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Rock’n’Roll – machs gut Spacke

Am Sonntag ist der Künstler Michael „Spacke“ Kremer gestorben. Um ihn trauert wohl nicht nur die Scheune-Crew, sondern bestimmt die halbe Neustadt.

Michael "Spacke" Kremer - Video-Still: David Campesino
Michael „Spacke“ Kremer – Video-Still: David Campesino

Der dürre, lange Kerl gehörte zum Viertel, wie die Scheune selber. Hier hat er in den vergangenen vier Jahrzehnten gearbeitet. Wann immer ein Plakat des Musik-Clubs entstand, Spacke war beteiligt. Er hat den legendären Schwippsbogen entworfen, der in der Weihnachtszeit den Eingang zur Scheune ziert und in handlicherer Größe in zahlreichen Neustädter Haushalten zu finden ist. Stilecht mit Wodka statt Kerzen. Das Logo vom ZentralOhrgan hat er gestaltet, der Schaubudensommer trägt zu großen Teilen seine Handschrift.

Die Malerei, das Zeichnen und das Gestalten hatte er schon als junger Bursche im Blut. Damals arbeitete er noch ehrenamtlich in einem Jugendklub in Hoyerswerda und gestaltete schon dort die Flyer und Plakate. In den 1980ern zog er dann nach Dresden. Die Scheune hörte damals noch auf den Namen „Martin Andersen Nexø“ und war ein Klub unter FDJ-Regie mit Disko und Schlager. Das sollte sich mit dem Direktor Gunther Neustadt ändern. Und da passte Spacke perfekt und wurde als „Fachmethodiker für Veranstaltungen“, eingestellt.

Punkrocker mit Klampfe

Vielleicht war es die kreative Umgebung, die vielen Punkrockkapellen, die in der Scheune zu Gast waren, jedenfalls griff Spacke dann auch zur Klampfe. Legendär die Auftritte der Neustadt Gitarreros – natürlich in der Scheune. Perfekter Schrammelkrach. Ernsthafter waren die Projekte Mad Cows on Fire und natürlich Slow Death.

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Die wilden Auftritte auf der Bühne, zum Teil sogar als Sänger, wollen nicht so recht zum häufig ziemlich stillen Spacke passen. Bei Besuchen in Scheune oder bei den Buden war er stets irgendwie da. Meist stand er am Rand, im Saal gern hinten bei der Technik. Die langen Beine in schwarzen Röhrenjeans, meist mit irgend einem Band-T-Shirt und natürlich in der Lederjacke, so wirkte er schon ein bisschen wie ein Fossil. Und dennoch war er, was seine Arbeit anging auf der Höhe der Zeit, der dem Redakteur eines Online-Magazins am Telefon freundlich die Unterschiede zwischen den Grafikformaten jpg und png erklärte.

Michael "Spacke" Kremer in Vorbereitung des Schaubudensommers 2012 - Foto: Archiv/Amac Garbein der Scheune - Video-Still: David Campesino
Michael „Spacke“ Kremer in Vorbereitung des Schaubudensommers 2012 – Foto: Archiv/Amac Garbe

Die letzte große Herausforderung war die Scheune-Abrissparty, dafür hatte er das Dachgeschoss des alten Hauses mit Zeichnungen und Plakaten ausgestaltet. Schade, dass er nun die Wiederbelebung des Klubhauses nach dem Umbau nicht mehr mit erleben wird. Spacke starb am Sonntag an den Folgen einer Erkrankung im Alter von 67 Jahren. Er wird fehlen und im Gedächtnis bleiben.

Nachtrag

Spacke wird am 26. März auf dem Heidefriedhof beigesetzt. Die Beerdigung ist nur für 50 Personen zugelassen. Deshalb soll es auch eine Abschiedsparty geben. Spenden dafür werden bei Drop-Out-Records auf der Alaunstraße angenommen. Die Scheune-Crew hat ein Interview mit Spacke veröffentlicht, das der Filmemacher David Campesino beim Dreh für den scheune-Abriss-Film aufgenommen und geschnitten hat.

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15 Kommentare

  1. Schade, dass er davon ist, möge er es gut haben im Rockerhimmel. Vielleicht auch gut, dass er die neue Scheune nicht mehr miterleben muss…

  2. Mensch Spacke! Grüß Ernie, und halte weiter die Hand über die Neustadt. Du menschliches Denkmal …

  3. Komm gut an Spacke* Ich hoffe, du hast WLAN, wo du jetzt bist und kannst was lesen* Mit dir geht ein Stück Neustadt und gute alte Zeit. Du konntest Buchstaben noch mit Pinseln schreiben. Und das war echt gut ey**

  4. Spacke!!! Ein Original. Legende. Leise. subversiv. mit Wut auf Mittelmaß. mutiger kreativer Grafiker, mit Basiswissen. Tschüss Spacke, immer gute Reibung mit Dir auf höchster Meßlatte … Du Alter Meckerkopp… vermissen Dich. Holger John

  5. Lieber Spacke, wir denken mit viel Liebe und Freude, aber auch großer Traurigkeit an dich; an unseren manchmal hitzigen und immer offenen Austausch, den du – streitbarer, offener Geist, der du warst- bei vielen Litern Kaffee und ebenso vielen Zigaretten mit uns geteilt hast.
    Komm gut an und immer genug Tabak in der Tasche

  6. …wir waren doch für das Frühjahr in meinem Garten verabredet! Diese Art der Absage akzeptieren zu müssen ist schwer und macht mich unendlich traurig.

  7. Ach Spacke, es war immer schön, dich zu treffen. Aber jetzt kannst du vielleicht mit Lemmy und den ganzen Rest ordentlich Krach machen!!

  8. Spacke… Wege laufen zusammen und auseinander. Aber damals, vor über 35 Jahren (mein Gott!) saßen wir zusammen. Aufm Dammweg, mit Erni, hörten Zappa. malREINgucken, Scheune-Loge, Parkfest, CaféZ immer Dienstags, und Spacke legt auf. Legendär. Hast uns Kids einen ganz neuen Blick geschenkt auf die Welt. Warst ein Großer. Danke für all das. Mach’s gut. Und: Rock’n’Roll!

  9. Leider durfte ich dich nicht kennenlernen, lieber Spacke, aber der Schwipsbogen, den ich ich mir noch vor ein paar Jahren gekauft hab, der macht mir jeden Winter wieder Freude, super Idee und geiles Teil, Danke. Ich denk künftig an dich.

  10. mensch spacke — ich erinnere mich noch an das erste scheune-plakat neuer prägung, das wir gemeinsam gestalteten …
    was waren das für zeiten.

    adieu, — machs gut! und grüß mir den gunther

Kommentare sind geschlossen.