz, der Dresdner Hauptbahnhof ist ein „riesiger“ Drogenumschlagplatz. Aber doch keine kleine illegale Party im Wald mit 50 bis 150 Ravern. Wenn sie dort Drogen nehmen, dann ist das halt so. Warum auch nicht? Wer hat denn deswegen ein Problem? Andere kippen sich in der Altstadt oder dem Barocken Viertel 10 Bier hinter die Binde und prügeln sich dann oder gehen Flüchtlinge jagen. Die schweben eben in ihrer eigenen Welt und da ist die Welt noch gut. Und wenn Stadtfest ist hört man die Volkslieder oder Schlagertiraden ebenfalls bis in den Alaunpark oder sogar die Heide. Da erhitzen sich die Gemüter ja leider auch nicht.

  4. Vielleicht sollte man nicht darüber berichten, wenn man will, dass es die Parties auch weiterhin gibt…

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