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Societaetstheater

Frau Lalú: Die Gewandlerin

Steffi Riechert ist Frau Lalú. Gewanden und verwandeln sind für sie eine Aufgabe mit fast therapeutischem Anspruch. Ihre Umkleidekabine wird für ihre Kund*innen zum Kokon.

Kleider machen Leute, das ist ein alter Hut. Aber Kleider machen auch Seele und Herz, weiß Steffi Riechert. Sie ist der gute Geist mit dem Nadelkissen am Handgelenk, das Spieglein an der Wand, die Verwandlungskünstlerin mit der Nähnadel, die Einkaufshilfe mit dem Bügelfaltenblick.

Frau Lalú, die Verwandlerin. Foto: Philine
Frau Lalú, die Verwandlerin. Foto: Philine

„Ich bin Patchworkerin“, sagt die diplomierte Deutsch- und Russischlehrerin, die sich 2005 mit ihrer Modegalerie selbstständig machte und mit einem selbst geschriebenen Buch durch die Lande tourt. Der Name des Ladens ist allmählich mit dem ihren verschmolzen und zur Marke geworden: Frau Lalú, die Dame von (Mode-)Welt.

Auf Schatzsuche im Kleiderschrank

„Ich habe unheimlich viele Ideen. Mir wurde das in die Wiege gelegt“, ist Steffi Riechert überzeugt. Damit meint sie den Blick für die richtige Bundbreite und Hosenlänge, die Entscheidung für die passende Farb-Nuance oder die zündende Idee für ein Accessoire.

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tranquillo

Steffi Riechert bietet in ihrer Modegalerie nicht nur ausgewählte Teile regionaler Designer*innen, sondern auch Stilberatungen an. „Das hat überhaupt nichts abgehobenes“, entkräftet sie die landläufige Meinung, das sei nur etwas für Snobs und Modepüppchen. „Für mich ist das sehr bodenständig. Um seine Ernährung macht man sich doch auch Gedanken.“

Auf Wunsch kommt Frau Lalú zu ihren Klient*innen nach Hause und wirft gemeinsam mit ihnen einen Blick in den Kleiderschrank. Da hängt das Kleid, das man spontan haben musste, das aber bis jetzt unangetastet blieb.

Frau Lalú kommt auf Wunsch vorbei und hebt Schätze im Kleiderschrank. Foto: Philine
Frau Lalú kommt auf Wunsch vorbei und hebt Schätze im Kleiderschrank. Foto: Philine

Da das Lieblingshemd mit den abgestoßenen Ellenbogen und dort die zehn gelben Wollpullover, von denen man einfach keinen aussortieren kann … Steffi Riechert ist zur Stelle. Sie findet neue Kombinationen, ermutigt zu Experimenten, nimmt vor Ort kleine Änderungen vor. Der Blick in den Kleiderschrank ist ein sehr privater. Wem das unlieb ist, dem bietet Madame Lalú an, mit gepackten Koffern zur Modegalerie zu kommen und die Durchsicht außerhalb der eigenen vier Wände abzuhalten.

Sich kleiden heißt, sich zelebrieren

Steffi Riechert sagt: „Ich verstehe mich nicht vordergründig als Verkaufsladen.“ Wichtiger sei ihr Beratung, Austausch und Kontakt. „Auch in seiner zweiten Haut muss man sich wohlfühlen“, sagt sie. „Shopping als Hobby ist krank. Aber es gibt eine Form sich zu zelebrieren, zu der ich hinführen möchte.“

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Es sei dafür nicht in erster Linie wichtig, Kleidung zu kaufen. Auch ihre Neu-Kombination oder Umgestaltung kann der Schlüssel sein. „Mein Ziel ist es, die Schätze zu heben, die in Koffer oder Kleiderschrank schlummern.“ Die Stücke auf den Bügeln in ihrer Galerie sieht sie als Ergänzung und Inspiration an.

Stilberatung? "Das ist dich etwas sehr bodenständiges!" Foto: Philine
Stilberatung? „Das ist dich etwas sehr bodenständiges!“ Foto: Philine

Als Studentin nähte Steffi Riechert ihre Kleidung selbst. Bloß nichts von der Stange! Eigentlich wollte sie nach der Schule ihre Leidenschaft für Theater und Kabarett mit einer Ausbildung fortsetzen. Das blieb ihr in der DDR aus gesellschaftlichen Gründen verwehrt. Stattdessen wurde sie Lehrerin, arbeitete nach der Babypause neun Jahre lang als Personalberaterin. Eine schöne Erfahrung, wie sie sagt. Aber Steffi Riechert stellte fest: „Ich mag die Rampe nur, wenn ich in selbst gewählte Rollen schlüpfe.“

Wenn sich der Vorhang der Umkleidekabine öffnet

Vor fünfzehn Jahren wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit in Klotzsche, wo sie in ihrem Geschäft auch Second Hand-Ware anbot. Die lag damals bei Weitem nicht so im Trend wie jetzt, weswegen sie diesen Zweig ihres Angebots einstampfte.

Nach elf Jahren zog es Lalú mehr ins Zentrum: „Ich bin in der Stadt besser aufgehoben.“ In ihrer Rolle als Frau Lalú fand Steffie Riechert eine Berufung: Kontakt mit Menschen, kreative Auslebung, einen Hauch von Bühnenflair. Schließlich gleicht es einem Debüt, wenn sich der Vorhang der Umkleidekabine öffnet.

Auf "Bügeln verboten" soll ein zweiter Teil folgen. Foto: Philine
Auf „Bügeln verboten“ soll ein zweiter Teil folgen. Foto: Philine

Vergangenes Jahr verwirklichte Steffi Riechert den lang gehegten Traum von einem eigenen Buch. Es trägt den Titel „Bügeln verboten!“ und ist als unterhaltsame, mit Tipps und Kniffen gespickte Sammlung von Anekdoten angelegt. Steffi Riechert stellte es im Rahmen schöngeistig arrangierter Leseabende vor. Es lief gut, dann kam der Corona-Dämpfer. „Mein Marketing waren die Leseabende, die jetzt in dieser Form nicht mehr stattfinden können“, sagt sie bedauernd. Nichtsdestotrotz hält sie am Plan einer Fortsetzung ihres Buches fest.

Modegalerie lalú

  • Hauptstraße 15, 01097 Dresden
  • ohne Terminvereinbarungen: Donnerstag und Freitag 13 bis 18 Uhr, Sonnabend  11 bis 16 Uhr
  • mit Terminvereinbarung: vorab von Dienstag bis Sonnabend ab 10 Uhr
  • www.mode-lalu.de