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DAME

Topp und Däggl sind eens

Christine Schlorke an ihrem Arbeitsplatz. Von hier aus werden Kunden aus ganz Dresden versorgt.
Christine Schlorke an ihrem Arbeitsplatz. Von hier aus werden Kunden aus ganz Dresden versorgt.

Zu jedem großen Fenster gehört ein Stück Stoff, das es verdeckt. Jeder mag große Fenster, wegen des vielen Lichts – aber sie sollten vorzugsweise zum Sehen und nicht zum Gesehen-Werden dienen. Und so hüllt sich, wenn es draußen dunkelt, jeder in Siebenschläfermanier in seine Privatsphäre ein, zwar umgeben von Menschengewusel, aber unsichtbar. In ländlichen  Regionen wird der Tag mit dem Rattern eines hermetisch abdichtenden Kunststoffrollos beendet, in der Stadt darf es schon etwas dekorativer sein. Zumindest außerhalb des praktikabel orientierten Studentenkreises.

Wie in so vielen Fällen hat die Neustadt für diesen Marktsektor ein Lädchen zu bieten, ein uriges Biotop der Schneiderkunst, geführt von zwei Damen. Ein Laden der Kategorie “Ach, sowas gibt’s?”, denn in Verhäng-Fragen führt der  ausgetretene Weg meist Richtung Obi oder Ikea. Wer Alternativen zu Annas schwedischen Gardinen sucht, ist auf der Louisenstraße bei Sylvia und Christine richtig. Ein weiterer Beweis für die These, dass rein theoretisch und vom Bedarfsstandpunkt aus ein Verlassen der Neustadt nicht notwendig ist.

Alle sgibt's in der Neuse, sogar Gardinen
Alles gibt’s in der Neuse, sogar Gardinen

Zum Interviewtermin begrüßt uns Christine Schlorke, selbst ernanntes Neustadt-Urgestein und Ko-Partnerin von Sylvia Girschik. Sie geht im Kreuz ein bisschen gekrümmt und gesteht die Ursache gern: am Wochenende stand das alljährliche Gardinenwaschen an. Nichtsdestotrotz steht sie uns gut gelaunt Rede und Antwort. Schon seit ihrer frühen Jugend arbeitet Christine Schlorke in der Neustadt, ihre Karriere begann in etwa am Standpunkt ihres heutigen Geschäfts. Sie lernte mit 17 Jahren (das war 1959) Herrenmaßschneiderin in der PGH Modespiegel in der Nummer 23 und arbeitete anschließend in der zweiten Filiale auf der Alaunstraße. Kurze Zeit zog es Frau Schlorke Berufs wegen auf die Kesselsdorfer Straße, bevor sie nach der Wende Verkaufsstellenleiterin in einem Gardinenladen der Konsumkette wurde. Der befand sich – man kann fast von Schicksal sprechen – in dem Haus, in dem Girschik und Schlorke heute Gardinen verkaufen. Mit der Grenzöffnung kamen auch westdeutsche Investoren und einer von ihnen beschloss, den Altbau samt Hinterhaus wegzureißen. Konsum musste aus- und umziehen und tat das auf den Albertplatz.

Während Christine Schlorke also mit dem Konsum auf Neustadt-Tour war, werkelte Sylvia Girschik auf der Bautzner Straße 20 im Hinterhaus an ihrer Lamellenwäsche. Die Lage war etwas ungünstig, der Verkauf lief so lala und so war es ein Glücksumstand, als Frau Schlorke nach 20 Jahren treuem Dienst die Konsumtüren von außen betrachten musste. Die beiden Damen lernten sich kennen, beide konnten nähen, beide hatten Ahnung von Gardinen – man bezog Stellung im neugebauten Ersatz für den Altbau auf der Louise 7.

Die dritte im Bunde
Die dritte im Bunde

Sylvia Girschik fährt durch ganz Dresden, berät Kunden und nimmt Aufmaße, während Christine Schlorke die Aufträge fertigstellt. Als Arbeitstisch dient eine Tischtennisplatte, genäht wird mit einer robusten alten Nähmaschine. “Die funktioniert wenigstens”, sagt Schlorke. Genauso tut es die Zusammenarbeit: “Topp und Däggl sind eens”, so der Kommentar zum familiären Geschäftsklima. Und wie gefällt der Standort? “Ich liiiebe meine Neustadt!”, platzt es aus Schlorke heraus. “Nee, wissense. Wenn ich abends nach Hause gehe, dann gehe ich ganz langsam.”

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Es wartet schon die nächste Kundin, eine etwas unentschlossene, auf die Frau Schlorke sich einlassen muss. Es setzt noch einen kritischen Blick der gelernten Herrenmaßschneiderin auf unsere umgekrempelten Hosenaufschläge, dann geleitet uns ein freundlicher Gruß nach draußen.

Informationen und Öffnungszeiten

  • Girschik Rollo- und Gardinen-Shop, Louisenstraße 7
  • Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr
  • im Internet zu erreichen unter www.girschik.de
Hinter diesen Türen verbergen sich nicht nur Rollos, sondern auch Dekorationen
Hinter diesen Türen verbergen sich nicht nur Rollos, sondern auch Dekorationen

5 Kommentare

  1. Sie lernte nicht im BGH, sondern in der PGH Modespiegel. ( Produktionsgenossenschaft des Handwerks).

  2. Also,ich als langjähriger Kunde des Rolloshops habe mich riesig über diesen Beitrag gefreut.Man kennt zwar die Damen hinter dem Ladentisch aber über ihren persönlichen Werdegang weiß man nur wenig. Deshalb war es für mich sehr interessant, wie die Damen zu ihren jetzigen Job gekommen sind. Ich möchte keine Schleichwerbung betreiben, aber den Rolloshop kann man nur jeden empfehlen, der seinen Fenstern etwas Gutes tun möchte!

  3. Habe mich vor Jahren selber beraten lassen was Gardinen betrifft. Bin gut beraten worden. Bin auch jetzt noch Kunde da, wenn ich was benötige. Werde immer gut beraten und bedient. Sie haben immer ein freundliches Wort übrig für Ihre Kunden. Kann den Laden nur empfehlen, wer sich schöne Gardinen machen lassen möchte.

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