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Piraten

Vom gewagten Blick über den Tresenrand

Manchmal gehe ich ganz gern allein in eine der vielen Kneipen in der Neustadt. Immer setze ich mich dann an den Tresen. Das hat jede Menge Vorteile: Man bekommt immer zügig die gewünschten Getränke und man kann den Barkeeper beim Mixen beobachten. Heute steht hier André, als Barkeeper versteht er sich in dem kleinen Kneipchen sicher nicht, dennoch muss er mixen: Bananen- und Kirschsaft. Die Kunst bei diesem Mischvorgang ist, dass beide Komponenten fein säuberlich getrennt ins Glas gelangen. Eigentlich soll der Kirschsaft nur ein dicker roter Klecks im schwabbelnden Bananen-Nektar sein. Zu diesem Zwecke wird erst der Bananensaft eingefüllt, dann das Glas schräg gehalten und zum Schluss ganz vorsichtig der Kirschsaft eingeträufelt.

Entsetzt wende ich meinen Blick ab. Solche Saft-Mix-Getränke bereiten mir ein inneres Unbehagen. Da freue ich mich doch wieder über meinen flexiblen Platz an der Theke und blicke in die Kneipe hinein.

Denn von dieser Position kann ich ungestört kleine Nettigkeiten beobachten. Wie vor Jahren im Café Europa. Zwei Stühle neben mir saß ein stämmiger Mann, schätzungsweise Ende 30, sein grauer Zweireiher lag achtlos auf dem Fußboden. Vor ihm ein großes Bier. Aus seiner Sicht wahrscheinlich halb leer. Mit beiden Händen hielt er es fest, als wollte es ihm jemand wegnehmen. Dann ein Ruck. Sein Kopf sackte auf das Glas und blieb dort liegen, leise Schnarchgeräusche erklangen. Dann nahte der fiese Barkeeper. Mit einem kräftigen Schwung schnappte er das Bierglas und der Kopf plumpste auf den Tresen. Derart geweckt schnellte der Mann hoch und eilte zur Tür, als ob er vor größerem Unheil flüchten wollte. Der Barkeeper war ihm schnell nachgesprungen und hielt ihm Rechnung und Jackett vor die Nase.

Doch am heutigen Abend scheint kein kleines Vorkommnis in Sicht. Sämtliche Gäste sitzen brav an ihren Tischen, Angetrunkene sind fern und so lange André weiterhin Kirsch- und Bananensaft mischt, wird sich daran auch nichts ändern. Beim Bezahlen sticht mir ein weiterer Vorteil ins Auge. Ich muss nicht ewig auf einen Kellner warten, denn der steht sowieso meist hinterm Tresen. So reicht ein kleiner Wink und schon kann die Rechnung beglichen werden.

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Dass man an der Theke die besten Geschichten hört, ist nun schon wieder ein ganz anderes Kapitel.