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OB-Wahl: Heten-Alarm im Boy’s

Lara Liqueur - kein Spaß bei der Spaßpartei.
Lara Liqueur – kein Spaß bei der Spaßpartei. Fotos: dehli-news.de
Gemeinsam mit dem Online-Journal menschen-in-dresden.de haben wir alle OB-Kandidaten zum Interview eingeladen, fünf haben bereits zugesagt. Im Gay-Club Boys auf der Alaunstraße (für Ältere: früher war hier mal die Konzertklause drin) treffen wir Lara Liqueur, Kandidatin der Partei „Die Partei“. Das ist praktisch für sie, denn in wenigen Stunden wird sie als Animateur, DJ und Moderator hier den Eurovision Song Contest begleiten. Zu dem Zeitpunkt weiß noch niemand was von „Germany – zero points“ und die Stimmung ist ganz aufgeräumt.

Lara Liqueur - die Zigaretten gingen nie aus.
Lara Liqueur – die Zigaretten gingen nie aus.
Lara heißt eigentlich Lars Stosch, ist erfrischende 20 Jahre alt und hat eine feste Freundin. Während der Ausbildung an einer Tankstelle wurde klar, dass ihm das DJ-Dasein viel mehr Freude bereitet. So nahm die Showbiz-Karriere ihren Lauf. Heute ist er dank einer üppigen Menge Make-Up als Lara unterwegs. Und Lara will Oberbürgermeisterin werden. Warum eigentlich? „Na, das ist doch wie bei einem Popstar, die Leute kreischen, wenn ich aus dem Auto aussteige“, sie blinzelt mir mit langen Wimpern zu, meidet aber längeren Blickkontakt, zündet sich eine neue Zigarette an: „Mit der Bewerbung habe ich meine Reichweite bei Facebook schon verdreifacht“. Ob das nicht ein bisschen egoistisch sei? „Ach, wer OB werden will, muss schon ziemlich egozentrisch sein, um sich da aufstellen zu lassen. Wer schüchtern ist und nicht gern im Vordergrund steht, ist eindeutig der falsche Kandidat.“

Ein sachliches Gespräch will nicht zustande kommen. Lara ist sich auch sicher, dass sie gewinnt. Das sei alles Teil eines großen Masterplans, die anderen Kandidaten wüssten nur noch nichts von ihrer Chancenlosigkeit. „Ich erreiche 100 Prozent plus X“. Nach wichtigen Themen befragt, stehen Regenbogenfahnen und ein buntes Amtszimmer mit Abstand an erster Stelle. Mit der sächsischen Gemeindeordnung hat sie sich noch nicht beschäftigt. „Im wesentlichen geht es in dem Job doch ums Repräsentieren und Autogramme geben.“ Naja und für die Probleme in Dresden gäbe es genügend Unterprofis, ihr sei aber bewusst, dass sie die erste Ansprechpartnerin für alle sei. Sie wolle sich auch alles erstmal anhören. Und dann müsse sie eben die Stadträte von ihren Argumenten überzeugen. „Das ist ganz einfach. Erst ein Schnäpschen trinken, dann verführen und dann sind sie mir einen Gefallen schuldig.“

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three imaginary boys - oder so ähnlich
three imaginary boys – oder so ähnlich
Nach 20 Minuten sitzen wir da und es kommt für kurze Zeit ein peinliches Schweigen auf. Irgendwie hatten wir uns das lustiger oder zumindest spaßiger vorgestellt. Wir warten noch auf den Fotografen, also stellen wir doch noch ein paar Fragen. Königsbrücker? „Wir wollen die zur Spielstraße machen. Dann ist das ganze Verkehrsproblem gelöst.“ Na, da bleibt sie auf Parteilinie. Dann haut sie doch noch einen Knaller raus, als es um Gentrifizierung und Wohnkosten geht: „Wir wollen 7.000 neue Wohnungen errichten. Für Dresdner, aber nicht in Dresden, sondern in Pirna.“ In der Neustadt sollten Wohnungen weichen, da müsse mehr Platz für Bars und Clubs her.

Alles in allem macht Liqueur einen recht überheblichen aber auch ziemlich unwitzigen Eindruck, das kann aber auch Teil der Show sein. Auf jeden Fall hat die Partei mit ihr eine ganz neue Nuance bekommen. Ohne Zweifel Lara Liqueur ist die schönste Kandidatin und da sie ohnehin gewinnt, braucht man sie wohl auch nicht zu wählen.

10 Kommentare

  1. Na ja, in Anbetracht anderer Parteien kann man sich natürlich auch eine Spaßpartei -leisten- und einen gewissen Betrag an öffentlichen Geldern -abschreiben-. Mehr aber auch nicht. Erneut Danke für den angenehm sachlichen Artikel.

  2. also Philine hätte auf jeden Fall meine Stimme, wenn sie angetreten wäre, denn als OB schreibt man im allgemeinen nicht mehr Beiträge über Strassen.

  3. Ach verdammt, ich wollt doch so gerne die Lara wählen. Aber wer dem Anton seine Zeit stiehlt ohne ihn wenigstens ein bissech witzig zu belustigen, den darf „man wohl auch nicht wählen“.

    Schlimm auch, das arme Boy´s da reinzuziehen. Kein bekennender Richtigrumliebender wagte vor diesen zwei Vollblut-Testosteron-Journalimus-Könnern die magische Schwelle in dies Etablissement zu übertreten! Alarm!

  4. „“Ich erreiche 100 Prozent plus X”

    Oder wie man bei uns sagt: „Was ist das dünnste Buch der Welt?“ – „1000 Jahre sächsischer Humor!“

    Ansonsten schließe ich mich Karsten an: Danke für den angenehm sachlichen Artikel.

  5. Hört! Hört!
    Sie macht nicht beim Wettstarren mit und belustigt auch nicht den letzten Vertreter der unabhängigen Presse und Neustadtguru, Herrn Launer!
    Sowas kann man nicht, nein, sowas darf man nicht wählen!
    Auch von mir ein herzliches „Danke schön“ für diesen angenehm sachlichen Artikel!

  6. @Paul: Da wir nicht auf beiden Seiten das Gleiche veröffentlichen wollten, haben wir uns dafür entschieden, dass bei menschen-in-dresden.de ein Interview erscheint, während ich mehr Wert auf die Stimmung des Interviews lege und die Kandidaten in einem Feature vorstelle.

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