Die Entscheidung des Grünflächenamtes, in diesem Jahr aufgrund der knappen Kasse nur wenige Springbrunnen anzuschalten, sorgt für erhöhtes Engagement bei den Parteien im Stadt- und Stadtbezirksbeirat. In dem Gremium schlugen die Grünen vor, erst einmal den Kugelbrunnen am Martin-Luther-Platz und das Wasserspiel am Jorge-Gomondai-Platz wieder anzuschalten. Nach kurzer Diskussion forderte der Beirat dann, dass alle Brunnen im Stadtbezirk Neustadt unverzüglich in Betrieb genommen werden sollten.
Ganz nach dem Motto seines Bündnisses „Einfach machen“ stellte sich Holger Zastrow am Mittwoch auf den Jorge-Gomondai-Platz und schaltete eine Sprenkleranlage an. Mit Wasser aus dem Kanister und einem langen Schlauch reichte das Gesprenkel, nachdem es beim Einschalten zu kurzen Schwierigkeiten kam, immerhin für einen Fototermin. Sollte natürlich auch nur symbolisch sein.
Knapp 400.000 Euro für die Brunnen
Beim Termin erklärte Zastrow, dass die Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) die Stadträte belügen würde, außerdem sei dies eine unfassbare Kulturlosigkeit. Dass das Geld für die Bewässerung der Stadtbäume und die Pflege der Spielplätze gebraucht werde, wischte Zastrow einfach weg, die Bäume seien ohnehin zu teuer und die Spielplätze verdreckt.
Neben dem reichlich plakativen Auftritt am Rasensprenkler hat seine Fraktion, aber auch die der FDP, Anfragen gestellt, bzgl. der Kosten der Wasserspiele. Aus der Antwort ergibt sich, dass für den Unterhalt der wassertechnischen Anlagen 191.000 Euro im Haushalt 25/26 eingestellt sind, für Betriebskosten wie Wasser und Strom 199.750 Euro. Durch die vorläufige Haushaltsführung sind aktuell nur 100.000 Euro freigegeben. Zastrow sagt nun, wenn das so im Haushalt stehe, dürfe die Bürgermeisterin das gar nicht anders verwenden.
Auf Nachfrage konkretisiert die Bürgermeisterin Jähnigen: „Die Planung im Haushalt erfolgt auf Produktebene, die Brunnenunterhaltung gehört wie die Unterhaltung der städtischen Grünanlagen, Spielplätze, Biotopflächen und Verkehrsgrünflächen zum Produkt Stadtgrün und wird als Gesamtsumme für diese Aufgaben geplant.“ Die Beauftragung erfolge dann unter Berücksichtigung der Einordnung als Pflichtaufgabe, vertraglich gebundene Leistung und freiwillige Aufgabe.
2 Mio. aus dem Geschäftsbereich zur Absicherung des Betriebes des Stadtforums
Der Ansatz im Produkt Stadtgrün ist im Doppelhaushalt 2025/2026 deutlich geringer als in den Vorjahren. Damit müsse die Stadt entscheiden, welche freiwilligen Aufgabenanteile sie im Produkt Grün nicht erbringen wird, sobald der Haushalt rechtkräftig vorliegt. Bis dahin müsse unter den Einschränkungen der vorläufigen Haushaltsführung gearbeitet werden. Dies bedeute konkret, dass der Geschäftsbereich der Umweltbürgermeisterin über 2 Mio. Euro an Konsolidierungsbeiträgen innerhalb der vorläufigen Haushaltsführung sowie zur Absicherung des Betriebes des Stadtforums zu erbringen habe.
„Die Einordnung von 100.000 Euro im Zuge der vorläufigen Haushaltsführung erfolgte zur Begleichung von Verpflichtungen aus dem Vorjahr und den Betrieb der neun laufenden Brunnen und elf Trinkbrunnen“, so Jähnigen und widerspricht damit den Anschuldigungen von Zastrow.
Der sagte beim Termin vor Ort, wenn denn mehr Geld für das Stadtgrün benötigt würde, hätte die Umweltbürgermeisterin das schon in den Haushaltsverhandlungen einbringen müssen. Dem entgegnet Jähnigen, dass durch das Fachamt entsprechende Anträge auf Mehrbudget gestellt wurden. Zudem wurde auf die mögliche Konsequenz, dass Brunnen nicht angeschaltet werden könnten, Anfang des Jahres im zuständigen Ausschuss sowie auf Fragen von Fraktionen diesbezüglich hingewiesen. „Davon abgesehen befinden wir uns derzeit noch, wie oben beschrieben, in der vorläufigen Haushaltsführung und müssen Konsolidierungsbeiträge leisten“, so Jähnigen.
Damit alle Brünnlein fließen – Eilantrag der Linken
Der Eilantrag mit dem poetischen Titel der Fraktion Die Linke zur unverzüglichen Inbetriebnahme der Springbrunnen und Wasserspiele in Dresden wurde zugelassen und steht auf der Tagesordnung der kommenden Sitzung des Dresdner Stadtrates (Tagesordnungspunkt 13, Sitzung am 22. Mai). Damit kann der Stadtrat in der kommenden Woche die Fehlentscheidung der Stadtverwaltung zur Trockenlegung der Springbrunnen korrigieren.
Die Fraktion Die Linke schlägt den folgenden Beschluss vor: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für die Brunnensaison des Jahres 2025 unverzüglich die Inbetriebnahme sämtlicher funktionstüchtiger öffentlicher Springbrunnen und Wasserspiele, für deren Betrieb die Landeshauptstadt Dresden verantwortlich ist, zu veranlassen.“
Um die übrigen Brunnen in Betrieb zu nehmen, braucht es aus Sicht der Umweltbürgermeisterin zuallerst einen rechtkräftigen Haushalt. Darin müsse auch das Budget ausreichen, um neben Pflichtaufgaben auch freiwillige Leistungen erbringen zu können. „Eine weitere Möglichkeit wäre, die Neubewertung des Brunnenbetriebes im Rahmen des Klimawandels als Pflichtaufgabe“, so Jähnigen. Abgesehen davon, arbeite das Amt derzeit an möglichen Lösungen und seien auch schon zahlreiche Spenden- und Sponsoringangebote eingegangen. „Für die möchten wir uns herzlich bedanken“, so Jähnigen. Mit etwas Glück könnten demnächst wieder mehr Brunnen sprudeln. Nur der Kugelbrunnen am Martin-Luther-Platz wird wohl so schnell nicht in Betrieb gehen, dieser muss erst noch saniert werden.
Ein Brunnen, der sprudelt
Brunnenfreuden gibt es an der Sarrasanistraße. Der Dank geht an die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt. Video: Anton Launer
Kurios ist schon, dass die Stadt mehr als einen Monat nach der Pressemitteilung, dass man den Großteil der städtischen Brunnen dieses Jahr nicht in Betrieb nehmen wird, auf dresden.de/brunnen unverändert nur Brunnen nennt, die alle dieses Jahr nicht in Betrieb sind, aber die bedeutendsten Anlagen der städtischen Brunnen wären. Unter den acht Brunnen, die in Betrieb sein sollen, befindet sich auch der Pusteblumenbrunnen auf dem Albert-Wolf-Platz. Wer auch immer meint, dies wäre so, sollte sich mal vor Ort den Zustand der Anlage anschauen. Glaube mit Wasserhahn aufdrehen wird es da nicht getan sein. Wer in den letzten fünf Wochen überhaupt nicht (?) zu lesen war, ist Dr. Sascha Döll, der der Leiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft ist. Muss vermutlich gerade die riesige Geldverschwendung namens Buga planen ;-)
Gibt es Herrn Zastrows Aussage zu Bäumen und Spielplätzen zufällig als Audio- oder Videomitschnitt? Falls dem so wäre, sollte das unbedingt veröffentlicht werden.
Schade ist es schon, dass die Brunnen nicht laufen. Gerade wenn es dann wirklich heiss ist und für viele Menschen deren kleine Wolke an Feuchtigkeit die einzige Form der Abkühlung ist.
Wenn die Geldlage aber gerade so bescheiden ist, dann ist es wohl so. Ich kann mir auch zig andere Sachen vorstellen, die wichtiger sind, zu finanzieren. Von der Sozialarbeit, über Abfallentsorgung, etc.
Was aber wirklich sehr unterhaltsam ist, ist dieses Bühnenstück, was so diverse politische Parteien in dem Zusammenhang aufführen. Da wirft das Sommerloch seine Schatten voraus. Zu laufenden Brunnen hat quasi jede/r etwas Wichtiges beizutragen.
Ganz unironisch: Gern mehr davon :)