Ein herrlicher Morgen. Die Sonne blinzelt durch die Wolken und mir direkt in die Augen. Ich stehe am S-Bahnhof Bischofsplatz. Um mich herum eine kleine Menschenansammlung. Wollen die alle mit? Und passen die alle rein? Hätte ich doch später fahren sollen? Zu viele Fragen am frühen morgen.
Ich blinzle noch einmal und mit 15 Sekunden Verspätung rollt die S-Bahn Richtung Bad Schandau ein. Aber wer will schon so weit fahren. Mein heutiges Ziel liegt viel näher. Ich unternehme eine Weltreise zwischen den zwei Neustädter Haltepunkten. Die Menge hat sich auf die Waggons verteilt. Rund 50 Leute sind jetzt eingestiegen. Ich finde trotzdem gleich einen Fensterplatz und los geht die wilde Jagd.
Rechter Hand passieren wir erst den Neustädter Friedhof, dann ein bisschen Bahngelände, im Hintergrund ist die Kreativitätsfläche rund um die Nikifaktur zu sehen. Und plötzlich nach einer ganz kleinen Ewigkeit taucht er auf, der Bahnhof Neustadt. Der alte Lokschuppen zieht vorbei, dann die Einfahrt. Fast wie vor hundert Jahren, nur irgendwie ganz ohne Dampf und Rauch und schreiende Bremsen. Sanft gleitet der Zug am Bahnsteig ein.
Wie es sich für einen Weltreisenden gehört, habe ich es mir natürlich im oberen Stockwerk gemütlich gemacht, umso mehr muss ich jetzt eilen. Hopp, Hopp und draußen bin ich. Wann geht’s zurück? Aha, die „S1“ fährt in knapp zwanzig Minuten. Gut, kann ich mir die Sternenstaub-Ausstellung ansehen und im Buchladen stöbern, vielleicht reicht es ja noch für ’nen Kaffee.
Reicht es natürlich nicht. Zurück im Zug. Wieder rechte Seite. Die Post grüßt von hinten: „In alle Welt – aus aller Welt“, der Leitspruch auf dem Dach passt zu meiner Reise. Vorbei am Geistertreff mit flüchtigem Blick auf Lößnitz- und Louisenstraße. Dann die Ansage: „Nächster Halt: Dresden, Bischofsplatz“. Meine Weltreise neigt sich dem Ende zu. Mit kühnem Sprung nehme ich die letzten zwei Stufen nach unten, die Tür geht auf, ich bin wieder draußen. Die S-Bahn rollt davon.
Mehr zur S-Bahn auf Facebook.