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Akustikkollektiv Feministisch

Geschnetzeltes im Grillstübel

Das war mein Stammlokal in den frühen 90ern. Wenn ich mal ein paar Mark übrig hatte, gönnte ich mir gern ein „Steak Natur“ mit Kräuterbutter und Pommes drüber. Seit einer Ewigkeit habe ich mich nun mal wieder hinein getraut. Die Inneneinrichtung sieht noch immer genauso aus. Es erinnert mich immer ein wenig an einen der ganz frühen MDR-Tatorte, die zum Teil auch in der Neustadt gedreht worden sind. Hier schnuppert es nicht nur nach Essen, sondern auch ganz stark nach Milieu. Herrlich!

Im Grillstübel
Im Grillstübel

Ich bestelle mit ein Puten-Geschnetzeltes mit Reis und Salat, dazu eine Cola. „Ich bringe es Ihnen an den Platz.“ Der Mann hinterm Küchentresen ist freundlich. Mit meinem Kalt-Getränk setze ich mich auf die Terrasse. Hier ist ordentlich was los. Autos brummen, Radfahrer hetzen und unzählige Fußgänger schlendern vorbei. Die untere Alaunstraße ist ja sowas wie das Tor zur Neustadt. Leicht erhöht habe ich hier einen guten Blick und kann den Angeber im rot-weiß-gestreiften Hemd, der um sein Cabrio herumtänzelt, gut beobachten.

Dann stiefelt das fleischgewordene Testosteron vorbei. Knallenge Domestos-Jeans, hochgekrempeltes T-Shirt, die muskulösen Arme schwingen bedrohlich und die Augen sind finster zusammengekniffen. Sein Begleiter, mit Goldkettchen und Schmerbauch bewaffnet, wirkt dagegen echt friedlich. Sie ziehen an mir vorbei und läuten am Eingang des Plattenbaus.

Blick auf die geschäftige Alaunstraße
Blick auf die geschäftige Alaunstraße

Inzwischen hat der freundliche Kellner mein Geschnetzeltes gebracht. Das Fleisch ist lecker, der Gurkensalat auch. Der Reis hat ein bisschen zu lange gekocht. Aber für 6,80 Euro für Speis und Trank werde ich gut satt.

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tranquillo

  • Fazit: Im Grillstübel an der Alaunstraße 3 kann man zügig zu Mittag speisen und dabei eine Menge Leben sehen. Beim nächsten Mal würde ich aber wieder auf das „Steak Natur“ zurückgreifen. Das gibt’s nämlich immer noch.

Nachtrag 2015

Das Grillstübel wurde um fernöstliche Köstlichkeiten bereichert.

Nachtrag 2017

Statt Grillstübel gibt es nun Pizza.

6 Kommentare

  1. Als ich beruflich eine Zeit lang in der Nähe des Grillstübel zu tun hatte, bin ich auch täglich an selber Stelle meinen Mittagshunger losgeworden. Das Personal ist mir auch sehr freundlich in Erinnerung geblieben.

    Das Schöne: für Leckermäuler wie mich, kann man auch, gegen einen kleinen Aufpreis, eine echte Männerportion ordern.

    Ich kann nur zustimmen: gutbürgerliche, leckere Kost, wie bei Muttern. :-)

  2. Treffliche Beschreibung der obskuren Gestalten am Plattenbau. :) Im Stübl wurde aber letztes Jahr glaube renoviert. Preislich nicht ganz billig, das dafür Gebotene ist aber durchaus ok. Die geben sich Mühe, sind sehr freundlich und man kann sich auch seine eigenen Kreationen zusammenstellen.

  3. ja ja ….erst der Vata , dann der Sohnemann…., aber passt schon und geben sich über Jahre viel Mühe….
    der Senior war mal in nem supi Lokal am P.Platz zugange ….
    vor der Wende :))) , dad ging ab ….lg

  4. Hi Anton, für gastronomische Recherchen bist du anscheinend immer gern zu haben.
    Ob dein Synonym auf die Dauer Gewichtsprobleme bekommt ?

    Die Artikel sind auf jedenfall schlank und lecker verfaßt.

    LG Jürgen

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