Anzeige

Lichterkinder im Juli am Elbufer

Sanierung des Sowjetischen Garnisonsfriedhof beginnt

Von Ende Januar bis zum November werden Fachleute die Grabsteine und Grabplatten, Einfassungsmauern, Trittsteine und Treppen auf dem Sowjetischen Garnisonsfriedhof sanieren.

Sowjetischer Garnisonsfriedhof - Foto Cornelia Borkert
Sowjetischer Garnisonsfriedhof – Foto Cornelia Borkert

Außerdem sind Arbeiten an der Vegetation, wie das Erneuern der Hecken, Bestandteil des Auftrages. Der Sowjetische Garnisonsfriedhof, der sich seit 2019 wieder im Eigentum der Landeshauptstadt Dresden befindet, steht unter Denkmalschutz.

Er ist Kriegsgräberstätte und besitzt als Erinnerungsort eine herausragende geschichtliche Bedeutung. Auf diesem Friedhof ruhen Menschen der ehemaligen Sowjetunion. Sie stammten aus Aserbaidschan, der Ukraine und anderen Ländern, die sie in der sowjetischen Armee gegen die Wehrmacht verteidigt und damit zugleich Europa und Deutschland vom Nationalsozialismus befreit haben.

Die Finanzierung des Bauvorhabens übernimmt in vollem Umfang die Botschaft der Russischen Föderation. Nach Fertigstellung der Bauleistung wird diese als Sachspende an die Landeshauptstadt übertragen. Es ist vorgesehen, mit den beiden folgenden Bauabschnitte in gleicher Weise zu verfahren. An dem Einvernehmen, dass diese Kriegsgräberstätte als bedeutender Gedenkort wieder in einen würdigen Zustand versetzt wird, habe sich trotz der aktuellen politischen Entwicklungen nichts geändert, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

Anzeige

Berlin Boom Orchestra

Anzeige

DCA Dresden Contemporary Art

Anzeige

Archiv der Avantgarden

Anzeige

tranquillo

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Blitzumzug

Anzeige

Zaffaran, bring Würze in dein Leben

Anzeige

40 years in rage im Tante Ju

Anzeige

Filmfest Dresden

Anzeige

Sivert Høyem am 11. April im Alten Schlachthof

Informationen zum Sowjetischen Garnisonsfriedhof

9 Kommentare

  1. Mir fielen vor Weihnachten erstmals die vielen ukrainischen Namen der damals überdies sehr jungen Toten hier auf den Gräbern auf (also mit Endung “tschuk” z.B., man muß halt kyrillisch lesen können..), da sind die meisten zwischen 18 und 28 gewesen.
    Am Hauptdenkmal mit dem Fahnenträger steht der bemerkenswerte Spruch (siehe Fotolink 1 unten):
    “Ruhm und Dank den Helden der Sowjetunion, die im Kampf gegen den Faschismus gefallen sind. … Fortan kämpfen wir gemeinsam mit allen fortschrittlichen Menschen für Frieden und Völkerfreundschaft.”.
    Unterzeichnet mit: Die Einwohner der Stadt Dresden, Nov. 1957.

    Schade und seltsam, daß dieser Gedenkort einst so ‘außer Sichtweite’ und abgelegen errichtet wurde, der wäre im brachen Stadtkörper doch viel zentraler anzuordnen gewesen. Immerhin eine Geste der Sachlichkeit seitens der russ. Botschaft, ist es doch gesetzliche Aufgabe der BR Deutschland, die Kriegsgräberstätten auf ewig zu pflegen.

    https://abload.de/img/p104076070ef9.jpg

    https://abload.de/img/p104076189d9s.jpg
    https://abload.de/img/p1040763r0irn.jpg

  2. @Dresdner Eierschrecke Es gibt gute Gründe, dass in unseren Nachbarländern derartige Denkmäler abgebaut werden. Sicher nicht, weil sie Freunde von Faschisten sind. Wer sagt, das Stalinisten gute Antifaschisten sein, hat grundsätzlich einiges nicht verstanden bzw. ignoriert den Hitler-Stalin-Pakt und den Finnlandfeldzug. Frage mal einen Polen bzw. einen Menschen aus dem Baltikum, ob er glaubt, dass die Russen gekommen wären, um Polen zu befreien! Aus deren Sicht wechselte man einfach von Pest zu Cholera.

  3. Naja, statt dessen Bandera-Denjmäler aufzubauen, läßt eine gewisse Nähe zum Faschismus schon vermuten… Was den genannten Pakt angeht, solltest Du Dich etwas mehr mit den historischen Rahmenbedingungen befassen:

    Die Eroberung von »Lebensraum im Osten«, erreichbar nur durch einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, war schon in den 20er Jahren das erklärte Hauptziel des NS-Faschismus. Mit der schrittweisen einseitigen Revision des Versailler Friedensvertrags durch die deutsche Reichsregierung seit dem Machtantritt Hitlers 1933 rückte dieser Krieg immer näher. Die Sowjetunion versuchte lange vergeblich, gegen die aggressive deutsche Expansionspolitik ein Bündnis mit den kapitalistischen Großmächten, insbesondere Großbritannien und Frankreich, zustandezubringen, ohne dort auch nur auf die geringste positive Resonanz zu stoßen.

    Nach dem erpreßten »Anschluß« Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938 setzte Hitler die gewaltsame Zerschlagung der Tschechoslowakei auf die Tagesordnung. Am Ende wochenlanger Verhandlungen akzeptierten die Regierungschefs Großbritanniens und Frankreichs am 30. September 1938 in München Hitlers Forderung nach Abtretung der mehrheitlich von Deutschen bewohnten Grenzgebiete der Tschechoslowakei, des sogenannten Sudetenlandes. Die Prager Regierung, von ihren wichtigsten Verbündeten im Stich gelassen, sah sich zur Zustimmung genötigt. Das Land verlor damit nicht nur wichtige Industriegebiete, sondern auch seine gesamte stark ausgebaute Verteidigungslinie gegen den aggressiven deutschen Nachbarstaat. Auch in diesem Fall hatte die Sowjetunion die Regierungen in London und Paris vergeblich zu Beratungen über ein gemeinsames Vorgehen aufgefordert.

    Großbritannien und Frankreich verfolgten immer noch eine Strategie des »Appeasement«. Gemeint ist damit der Versuch, Deutschland durch immer mehr Zugeständnisse zufriedenzustellen. Erst der nächste deutsche Expansionsschritt setzte ein Umdenken in den herrschenden Kreisen der westlichen Großmächte in Gang. Hitler hatte während der Krise, die dem Münchner Abkommen voranging, in einer Rede versichert, »daß es – wenn dieses Problem gelöst ist – für Deutschland in Europa kein territoriales Problem mehr gibt«. Unter Bruch dieser Zusage erpreßte Hitler am 15. März 1939 die Unterschrift des tschechoslowakischen Präsidenten Emil Hácha unter eine Erklärung, mit der er »das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die in die Hände des Führers des Deutschen Reichs« legte. Noch in derselben Nacht rückten deutsche Truppen in den westlichen Landesteil ein und besetzten Prag. Die Slowakei wurde unter einem rechtsklerikal-autoritären Regime zu einem »selbständigen« Marionettenstaat des Deutschen Reichs.

    Die britische Regierung reagierte auf die neuerliche deutsche Expansion mit einer am 31. März 1939 abgegebenen Garantie-Erklärung für Polen. Es folgte am 13. April 1939 eine Garantie-Erklärung für Griechenland – in erster Linie gegen Kriegspläne des faschistischen Italiens gerichtet – und für Rumänien. Dieses wurde vor allem wegen seiner Erdölvorkommen als eines der nächsten Ziele der deutschen Expansion angesehen.

    Tatsächlich hatten Großbritannien und das mit diesem eng verbündete Frankreich damals weder die Absicht noch die militärischen Mittel, Polen, Rumänien oder Griechenland gegen eine Aggression Beistand zu leisten. Nach dem Beginn des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 erklärten die Regierungen in London und Paris zwar Deutschland den Krieg, unternahmen aber praktisch keine Kriegshandlungen, bis die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 in Frankreich einfiel.

    Offensichtlich wäre nur im Bündnis mit der Sowjetunion eine Abwehr der deutschen Expansion möglich gewesen. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei gaben London und Paris immerhin ihre totale Verweigerungshaltung gegen Verhandlungen mit Moskau auf. Diese gestalteten sich aber sehr langwierig und schwierig. Eines der Hauptprobleme war, daß das autoritäre Rechtsregime Polens jede Zusammenarbeit mit der Sowjetunion ablehnte. Begründung: Das würde die ohnehin gespannten Beziehungen zur Regierung in Berlin zusätzlich belasten.

    Die im April 1939 gestellte britische Forderung, Moskau solle einseitige Beistandserklärungen für Polen und Rumänien abgeben, war für die Sowjetunion nicht akzeptabel. Erstens hätte eine solche Erklärung gegen den Willen der beiden betroffenen Regierungen wenig Sinn gemacht, und zweitens war die Sowjetunion natürlicherweise an einem umfassenden Abkommen interessiert, das auch ihr selbst im Fall eines deutschen Angriffs Unterstützung gesichert hätte. Großbritannien und Frankreich brauchten bis Ende Mai, um diesem Punkt wenigstens »im Prinzip« zuzustimmen.

    Ein zentraler Streitpunkt in den Verhandlungen der folgenden Monate war die sowjetische Forderung, auch eine »indirekte Aggression« als Bündnisfall und Grund für eine gemeinsame Intervention anzuerkennen. Stalin sah, unter Berücksichtigung der bisherigen deutschen Vorgehensweise, voraus, daß eine Reihe von osteuropäischen Staaten aufgrund einer Mischung von Druck einerseits, politischer Affinität andererseits bereit sein könnten, mehr oder weniger »freiwillig« mit dem Deutschen Reich zu kooperieren. Also beispielsweise die Stationierung und den Durchmarsch deutscher Truppen zuzulassen

    Diese Befürchtung Stalins entsprach den wirklichen Verhältnissen. Es hatte in Mittel- und Osteuropa überhaupt nur noch ein einziges Land mit einer frei gewählten Regierung und demokratischen Verhältnissen gegeben. Das war die inzwischen von den Deutschen zerschlagene Tschechoslowakei gewesen. Alle übrigen Länder, einschließlich der drei baltischen Länder im Norden sowie Jugoslawiens und Griechenlands im Süden, hatten autoritäre Regimes. Alle machten sie mehr oder weniger eindeutig politisch-ideologische Anleihen beim italienischen Faschismus und beim deutschen Nationalsozialismus. Unter dem Eindruck des ständigen Nachgebens der Westmächte war deren nach dem ersten Weltkrieg in Mittel- und Osteuropa aufgebautes Bündnissystem zusammengebrochen. Die meisten der dortigen Regimes versuchten, sich auf eigene Faust mit dem Deutschen Reich zu arrangieren, dem sie auch ideologisch näherstanden als den bürgerlichen Demokratien Westeuropas. Die meisten Regimes in Mittel- und Osteuropa waren feindselig gegen die Sowjetunion eingestellt und beteiligten sich später auf Seiten Deutschlands am Krieg.

    An der unterschiedlichen Interpretation des Begriffs der »indirekten Aggression« sowie an Polens Weigerung, der Roten Armee im Fall eines Kriegs mit Deutschland Durchmarschrecht einzuräumen, scheiterten schließlich im August 1939 die Verhandlungen zwischen Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich über einen Beistandspakt.

    Angesichts des Heranrückens der Kriegsgefahr an die sowjetischen Grenzen und der Krise in den Verhandlungen mit Großbritannien und Frankreich hatte die Sowjetunion im Mai 1939 begonnen, gleichzeitig auch Möglichkeiten einer zeitweisen Verständigung mit dem Deutschen Reich zu sondieren. Dies führte schließlich zur Unterzeichnung des Nichtangriffsvertrags am 23. August 1939. Neben der Verpflichtung, »sich jeden Gewaltaktes, jeder aggressiven Handlung und jeden Angriffs gegeneinander (…) zu enthalten«, enthielt er auch den Satz: »Keiner der beiden vertragsschließenden Teile wird sich an irgendeiner Mächtegruppierung beteiligen, die sich mittelbar oder unmittelbar gegen den anderen Teil richtet.«

    »Streng vertraulich« wurde gleichzeitig ein Geheimes Zusatzprotokoll unterschrieben, in dem »für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung« die »beiderseitigen Interessensphären in Osteuropa« definiert wurden. Neben einer Linie quer durch Polen wurde festgelegt, daß Litauen zur deutschen »Interessensphäre« gehören sollte, Lettland, Estland und Finnland zur sowjetischen. Im Süden wurde das sowjetische »Interesse« am rumänischen Bessarabien festgeschrieben.

    Diese Aufteilung wurde am 28. September 1939, nach Abschluß des Kriegs gegen Polen, durch ein zweites Geheimprotokoll verändert: In Polen wurde die Grenzlinie zugunsten Deutschlands nach Osten verschoben. Im Austausch wurde Litauen der sowjetischen »Interessensphäre« zugeschlagen.

    Am 17. September 1939 begann in Abstimmung mit der deutschen Regierung und der Wehrmacht der sowjetische Einmarsch nach Ostpolen. Den drei baltischen Staaten nötigte die Sowjetunion zwischen 28. September und 10. Oktober 1939 Beistandsverträge auf, die auch die Überlassung von Stützpunkten beinhalteten. In einem zweiten Schritt wurden die Regierungen Litauens, Lettlands und Estlands im Juni 1940 veranlaßt, den Einmarsch der Roten Armee und manipulierte »Wahlen« unter sowjetischer Kontrolle zuzulassen, die mit erstaunlichen Rekordergebnissen von 92 bis 99,19 Prozent Kräfte an die Macht brachten, die gleich anschließend die Aufnahme in die Sowjetunion beantragten. Diese folgte im August 1940. Die sowjetische Regierung ging sofort sehr hart gegen die Oberschichten dieser Länder vor, die mit Grund als potentielle Kollaborateure des Deutschen Reichs im Fall eines Krieges eingeschätzt wurden.

    Von Finnland erzwang die Sowjetunion durch einen von November 1939 bis März 1940 geführten Krieg Grenzveränderungen im Vorfeld Leningrads und die Überlassung eines Stützpunkts. Ende Juni 1940 erreichte die Sowjetunion von Rumänien durch ein Ultimatum die Abtretung Bessarabiens.

    Daß alle diese Grenzveränderungen gewaltsam erzwungen wurden, ist nicht sinnvoll zu bestreiten. So steht beispielsweise die selbst heute noch zu hörende Behauptung, die baltischen Staaten seien gar nicht annektiert worden, sondern freiwillig der Sowjetunion beigetreten, in völligem Widerspruch zur politischen Entwicklung dieser Länder seit ihrer Gründung nach dem Ersten Weltkrieg.

    Im Gegensatz zur antirussischen Geschichtsverfälschung ist aber festzustellen, daß es sich ausschließlich um Territorien handelte, die Jahrhunderte lang Teil Rußlands gewesen waren und ihm erst in den Jahren des Bürgerkriegs und der imperialistischen Interventionen entrissen worden waren. Die mehrheitlich von Belorussen und Ukrainern bewohnten Gebiete Polens beispielsweise, in die 1939 die Rote Armee einrückte, hatte ein polnisches Militärregime 1920–21 in einem Angriffskrieg erobert und annektiert. Polen besetzte 1920 auch die litauische Hauptstadt Wilna und deren Umgebung. Man hat noch nicht gehört, daß sich Litauen über die spätere Korrektur dieses Raubes durch das »kommunistische Unrechtsregime« beklagt hat.

    Bei allen Einwänden im einzelnen muß festgehalten werden, daß die deutsch-sowjetischen Abmachungen des Jahres 1939 alles andere waren als ein Bündnis der beiden Staaten. Für die herrschenden Kreise Deutschlands hatte die Vernichtung des »Bolschewismus«, das heißt konkret der Sowjetunion und der internationalen Arbeiterbewegung, sowie die Eroberung weitester Gebiete Belorußlands, der Ukraine und Rußlands oberste Priorität. Auf dem Weg zu diesem Ziel waren Umwege einkalkuliert, aber das Ziel blieb unverändert. Bezeichnend ist die Äußerung Hitlers vom 11. August 1939 gegenüber dem Völkerbund-Beauftragten Carl Jacob Burckhardt: »Alles, was ich unternehme, ist gegen Rußland gerichtet; wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, um dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden.«

    Aus der Sicht der Sowjetunion hingegen war der Nichtangriffsvertrag und die sich daran anschließende Politik ein angesichts der Haltung der kapitalistischen Großmächte alternativloser Versuch, den bewußt vorausgesehenen und letztlich für unvermeidlich gehaltenen Zusammenprall mit der technisch weit überlegenen deutschen Kriegsmaschine so weit wie irgend möglich hinauszuzögern und in seiner Wirkung abzuschwächen.

    Ist das Kalkül, Zeit zu gewinnen, um sich besser auf den erwarteten deutschen Angriff vorzubereiten, aufgegangen? Dem äußeren Anschein nach ja: Vom Kriegsbeginn bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion vergingen noch fast 22 Monate. Ein Angriff wäre aber sowieso nicht mehr 1939, sondern frühestens im Frühsommer 1940 möglich gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sprachen jedoch alle Faktoren unbedingt dafür, zunächst Frankreich anzugreifen, um die Drohung eines starken Gegners in engster Nähe zum Industriegebiet Nordrhein-Westfalens zu beseitigen. Das bedeutet, daß aufgrund militärischer Sachzwänge auch ohne den Nichtangriffsvertrag ein Überfall auf die Sowjetunion frühestens nach Abschluß des Krieges in Frankreich, also ab Anfang Juli 1940, in Frage gekommen wäre.

    Genau zu diesem Zeitpunkt rückte der »Krieg im Osten« tatsächlich in den Mittelpunkt der Überlegungen der deutschen Führung. Daß diese Pläne nicht noch im Jahr 1940 realisiert wurden, sondern auf das Frühjahr 1941 verschoben wurden, war mit der Einschätzung begründet, daß es nicht mehr gelingen werde, den Krieg gegen die Sowjetunion in der verbleibenden Zeit des Jahres 1940 (von Juli bis Wintereinbruch) erfolgreich abzuschließen. Es waren also in erster Linie militärstrategische Gründe, und nicht die Existenz des Nichtangriffsvertrags, die für die Frist bis zum Juni 1941 sorgten.

    Auf der anderen Seite hatte der »Schachzug« Stalins auch negative Aspekte für die Sowjetunion. Der Nichtangriffsvertrag erhöhte die Wahrscheinlichkeit, daß der unmittelbar bevorstehende deutsche Überfall auf Polen nicht zu einem wirklichen Krieg mit Großbritannien und Frankreich führen würde. Mit dem deutsch-sowjetischen Vertrag wuchs der Druck auf die westlichen Großmächte, sich ihrerseits mit Deutschland zu arrangieren. Wäre das passiert, so hätte Hitler schon im Frühjahr 1940 freie Hand gegen die Sowjetunion gehabt und davon höchstwahrscheinlich Gebrauch gemacht.

    Ein weiterer Aspekt: Im Rahmen der mit dem Nichtangriffsvertrag eingeleiteten zeitweisen deutsch-sowjetischen »Annäherung« stellte die Sowjetunion dem deutschen Imperialismus einen Teil ihrer Wirtschaftskraft für dessen Kriegführung zur Verfügung. Die größten Posten der sowjetischen Lieferungen waren Erdöl und Getreide, ferner Eisenerz, Phosphate und Holz. Der Anteil der sowjetischen Lieferungen an den deutschen Importen betrug 1940 bei Erdöl knapp ein Drittel, bei Roggen 100 Prozent, bei Gerste über 70 Prozent, bei Rohbaumwolle über 70 Prozent. Je länger der Krieg dauerte, um so größer wurden die Schwierigkeiten, diese Lieferungen im Weg des normalen Handelsaustausches abzugelten. Daher erhöhte die Abhängigkeit von den sowjetischen Importen das deutsche Interesse, sich dieser Ressourcen mit Gewalt zu bemächtigen.

    Ein »genialer Schachzug Stalins«, wie es früher einmal hieß, war der Vertrag wohl nicht. Eher schon mit vielen Problemen und Widersprüchen belasteter Versuch, die Katastrophe hinauszuzögern und in ihrem Ausmaß zu reduzieren. Daß dieser Versuch überhaupt unternommen wurde, ist angesichts von mehr als 26 Millionen Toten der Völker der Sowjetunion durch die deutsche Aggression nachträglich nicht zu kritisieren.

    https://www.jungewelt.de/artikel/53975.betrifft-hitler-stalin-pakt.html

  4. Was ich schlimm finde, dass viele der Opfer auf dem Friedhof zu Friedenszeiten gestorben sind. Dies spricht nicht für die gute Behandlung innerhalb der Sowjetunion.

  5. “Schade und seltsam, daß dieser Gedenkort einst so ‚außer Sichtweite‘ und abgelegen errichtet wurde, der wäre im brachen Stadtkörper doch viel zentraler anzuordnen gewesen.”

    Im (später nicht mehr so brachen) Stadtkörper gab es auch Erinnerungsstätten – so z. B. direkt an der Straßenbahnhaltestelle am Platz der Einheit (heute Albertplatz), wo einer der Brunnen ab Ende 1945 einem sowjetischen Heldendenkmal weichen musste (welches heute am Olbrichtplatz steht und bei mindestens einer DDR-Jubeldemonstration auf der Ernst-Thälmann-Straße auf einem LKW von einem echten Menschen nachgestellt wurde – ich weiß noch, dass wir uns lachend gefragt haben, ob bei dem Anfahr-Abbrems-Geruckel dem Mann die Stielhandgranate aus der Hand fallen und was dann passieren wird).

  6. @ DerJörg: So witzig deine Anekdote auch ist, so würde ich den einst äußerst mißlich platzierten “granatenwerfenden Jüngling” (Zitat von Hans Nadler) doch eher als typisches Siegerdenkmal in ikonographisch sowjet-üblicher Heroik bezeichnen, denn als “Erinnerungsstätte” – mal abgesehen davon daß am Platz der Einheit auch dannumals kaum Ruhe und Einkehr für wahres An- und Gedenken möglich war. Aber dennoch magst du recht haben, daß der Jüngling als das “zentrale sichtbare Kriegsdenkmal” der Roten Armee gelten sollte.

    Der eigentlich “Stadtkörper”, also das nennenswerte Innere einer großen Stadt, ist auch heute noch in Dresden äußerst “brach und freiflächig”, aber ok, in DD träumt man bekanntlich einen meist anderen Traum.

  7. Wer das zweifelhafte Vergnügen hatte, die Folterkeller der sowjetrussischen Militätstaatsanwaltschaft (jetzt ist da die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) auf der Fabricestraße Anfang der 90-er Jahre zu sehen, der wundert sich nicht über die Todesdaten zwischen 1945 und 1990 auf manchen Grabsteinen. Die hatten sich nicht mal die Mühe gemacht, bei ihrem Auszug die Blutspritzer von den Kacheln zu entfernen. So wird es jetzt in der russischen Armee auch noch zugehen….

Kommentare sind geschlossen.