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“Metropol” in der Gedenkstätte Bautzner Straße

Das Societaetstheater ist seit Jahresbeginn ein mobiles Theater und hat seine Bühnen im Oktober in der ehemalige Stasi-Zentrale in der Bautzner Straße aufgeschlagen. In der jetzigen Gedenkstätte können Besucher das DDR-Hafthaus und den sowjetischen Haftkeller besichtigen. Zu diesem historischen Ort passt auch das Programm des “Socie on Tour”.

Metropol in der Gedenkstätte an der Bautzner Straße
Metropol in der Gedenkstätte an der Bautzner Straße

Neben der “Wolokolamsker Chaussee” von Heiner Müller – gerade aufgeführt in eben jenem Hafthaus – zeigt die Cie. Freaks und Fremde ihre Version des packenden Tatsachenromans “Metropol” von Eugen Ruge im Veranstaltungssaal der Gedenkstätte. Die Geschichte begleitet drei deutsche Kommunisten, die in den 1930er Jahren vor dem Faschismus in die Sowjetunion fliehen, um dort zu helfen, eine gerechtere Gesellschaft zu gestalten. Doch schon bald werden sie im Zuge der Parteisäuberungen und stalinistischen Schauprozesse in das Netz der Denunziationen, Verdächtigungen und “Selbstkritik” verstrickt.

Das Hotel Metropol ist ein Luxushotel im Zentrum Moskaus. 1907 im Jugendstil fertiggestellt, war es eine der ersten Adressen im zaristischen Russland. Nach der Oktoberrevolution beschlagnahmten es die Bolschewiki. Hier lebten neben “verdächtigen” Genossen auch internationale Gäste wie der Star-Schriftsteller Lion Feuchtwanger oder der Vorsitzende Richter des zweiten Moskauer Schauprozesses von 1937, Wassili Wassiljewitsch Ulrich. Staatsfeinde neben Freunden sozusagen und die Linie, an der entschieden wurde, wer auf welcher Seite steht, wurde immer dünner.

Autor von Metropol: Eugen Ruge
Autor von Metropol: Eugen Ruge

Das Inszenierungs-Team hat mit dem Autor viele Gespräche geführt, nicht zuletzt auch über den Aufführungsort. Eugen Ruge sei anfangs skeptisch gewesen, sagt Heiki Ikkola, Künstlerischer Leiter der Compagnie, denn er wollte nicht, dass durch die Belegung des Ortes mit seiner DDR-Vergangenheit die Regime vermischt werden. Für ihn war der Stalinismus in Moskau eine Singularität. So heißt es in einem Interview mit ihm auf der Webseite des Theaters:

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Societaetstheater

“Während der Terrorjahre haben sich hunderte Schnellgerichte, sogenannte Troikas, darin überboten, die Menschen zum Tode zu verurteilen, und zwar zumeist Menschen, die nicht einmal gegen das Regime waren. Manche Troikas brachten es auf 400 Todesurteile am Tag. Einiges über das Grauen des Stalinismus lässt sich ja auch in “Metropol” nachlesen. Ich glaube, dass der Westen nie verstanden und nie gewürdigt hat, welchen weiten, schweren Weg Russland vom Stalinismus bis zur Gegenwart zurückgelegt hat.

(…)

Mein Buch erzählt vom absoluten Terror, von einer unglaublich schrecklichen Zeit, von nie dagewesener massenhafter Verblendung und Paranoia, die Millionen Unschuldiger das Leben gekostet hat. Wie gesagt, jeder kann es lesen, wie er will. Aber ich bin schon irritiert darüber, dass es Leute gibt, die nach dem Lesen zu dem Schluss kommen: Na bitte, so war Russland schon immer!”

Vom 7. bis 23. Oktober könnt ihr euch nun in der Gedenkstätte ansehen, “was Menschen in ihrer Sehnsucht nach gesellschaftlichen Idealen zu glauben bereit sind”. Der Autor Ruge dazu: “Wir sind alle anfällig für ideologische Konstrukte. Aber am anfälligsten für Ideologien sind vermutlich gerade die, die es immer ganz genau wissen. Wenn mein Buch, anstatt Bestätigung Nachdenken auslösen würde, wäre ich froh. Aber letzten Endes schreibe ich keine Meinungen vor, sondern erzähle Geschichten.”

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Neben “Metropol” liest auch der Schauspieler Albrecht Goette am 9. Oktober den berühmten Essay “Schwierigkeiten mit der Wahrheit” von Walter Janka, der gleich in zwei Regimen und mehrfach in politischer Haft saß. Der sich anschließende Film konzentriert sich auf diese Zeit, zeichnet aber auch das bewegte Leben eines überzeugten Kommunisten nach.

Auch ganz passend zum Ort ist der Auftritt der Band, die mal Zwitschermaschine hieß. Zu DDR-Zeiten Avantgarde, stehen sie jetzt wieder auf der Bühne, zumindest, der von der Punk-Band Übriggebliebene: “Der Schlagzeuger von Zwitschermaschine“. Ein Abend mit Texten des umstrittenen Sängers und Texters Michael Rom.

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Metropol

  • Premiere am Freitag, am Sonnabend mit Autorenlesung, danach vom 11. bis 16. Oktober und vom 18. bis 23. Oktober, jeweils 20 Uhr. Tickets und Details: www.societaetstheater.de
  • Das Neustadt-Geflüster verlost zweimal zwei Freikarten. Bei Interesse, bitte eine eindeutige Ergänzung mit Termin (außer zur Premiere) schreiben.
  • Socie on Tour: Im Oktober finden alle Veranstaltungen in der Gedenkstätte Bautzner Straße statt, Bautzner Str. 112A, 01099 Dresden, im November im Zentralwerk und im Dezember in der Villa Wigman. Das temporäre Besucherzentrum mit Theaterkasse befindet sich weiterhin auf der Hauptstraße 25.

8 Kommentare

  1. Meine noch unbekannte Begleitung und ich würden uns gern am 21.10. Metropol anschauen. Danke.

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