Zwei junge junge Musikerinnen aus Dresden wagen im Frühjahr des Jahres 1 nach C. den Aufbruch: Zannahh und Ines Herrmann betrachten sich als „Akustik-Folk-Duo mit Reisegeschichten aus aller Welt“ und fanden sich aufgrund einer Recherche über Musikerinnen im Lockdown.

Kennengelernt haben sie sich bei einem Interview, das Ines für einen Artikel über Musikerinnen im Lockdown mit Zannahh führte. Dabei verstanden sie sich prima und probten und spielten schon alsbald gemeinsam Konzerte. Das Publikum fragte nach einem Album – und finanzierte es per so genannten “Crowdfunding” samt Aufnahmen in den Castle Studios und ihre ambitionierte Tour ab Mai 2023. „Someone Like You“ heißt die neue Platte. Sie besteht aus einem fluffigen Mix aus gemeinsam und solistisch geschriebenen Songs der beiden.
Trotz ihrer Jugend waren beide schon rund zehn Jahre als Solokünstlerinnen oder in anderen Bandprojekten unterwegs, ehe sie sich 2020 kennenlernten. Ines Herrmann ist gebürtige Großenhainerin und kam 2009 zwecks Studiums an die TU nach Dresden, während Zannahh sich als echte „Hechtlerin“ bezeichnet. Auch sie studierte in Dresden: an der Hochschule für Musik und an der TU.
Zwei Frauen sind die ganze Band
Beide bieten nach eigenen Bekunden “harmonische Zweistimmigkeit” und spielen hauptsächlich Gitarre, trommeln abwechselnd auf Conga oder Cajon, haben aber auf dem Album durchaus „echte Schmuckstücke“ wie Kontrabass, Wurlitzer, Vibraphon und einen Flügel am Klingen, überwiegend eigenhändig eingespielt, sonst mit Hilfe befreundeter Musiker. Auf der Netzpräsenz zur Preisung des neuen Werks lautet derart die Überschrift “Zwei Frauen sind die ganze Band”.
Die Songs tragen kurze, prägnante Titel, sind generell auf Englisch und erzählen von Liebe, Leben und Leidenschaft – früher hätte man es Lagerfeuermugge genannt, was durchaus ein Kompliment ist. Alles ist selbst komponiert und sauber arrangiert – schwelgender, beschwingender Alltagsfolk, der keinerlei große Vergleiche scheuen muss. Fragt man sie nach einer passenden Schublade, verweisen sie lächelnd auf Lisa Hannigan, der frühen Jewel oder Brandi Carlile.
Gerne hätten sie nun ihre erste gemeinsame Konzertreise mit einem Heimspiel begonnen, aber ein passender Dresdner Konzertort hat sich noch nicht gefunden. So starten sie am 10. Mai ihre Release-Konzerttour im Leipziger Lokal „Zum Wilden Heinz“, tags darauf geht es ins Musikhaus Kietz ebenfalls in L.E. und am 17. Mai in die Hauptstadt ins IBZ Berlin, also dem Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft, bevor sie mit ihrer Musik im KulturCafé 432 in Zschopau einkehren.
Danach geht für Ines Herrmann solistisch weiter: im K.I.S.S. zu Freiburg im Breisgau, im Jazzlokal Mampf in Mainfrankfurt und im Kurtheater Bad Meinberg.

Am 30. Juno: auf nach Schiebock
So kann man bislang wohl das Gastspiel im WerkStadtLaden Bischofswerda am 30. Juno als ein Art Heimspieldebüt werten, weitere wie nähere Angeboten stehen sie aufgeschlossen gegenüber, sind aber beide recht optimistisch: sobald sich die Musik verbreitet und sich somit die Referenzen von Werk und den ersten Tourneeerlebnissen zu entfalten beginnen, wird es sicher auch in ihrer „Hood“ ein gefeiertes Heimspiel für die angestammte Gemeinde geben. Denn die erste gemeinsame Öffentlichkeit als Duo erspielten sich eben in jenen finstren Zeiten, als drinnen nix ging, am Elbufer-Glockenspiel am Japanischen Palaissommerpalais – notfalls müssen sie halt dahin zurück.
Nach der Tour wollen sich beide auf jeden Fall auch solistisch weiterentwickeln: Ines Herrmann arbeitet an einem weiteren Indie-Folk-Projekt, sie faszinieren auch Lofi- und Chillout-Beats und Sounddesign. Zannahh bastelt an Kinderliedern, die sich schon bei Testpublikum gut bewährten – man wird also auf jeden Fall weiter von ihnen hören.
Zannahh & Ines Herrmann
