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feministischer Quizabend

Von Autos, Türken und fiesen Dieben

„Kannst Du mal helfen … ?“ – Der Schnauzbart, ein Türke in Jogginghose, lächelt. Nein, er grinst mich an und deutet auf sein altes BMW-Cabrio – In mir beginnt es zu rattern, wie in der alten Kasse im Schnapsladen auf der Alaunstraße. Nur rattern hier keine Zahlen, sondern Schlagzeilen und Bilder: Trickbetrüger. Schlägereien. Mafia. Flammen. Hütchenspieler. Banden-Krieg. Handtaschenräuber. Gefahr! Alarm! Die Glocken schlagen. Ding-Dong. Mein Puls steigt. Angst.

„Bitte Strom“, er lächelt immer noch und ich fasse mich – Das ist doch alles Quatsch: „Klar, kein Problem!“ In wenigen Sekunden setze ich mein energiespendendes Fahrzeug zurück und platziere es direkt vor den BMW. Ein zweiter Mann springt mit einem Kabel aus dem Cabrio. Ich kann nur noch schnell den Hebel ziehen, schon ist die Motorhaube offen und nach einigen geschickten Griffen der BMW wieder am brummen. Ein Blitzstreich. Die Klappe fällt wieder zu. „Vielen Dank!“ – und schwupps sind die beiden jungen Türken verschwunden. Nun stehe ich etwas belämmert da mit meinen kleinen rassistischen Vorurteilen und muss natürlich zur hinteren Hosentasche greifen – Kontrolle ist ja besser. Aber logisch: die Brieftasche ist noch da. Nun bin ich doch ganz schön platt und enttäuscht von mir. Ich dachte immer, dass ich da drüber stehen würde. Warum hatte ich denn bitte schön Angst? Klar, dass nichts passiert.

Während ich noch grüble und Ausreden suche – die Medien sind schuld, immer diese Gewalt im Fernsehen und so weiter – muss ich feststelle, dass ich nun doch Opfer eines fiesen Diebes geworden bin: Mein guter Parkplatz ist jetzt futsch und ich muss noch mal eine Such-Runde fahren. Laut lachend steige ich ein, sehr zur Belustigung der Anwesenden.