In loser Folge und ungefährer Orientierung an das Alphabet stellen wir die Straßen und Plätze in der Neustadt vor. Dabei hat die „Baumstraße“ im Preußischen Viertel ihren Namen redlich verdient.
Die südlich verlaufende Bautzner Straße und die nördlich Richtung Waldschlösschen führende Stauffenbergallee rahmen das sich nach Osten hin verjüngende Areal zwischen Bischofsweg und Nordstraße, in das die Baumstraße, flankiert von Bach- und Forstraße, eingebettet ist.
Keine 500 Meter und keine sieben Minuten zu Fuß vom Zipfel des Alaunparks entfernt, aber doch jenseits der natürlichen innerneustädtischen Schwelle Prießnitz gelegen, herrscht in der Baumstraße eine andere Zeit als in der pulsierenden Äußeren Neustadt. Das mag an den guten alten Bäumen hier liegen, deren Wurzeln sich stellenweise durch die Bürgersteige drücken.
Hier verirrt sich niemand hin, auf der Suche nach einem Café. Auch biegt hier kein Rad- oder Autofahrer aus Versehen ab. Es ist weniger bunt hier, aber hier ist auch niemand auf der Suche nach Ruhm. Eigenheim nebst Eigenheim mit Vorgarten. Hier ist man idyllisch bei sich zuhause. Der Lateiner findet hier Otium, alle andern sind zum Müßiggang eingeladen.
Gurus & Gänge
Dresdens Straßenguru Adolf Hantzsch (1841-1920) schreibt den einen bedeutenden Satz zum Ursprung: „Baumstraße, 1856 angelegt und im folgenden Jahre benannt.“ Zwei Häuser werden auf Altes Dresden näher bestimmt: Haus Nummer fünf, ein offensichtlich stattliches (von Bomben verschontes) Relikt aus der Gründerzeit und mittlerweile durch den Freistaat geförderte Anlaufstelle für Senioren im Alltag.
Zum anderen liefert eine Postkarte den Beleg dafür, dass Hermann Härtel noch bis 1930 an der Ecke zum Bischofsweg eine Gastwirtschaft betrieb. Die Gastwirtschaft ist weg, das Haus steht noch.
Bei aller Verschlossenheit, die sich durch Gärten mit Zäunen ergeben kann, wirkt die Baumstraße weiterhin der Umgebung zugewandt. Nicht nur Senioren finden hier eine Anlaufstelle. In unmittelbarer Umgebung gibt es das Angebot des Kinderschminkens oder Yoga.
Jüngst (am 18. Mai 2025) lud die Nachbarschaft anlässlich des Baumstraßen-Flohmarktes zu Kaffee, Kuchen, herzhaften Snacks und selbstgemachte Getränken in die Gärten.
Baumstraße & Baumstraße
Dabei gibt es eigentlich zwei Baumstraßen. Beginnt sie mit dem wunderbar holprigen Großkopfpflaster am Bischofsweg, das jeden Rennradfahrer zum Schieben animiert, beginnt dann in Höhe Nummer 16, kurz vor der Nordstraße plötzlich ein glattes Asphaltband, während die Nordstraße selber wieder mit den Katzenkopfplaster zum Holpern einlädt.
Auf Nachfrage kann selbst das Dresdner Straßen- und Tiefbauamt nicht weiterhelfen, findet zu einer solchen Baumaßnahme keinen Vermerk: „Die Vermutung ist, dass die Straße im Zuge einer Aufgrabung mitgebaut wurde“, sagt ein Rathaussprecher.
Straßen und Plätze im Stadtbezirk Neustadt
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