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Brummende Geschäfte

Eingang durchs Kaninchenloch
Eingang durchs Kaninchenloch
„Was machst du heute?“

„Ein Interview mit einer Autowerkstatt auf der Förstereistraße.“

„Auf der Förstereistraße? Da gibt es eine …“

Jawoll. Und zwar die von Kfz-Meister Jan Opitz und seinen vier Mitarbeitern. Versteckt im Hinterhof, umgeben von geliebten fahrbaren Untersätzen, residiert der Meisterbetrieb in den ehemaligen Kutschen-Garagen der ersten Dresdner Taxigenossenschaft, deren Gäste anno 1930 noch mit Pferden chauffiert wurden. In den Ziegelsteingebäuden sind noch Spuren alter Flaschenzüge zu finden, mit denen die Kutschen rangiert wurden. Während des Krieges fiel der Dachstuhl des heutigen Werkstatt-Gebäudes den Flammen zum Opfer, weiß Jan Opitz von seinem Großvater. Die russischen Besatzer reparierten den Schaden und 1963 zog Harry Meissner, Opitz‘ Opa, dort mit seinem Unternehmen ein.

Jan Opitz, Blaumann aus Leidenschaft
Jan Opitz, Blaumann aus Leidenschaft
Er hatte keine Ausbildung, aber den Willen. Gemeinsam mit seiner Tochter, Jan Opitz‘ Mutter, stemmte er das familiäre Unternehmen. Wolfgang Opitz schnappte sich schließlich das Werkstatt-Töchterlein. Er war ebenso ungelernt wie sein Schwiegervater, brachte es jedoch bis zum Meister und führt ab 1987 das Geschäft selbstständig weiter. Betrachtet man diese Entwicklungen, kann man davon ausgehen, dass Jan Opitz ein Tröpfchen Benzin und ein Quentchen Schmieröl im Blut hat. Seit den 1990er Jahren arbeitete er im väterlichen Betrieb mit, bis er die Leitung 2003 nach dem Tod seines Vaters übernahm. Das alles erzählt er, der leibhaftige Enkel und Erbe, mit lässig verschränkten Armen. Im Hintergrund hat ein kränkelndes Vehikel die Motorhaube weit aufgesperrt und brummt vor sich hin. Es wartet auf die helfenden Hände des Meisters.

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Seinen eigenen Kindern die Weiterführung des Betriebes ans Herz zu legen, daran hat Jan Opitz trotz leidenschaftlicher Begeisterung für den  Beruf einige Zweifel. „Selbstständig sein, heißt sein Brot sehr hart zu verdienen“, gibt er grüblerisch zu. Zudem wird die Spezialisierung im Metier immer ausgeprägter. Lernte man zu DDR-Zeiten noch „Kfz-Schlosser“, wurde daraus nach der Wende der „Kfz-Mechaniker“ und heute erahnt man hinter dem „Kfz-Mechatroniker“ die neuen Herausforderungen des Arbeitsfeldes. In den 1990er Jahren schraubte Jan Opitz ausschließlich an Trabis und Wartburgs, mit den Wende-Autos veränderte sich auch seine Arbeitsweise. „Man muss sich ständig mit Lehrgängen fit halten“, sagt er. Autos sind eben ein schnelles Business. In seinem Privatleben geht es für Jan Opitz dagegen etwas ruhiger zu. Nach 30 Jahren Neustadt-Trubel hat es den Familienvater jetzt in gemäßigtere Gefilde getrieben, sodass er täglich selbst mit dem Auto in der Werkstatt vorfährt.

Das würde er sich im Übrigen auch von seinem Ideal-Kunden wünschen. Die meisten, sagt Opitz, warten so lange mit der Visite, bis alles ganz im Argen liegt. Sein Tonfall erinnert an den eines besorgten Arztes. Vandalismus-Schäden gibt es seit der Jahrtausendwende weniger in der Neustadt. Selbst nach der berüchtigten BRN sind keine mehr zu verzeichnen. Eine größere Bedrohung stellen da die winterlichen Dachlawinen dar. Und der Zahn der Zeit, der allzu gern an Metall und Gummi nagt. Automobile sind schon eine gefährdete Spezies.

Immer wieder für Überraschungen gut: die Hinterhöfe der Neustadt
Immer wieder für Überraschungen gut: die Hinterhöfe der Neustadt

Öffnungszeiten und Informationen

  • Kfz-Meisterbetrieb Jan Opitz, Förstereistraße 18
  • Montag 6:45 bis 18 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 6:45 bis 16:30 Uhr, Freitag 6:45 bis 14 Uhr, Sonnabend geschlossen
  • im Internet zu erreichen unter www.kfz-meisterbetrieb-janopitz.de

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10 Kommentare

  1. Besonders eindrückliche Nachbarschaft für Gernenachtsarbeiter/innen: zeitig morgens fällt man mit dem ersten Motoraufheulen oder fleißigen Hammerschlägen ans Blech aus dem Bett … :-)

  2. Opitz „schnappte sich schließlich das Werkstatt-Töchterlein“? Woher willst du denn wissen, Anton, ob es nicht andersrum war? ;-D

  3. ich mag die werkstatt und auch die mitarbeiterInnen, haben sie mir in vielen jahren doch immer gut und schnell geholfen.

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