Mit 130 Tonnen schweren sogenannten Longfront-Baggern will die Hentschke-Bau ab kommender Woche den beiden Brückenzügen A und B der Carolabrücke zu Leibe rücken. Mit ganz gezieltem Einsatz von immer zwei Baggern gleichzeitig sollen die Schwachstellen so bearbeitet werden, dass sich die Brückenteile absenken. Damit die Teile dann nicht in das Flussbett krachen, wurden bereits große Kieshaufen aufgeschüttet, auf denen sie sich dann abstützen können, um dann weiter demontiert zu werden.
Dieses Vorgehen haben Bauamtsleiterin Simone Prüfer und der Geschäftsführer der Hentschke Bau, Thomas Alscher, am Freitag bei einer Pressekonferenz erläutert. Die Vorbereitungen für den nun bald startenden Abriss sind inzwischen gut zu sehen.
Die Baustraße ragt bis weit in die Elbe hinein, damit der Fluss dennoch durchkommt, wurden Rohre gelegt und eine Brücke gesetzt. Zentrales Element der Abbruchmethode ist ein Fallbett unter dem Brückenteil über der Elbe. Das Fallbett besteht aus Wasserbausteinen, Leerrohren und Sand. Es dient dazu, Brückenteile aufzufangen. Durch die eingebauten Rohre fließt die Elbe weiter. Auf das Fallbett, welches aus insgesamt etwa 13.000 Tonnen Material besteht, soll dann das Brückenteil abgelassen und zerkleinert werden. Dabei wird der Stromeinhängeträger (Mittelteil der Brücke über der Fahrrinne) stückweise in seinem Querschnitt geschwächt, um ihn dann abzusenken.
Querträgerverbindung schon gekappt
Bereits in der Vorwoche wurde die Querträgerverbindung zwischen den Brückenzügen getrennt. Die Arbeiten am Mittelteil sind auf etwa zehn Wochen angesetzt. Während dieser Zeit bleibt die Elbe in diesem Abschnitt gesperrt. Anschließend sollen der Rückbau über dem Terrassenufer und auf der Neustädter Seite folgen. Diese Abschnitte können teilweise parallel bearbeitet werden. Der vollständige Abriss der Brücke ist bis Jahresende geplant. Gearbeitet wird von Montag bis Sonnabend.
Die Entscheidung für die gewählte Methode erfolgte nach Prüfung von elf Varianten. Dazu zählten unter anderem auch das Ausheben mit einem Kran, das Ausfahren über Behelfsbauten oder eine Segmentzerlegung. Auch die ursprünglich bevorzugte Variante mit Schwimm- oder Trockenpontons wurde verworfen. Niedriger Wasserstand und fehlende geeignete Aufstellflächen für Kräne schlossen einige Optionen aus. Eine Sprengung wurde ebenfalls geprüft, aber wegen aufwändiger Genehmigungen und Sicherheitsbedenken nicht weiterverfolgt.
Die jetzt eingesetzte Methode setzt auf gezielte Schwächung der Brückenzüge durch schwere Bagger. Diese zerstören die Spanndrähte an kritischen Punkten. So soll der Einhängeträger abgesenkt und kontrolliert zu Boden gebracht werden. Die erste Hälfte auf der Neustädter Seite soll zuerst einstürzen. Danach werden die Teile zerkleinert und abtransportiert. Dann wird die Baustraße auf die Altstädter Seite verlegt und die Elbe auf die Neustädter Seite umgeleitet, damit dieselbe Vorgehensweise vom Terrassenufer aus angewendet werden kann.
Die Arbeiten sollen laufende Veranstaltungen wie die Filmnächte am Elbufer berücksichtigen, unter anderem soll immer nur bis 17 Uhr lärmintensiv gearbeitet werden. Ziel bleibt ein vollständiger Abriss der Carolabrücke bis Ende 2025.
Warum wird das nicht gezielt gesprengt, statt mit Baggern nach Schwachstellen zu suchen? Ich frage für einen Freund, dessen Kumpel einen Bagger hat.
Die Sprengung wäre zu riskant, sagte Alscher. Die Gefahr, dass sich die Brückenteile dann nicht in die gewünschte Richtung bewegen, sei zu hoch.
Die Ableger suchen nicht nach Schwachstellen, sie pickern direkt auf die bekannten Schwachstellen.