Die Dresdner Geschichte ist um vier Stolpersteine reicher, die gestern vor der Tür zur Tieckstraße 15 angebracht wurden und in Zukunft an das Schicksal von Familie Neuding erinnern.
Das Ehepaar Fritz und Charlotte zog 1919 in die zweite Etage des Hauses ein, zwei Töchter wuchsen hier auf. „Die Kinder spielten im Hof oder gingen über diese Straße in die Schule“, erinnert Brigitte Lange vom Stolperstein-Verein Dresden. Beinahe 20 Jahre lebte die Familie hier …
Fritz Neuding, in Warschau geboren, kam 1908 nach Dresden und arbeitete als Kleiderhändler. Seine Ehefrau Charlotte Neuding betrieb in der Tieckstraße ihre Maßschneiderei. Beide mussten Demütigungen und Repressalien erleben, sodass sich Charlotte, angesichts des drohenden Nazi-Schreckens, in dieser Wohnung 1937 das Leben nahm. Kaum ein Jahr später versuchte auch ihr Ehemann den Suizid, konnte aber von seiner Tochter Margot gerettet werden.
28. Oktober 1938
Am 28. Oktober 1938, gegen 22 Uhr, schellte es an der Wohnungstür. Es war die Polizei: „Die Familie müsse die Wohnung verlassen, dürfe nur das Nötigste mitnehmen und Essen für maximal zwei Tage.“ Dann trieben die Nazi-Schergen den Vater und die ältere Tochter Margot am Neustädter Bahnhof in einen Zug – Richtung polnisches Niemandsland.
Diese vier Steine erinnern nun an die Eltern und die Kinder. Damit gibt es in Dresden nun 397 Stolpersteine und eine Stolperschwelle auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Ende & Anfang
Tags zuvor, am Donnerstag, wurden die sterblichen Überreste der Tochter und Holocaust-Überlebenden Margot Neuding-Karp († 102) im Beisein der Familie aus den USA und Israel auf dem Neuen Israelitischen Friedhof (Johannstadt) beigesetzt.