Nachdem ihn vor zwei Wochen eine polizeiliche Maßnahme und lautstarker Gegenprotest aus der Neustadt verwiesen hatten, wollte Max Schreiber von den rechtsextremen Freien Sachsen diesen Freitag erneut im Alaunpark mit besorgten Anwohner*innen in Austausch treten.
Spendenlauf für Geflüchtete
Nachdem er seinen Besuch am 8. August angekündigt hatte, beschlossen Stadträtin der Piraten Anne Herpertz und Rita Kunert kurzerhand, den in einen Spendenlauf umzuinterpretieren. Sie riefen dazu auf, Schreiber bei seinem Aufenthalt anzufeuern, denn für jeden Meter, den er in 01099 zurücklegte, sollten fünf Euro für Mission Lifeline gespendet werden. Auf diese Weise unterstützte der Neonazi die Seenotrettung mit etwa 7.000 Euro.
Schreiber, der die Antifa anscheinend für eine kriminelle Vereinigung hält, anstatt Antifaschismus als die Wahrung eines Grundkonsens von Menschenrechten zu verstehen, der sogar in der Verfassung unmissverständlich festgehalten ist, wollte es jedoch nicht dabei belassen und kündigte neuerlich seine Aufwartung an.
Und wieder gab es Gegenprotest und eine Spendenaktion. Diesmal für die Kampagne „Still Loving Bleiberecht“, die der Sächsische Flüchtlingsrat (SFR) just vor zwei Tagen ins Leben gerufen hatte, um Geld für Engagement für Geflüchtete zu sammeln. „Wir setzen uns seit dreißig Jahren für Menschenrechte ein. Wir sind kritisch, und wir sind laut“, erklärt Dave Schmidtke vom SFR.
Grund zu feiern
Um unabhängig bleiben zu können, wobei die Fördermittel von Jahr zu Jahr schwinden und zunehmend besorgniserregende Entwicklungen stattfinden, sei finanzielle Unterstützung unumgänglich. Der Auftritt Schreibers hat nun die Arbeit des Vereins unterstützt: bei der Versammlung einiger hundert Menschen, die gemeinsam gegen den Besuch des Rechtsextremen demonstrierten, kamen allein in bar etwa 1.500 Euro zusammen.
Und das war nicht die einzige erfolgreiche Nachricht des Tages: außerdem konnte Dave die Freiheit Hamzas verkünden. Hamza A. ist ein kurdischer Aktivist, der sich in Abschiebehaft und davon 60 Tage im Hungerstreik befunden hatte. Er wurde nun nach einem Gerichtsbeschluss aus dem Dresdner Abschiebegefängnis entlassen. Ein Grund zu feiern, und auch sonst war die Stimmung auf der Veranstaltung gut, wofür nicht zuletzt Musik von der Banda Comunale und dem Tolerave sorgte.
Anzeige und Platzverweis
Schreiber brachte vorsichtshalber als Unterstützung seinen Anwalt Jens Lorek mit. Der sitzt im Dresdner Stadtrat, ist ebenfalls Mitglied der Freien Sachsen und hat sich selbst das Image als „Ufo-Anwalt“ verpasst, indem er der wohl erste war, der anbot, Opfer von Angriffen durch Außerirdische zu vertreten.
Gegen irdische Mächte konnte er jedoch nichts ausrichten – Schreiber bekam auch diesmal aufgrund seines verfassungsfeindlichen Tattoos eine Anzeige und wurde später von der Polizei, die mit insgesamt 63 Einsatzkräften vor Ort war, des Platzes verwiesen. Viele Gespräche zu führen, hat der Neonazi ohnehin nicht geschafft, war er doch umstanden von einem Pulk aus Polizist*innen und akustisch behindert durch Sprechchöre.
„Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, machten die unmissverständlich klar und begleiteten Max Schreiber und seinen Trupp, zu dem mehrere Vertreter rechter Medien gehörten, durch den Alaunpark bis über die Hans-Oster-Straße aus dem Viertel hinaus.