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Arbeit kann so sexy sein … Jeans Geißler

Carsten Geißler und seine Geißlein
Carsten Geißler und seine Geißlein
Carsten Geißler blättert einen Katalog auf den Tisch, auf dessen glänzenden Seiten schmutzverschmierte Vorhammer-Ladies mit gelöstem Haar an brösligen Wänden lehnen und axtbewehrte Holzfällerschnuckel in lässigen Hemden im idyllischen Grün stehen, als wollten sie Frauen und nicht Bäume fällen. Vorbei die Zeit des sackigen Blaumanns und der stereotypen Farben. Blau ja blau ist nicht alles, was ich hab, nur weil mein Schatz Gaswasserscheiße arbeitet.

Arbeitskleidung nähert sich Outdoor an und dieser Stil ist bekanntlich schon im Alltagschic angekommen. Jack Wolfskin, Mammut und Northface haben die Straße erobert, und so tun es vieltaschige Mehrzweckhosen nun auch. Es ist eine gängige Tradition, dass Berufskleidung populär wird. Die in den 20er Jahren von Farmern, Cowboys und Schwerarbeitern genutzten Jeans von Levi Strauss galten aufgrund ihrer Körperbetontheit bald als erotisches Kleidungsstück und wurden in den prüden 50ern als Symbol für Rebellion und Umbruch zum Politikum. Die perfekte Schnittstelle zwischen Zweck- und Modebekleidung also, für die sich Ines und Carsten Geißler entschieden haben. Genau genommen war es jedoch die Generation davor, mit denen das Jeans-Business seinen Anfang nahm.

Carsten Geißlers Vater, waschechter Sachse, floh in den 50er Jahren nach einem politischen Eklat seines Stiefvaters nach Westfalen. Der Stiefvater hatte den Hausvertrauensmann, ein ideologischer Hausmeister in der DDR, unschön angepflaumt und entschied sich Fersengeld zu geben anstatt Gefängnisstrafe abzuleisten. Carsten Geißlers Eltern lernten sich nun in Westfalen kennen, nachdem sie das Flüchtlingslager in einer Turnhalle überstanden hatten. Der Vater arbeitete im Edelstahlwerk, die Mutter als Kauffrau in einem Autohaus, als die Jeansmode aufkam. Die US-amerikanischen Armeebestände wurden in Westeuropa zu hohen Preisen unter die Bevölkerung, besonders die jugendliche Halbstarkenszene, gebracht. Auch Vater Geißler fuhr mit seinem VW Käfer nach Frankfurt, wo sich Militärbasen befanden und sich Verbindungen zu Herstellern wie Mustang ergaben. Teilweise kauften bei ihm die amerikanischen Soldaten Ersatz für ihre verlorenen oder verschlissenen Kleidungsstücke, die pflichtgemäß zurück gegeben werden mussten.

Obwohl sich der Handel mit dem begehrten indigoblauen Stoff in Westfalen gut etablierte, erhielt Familie Geißler den Kontakt nach Dresden aufrecht. Einmal im Jahr nahm man die Reise zu Verwandten in den Osten auf sich und als die Grenze geöffnet wurde, sollte schnell ein Ladenlokal in Dresden gefunden werden. Heute gibt es zwei Filialen, eine davon in Freital, eine auf der Bautzner Straße. Zur Eröffnung 1991 war das Gebäude, ganz neustadttypisch, ein ruinöses Desaster. Etliche Investoren strichen die Segel, bis sich ein hartnäckiger fand, mit dem auch Carsten Geißler sehr zufrieden ist. Heute unterstehen Geißler elf Mitarbeiter, von denen er in den höchsten Tönen schwärmt. In jeder Filiale steht eine Schneiderin bereit, um Unpassendes passend zu machen. Die eigene Uniform zu besitzen, macht einen kleinen Teil des Berufsethos aus. Geliehene Arbeitskleidung, so hat Geißler beobachtet, wird zudem wesentlich unnachsichtiger behandelt als das eigene Gewand. Wer zu diesem Osterfest auf der Elbe entlang tuckert, sollte ein Auge auf die Anzüge der Dampfschiffahrtmatrosen werfen: alle sind Maßarbeiten der Geißler Berufs-Anzieher.

Seit 1991 am Platz, seit mehr als 50 Jahren existent: Jeans Geißler
Seit 1991 am Platz, seit mehr als 50 Jahren existent: Jeans Geißler

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  • Geißler Berufsbekleidung und Jeans, Bautzner Straße 23, Telefon: 0351 8010297
  • Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Sonnabend 9 bis 16 Uhr
  • im Internet zu erreichen unter www.geissler-berufsbekleidung.de