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Wir wählen Vielfalt - Christopher Street Day Leipzig

Jens Matthis, DIE LINKE

Jens Matthis DIE LINKE
Jens Matthis, DIE LINKE
Wenn Sie einem Besucher die Dresdner Neustadt beschreiben wollten, womit würden Sie anfangen?
Als erstes müsste man ihm erklären, dass es DIE Dresdner Neustadt gar nicht gibt. Fünf ganz verschiedene Stadtteile eng beieinander: die Innere Neustadt zwischen Barock und sozialistischer Moderne, die Äußere Neustadt als Gründerzeit- und Szeneviertel, die Leipziger Vorstadt als traditionelles Industrie- und Arbeiterviertel, die Albertstadt als Garnisonsstadt und das Preußische Viertel als Villenvorstadt. Womit man anfängt, hängt von dem Besucher ab, am originellsten wäre vielleicht das Industriegelände. Ich mag irgendwie (fast) alles. Und dann würde ich den Besucher noch aufklären, dass die (Innere) NEUstadt der älteste Teil von Dresden ist.
Welche Lösung für die Königsbrücker Straße würden Sie bevorzugen, zwei- oder vierspurig?
Nein, bitte nicht. Wer die Königsbrücker vierspurig will, nimmt in Kauf, dass ihr besonderes Flair zerstört wird. Die meisten Leute werden sich vielleicht irgendwann dran gewöhnen. Ich nicht – ich bin nostalgisch.
Seit Januar 2008 hängen zwei Kameras in der Alaunstraße, wie ist Ihr Standpunkt zur Video-Überwachung?
Ich bevorzuge Standpunkte im toten Winkel. ;-) Im Ernst: Videoüberwachung hat allenfalls bei kriminalitätsgefährdeten schützenswerten Objekten Sinn (typischerweise bei Geldautomaten). Die Videoüberwachung des öffentlichen Raumes ist im besten Fall sinnlose Symbolpolitik, im schlimmsten Fall ist sie ein gefährlicher Angriff auf Persönlichkeitsrechte.
Thema Parkplätze in der Neustadt: Sind Sie der Meinung, dass die Anzahl ausreicht? Und falls nicht, was kann unternommen werden, um mehr Stellplätze zu schaffen?
Ich bin Radfahrer, mir fehlen an vielen Stellen die Fahrradständer. Ich finde es falsch, dass deren Aufstellung auch noch Gebühren kostet. Nach Parkplätzen würden Sie gar nicht fragen, wenn sie nicht fehlen würden – abends in der Äußeren Neustadt fehlen sie fast immer. Dennoch kann ich mir verträgliche Lösungen nur durch Parkplätze an der Peripherie vorstellen. Empfehlung für Besucher: Die Straßenbahn braucht keinen Parkplatz.
Russensportplatz, das Gelände nordwestlich des Alaunplatzes, sollte die Stadt es vom Land abkaufen und wenn ja, wie könnte die Fläche gestaltet werden?
Ich bin auf jeden Fall dafür, die Fläche in öffentlicher Hand zu behalten und öffentlich zu nutzen. Konkret könnte man sich sicher viel vorstellen: die Begrünung, einen Spielplatz, die Bebauung z.B. mit einer Kita oder auch (wenigstens vorübergehend) einen Parkplatz (siehe Frage 4). Ob Stadt- oder Landeseigentum ist für mich nicht die zentrale Frage, ein bisschen hängt es auch von der konkreten Nutzung ab. Wichtig wäre mir, dass ergebnisoffen über die Alternativen diskutiert würde und die Leute tatsächlich mitreden dürften.
Sauberkeit auf dem Alaunplatz, welche Vorschläge können Sie unterbreiten, um die wichtige Erholungsfläche der Neustädter rein zu halten?
Besonders originelle Ideen habe ich da nicht. Wenn man den Alaunplatz als vielfältig genutzte Freizeitfläche will, muss man bei allen Appellen an jeden Einzelnen dennoch einen hohen Verschmutzungsgrad in Kauf nehmen. Da hilft nur eines: die Stadtreinigung muss öfter und intensiver ran, mehr Abfallbehälter wären auch nicht schlecht. Natürlich kostet das mehr Geld, aber das ist eben der Preis einer Freizeitfläche.