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Beeinflusst unser Gefühlsleben unseren Schlaf?

Vier Jahre ist es her, dass erste Antworten auf diese Frage auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in Dresden vorgestellt wurden, die dieses Jahr erstmalig im Onlineformat stattfindet. Noch immer beschäftigen sich Forscher damit, wie unsere Gefühlswelt die Schlafqualität verändert.

„Chronotyp“ beeinflusst die Partnerzufriedenheit

Schlaf ist entscheidend für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und das psychische Wohlbefinden. Aber auch ein Zusammenhang zwischen Schlaf- und Paarverhalten sowie der Partnerzufriedenheit konnte durch Studien belegt werden. Vor allem der sogenannte Chronotypus beeinflusst die Qualität der Beziehung nachhaltig. Individuelle Erbanlagen legen fest, ob ein Mensch zu den „Lerchen“, also den Frühtypen, oder den „Eulen“, den Spättypen, gehört. In Mitteleuropa zählt ein Großteil zu den nachtaktiven Eulen. Diesen wurde in Beziehungen unter anderem eine bessere Problemlösefähigkeit bei Paarkonflikten nachgewiesen.

Paare mit unterschiedlichen Chronotypen haben aufgrund ihrer kontradiktorischen Schlafrythmen laut einer Studie weniger Zeit füreinander und seltener Sex. Einfluss auf die Paarzufriedenheit hatte der Chronotyp jedoch nur bei Partnern mit einem niedrigen Autonomiestreben –Personen, welche gern Zeit für sich hatten, störten sich nicht an den unterschiedlichen Schlafzeiten. „Wenn man nur die Beziehungen betrachtet, in denen beiden Partnern die eigene Autonomie und Unabhängigkeit sehr wichtig ist, war die Partnerzufriedenheit unabhängig davon, ob gleiche oder unterschiedliche Schlaftypen zusammenleben.“, so der Schlafforscher Dr. Hans-Günter Weeß.

Paarschlaf – Männer schlafen besser, Frauen schlechter

Männer schlafen besser als Frauen - Foto: Claudio Scott/Pixabay
Männer schlafen besser als Frauen – Foto: Claudio Scott/Pixabay
Auch ob Paare das Bett teilen, beeinflusst wie gut diese schlafen: „Grundsätzlich sagt man Frauen einen schlechteren Schlaf nach, wenn ihr Partner mit ihnen zusammen in einem Zimmer schläft. Evolutionsbiologische Theorien erklären dies mit der Sozialisation von Mann und Frau“, so Dr. Weeß, „Frauen waren in der Evolution stets für die Gruppe zuständig, auch nachts. So bildet die Frau im gemeinsamen Schlafzimmer mit ihrem Mann eine „Kleingruppe“, schläft quasi an ihrem Arbeitsplatz“. Außerdem stören Männer häufiger den Schlaf ihres Partners durch Schnarchen oder Bewegungen. Weiterhin haben Frauen generell eine höhere Disposition für Schlafstörungen und sind eher geneigt, Alltagsprobleme mit ins Bett zu nehmen. „Dies führt zu einer erhöhten psychophysiologischen Anspannung, welche den Schlaf verhindert“, erklärt der Schlafforscher. „Männer hingegen erlebten unter evolutionsbiologischen Gesichtspunkten die Gruppe als Hort der Sicherheit. Schließlich war man beim Jagen in der Gruppe erfolgreicher und auch vor Fressfeinden sicherer. Darüber hinaus sind sie im Vergleich zu Frauen die besseren Verdränger. Alles Faktoren, welche den Mann unter Anwesenheit seiner Frau in der Kleingruppenerfahrung im gemeinsamen Schlafzimmer entspannter machen… und Entspannung ist der Königsweg zu erholsamem Schlaf.“

Albträume dank Liebeskummer

Dass der Schlaf unruhiger wird, wenn man unter Liebeskummer leidet, ist kein Geheimnis. Das bestätigt auch der Paartherapeut Boris Bergmann. Viele seiner Klienten berichten von Albträumen und nächtlicher Unruhe. Jetzt bestätigt auch die Wissenschaft, was Verlassenen schon lange klar war: Liebeskummer raubt uns den Schlaf. Eine Studie des Schlaflabors der Universität Bielefeld untersuchte den Einfluss von Liebeskummer auf Schlafqualität und Träume von Jugendlichen. Dazu wurde der Grad des Liebeskummers ebenso wie die Schlafqualität und die Träume von 630 jungen Erwachsenen zwischen 16 und 21 Jahren erfasst. Litten die Jugendligen unter Liebeskummer, berichten sie häufiger von Albträumen und schliefen in der Regel signifikant schlechter als glückliche Probanden. Außerdem wurde ihr Alltag stärker von schlaflosen Nächten beeinflusst, als bei Testpersonen, die nicht unter Herzschmerz litten. Die klinische Psychologin Prof. Angelika Schlarb setzt sich dafür ein, dass der Zusammenhang zwischen schlechter Schlafqualität und Liebeskummer bei der Behandlung von Schlafstörungen im Jugendalter berücksichtigt wird. „Verliebtheit und Liebeskummer sind Schlafräuber. Liebeskummer kann in der Tat zum Alptraum werden“ so die Expertin.

Erotische Träume geben Auskunft über Beziehung

Auch Schlaf und Sexualität ist laut der Psychologin für viele Paare ein wichtiges Thema. So gaben in einer Studie von 670 Teilnehmern 131 an, regelmäßig von Sex zu träumen. Teilnehmer, welche von Sex mit dem eigenen Partner träumten, berichteten von einer besseren Partnerschaftsqualität. „Insofern ist es sinnvoll, sich manchmal am nächsten Morgen tatsächlich zu fragen, wovon man in der Nacht geträumt hat. Das kann Auskunft über die Qualität der eigenen Beziehung geben“ sagt Schlarb.

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