Warum soll ich ausgerechnet jetzt was tun?
Gute Frage, klare Antwort:
Wenn man erwacht oder gar nicht erst einschlafen kann,
ist die Chance, es dennoch irgendwann zu tun,
umso geringer, je länger man bloß da liegt.
Der Mensch ist nachts enorm rhythmusgesteuert. Wird man wach bzw. schläft nicht binnen 30 Minuten ein, gibt es eine hohe Chance, auch für die nächsten 90 Minuten zu wachen – so lange dauert ein Schlaf-Umlauf.
Liegt man dann bloß im Bett, neigt da Gehirn dazu, das „Denk-Karussell“ anzuwerfen. Man ficht hypothetische Streits mit dem Chef aus, es springen einen Peinlichkeiten aus der Jugend an. Bloß eines passiert nicht: Abschalten, Ruhe finden, einschlafen. Danke, innere Uhr!
Steht man hingegen auf, macht etwas, fokussiert sich unser Denkzentrum. Das bringt es zumindest unter Kontrolle. Außerdem verbraucht man Energie, was dabei hilft, den Schlaf wieder einzuleiten. Daneben hilft es, besagte 90 Minuten zu überbrücken.
Wichtig für den Hinterkopf:
Weniger, dafür aber qualitativ hochwertiger Schlaf ist
immer besser als mehr schlecht als recht
mit „Unruhen“ verbrachte Stunden.
Etwas zu tun erscheint nur wie Schlafzeit-Vergeudung. Tatsächlich bewirkt es das Gegenteil und gibt einem für die verbleibenden Stunden wirkliche Erholung. Carpe Noctem, nutze die Nacht, lautet deshalb die Devise.
Sternengucker werden
Als Neustadtbewohner, besonders in Richtung Dresdner Heide, hat man einen Vorteil, den kaum ein anderer Großstadtbewohner hat: Die Lichtverschmutzung hält sich in Grenzen.
Das, was in der Stadtmitte durch Straßenlaternen, Leuchtreklamen usw. nach oben abgestrahlt wird und so Blick auf den Sternenhimmel verhüllt, ist bei uns vielfach ungleich geringer.
Perfekt. Denn jetzt braucht es nur noch irgendeine verstärkende Optik – das Fernglas, das man vielleicht noch in der Schublade hat, reicht völlig. Dann wirft man einen Blick auf eine Sternenkarte für den aktuellen Tag und weiß genau, was man in welcher Richtung sieht. Raus geht es, am besten aufs Flachdach oder ein Dachfenster.
Will/muss man auf diese Weise mehrere Nächte nutzen, sollte man sich aber ein Teleskop zulegen. Im Netz ist man mit maximal 100 Euro für anfängertaugliches Gerät dabei.
Tagebuch schreiben
Mal Hand aufs Herz: Könnte man spontan sagen, was man am 15. März dieses Jahres gemacht hat? Höchstwahrscheinlich nicht. Schade eigentlich. Denn dadurch, dass unser Gehirn dazu neigt, nur Aufsehenerregendes abzuspeichern, geht uns eine Menge Leben buchstäblich verloren.
Wochen, Monate verlaufen so in der Retrospektive zu einem grauen Einerlei, obwohl ja eigentlich jeder Tag etwas Besonderes ist.
Warum also nicht die Schlaflosigkeit nutzen, um das zu ändern und Tagebuch zu schreiben. Wir empfehlen die Papier-Variante, die überdauert die Jahrzehnte wahrscheinlich besser als digitale Dateien. Außerdem muss man sich fürs händische Schreiben mehr konzentrieren.
Zwar gibt es viele Wege, an ein Diarium heranzugehen. Es brauch jedoch kein „Liebes Tagebuch…“, sondern besser folgendes:
- Tag und Datum
- Wetter, Temperaturen
- Allgemeines über den Tag (vielleicht auch den Look, den man trug?)
- Herausstechende Tätigkeiten/Momente
- Dinge, die man sah oder die einen bewegten
- Ggf. große Schlagzeilen
Für den Anfang genügt ein Blatt Papier. Wer jedoch etwas Regelmäßiges daraus machen will, sollte einen A5-formatigen gebundenen Kalender (pro Seite ein Tag) besorgen. Irgendwann wird man sich mal sehr freuen, alles niedergeschrieben zu haben und es hilft auch beim Aufräumen der Gedanken.
Spielen
Sternenschau und Tagebuch sind zu ruhig? Dann gibt es natürlich auch noch die Option, PC bzw. Konsole hochzufahren. In der simpelsten Variante spielt man ein Game im Einzelspieler-Modus.
Allerdings wäre das fast schon Vergeudung. Denn irgendwo auf der Erde ist gerade Feierabend und es finden sich überall Leute, die dann online spielen. Vielleicht mag man ja mit ein paar Westküsten-Amerikanern eine Runde neuzeitliches Schiffe versenken mit „World of Warships“ spielen?
Oder vielleicht begibt man sich auch lieber mit anderen Gleichgesinnten an den virtuellen Tisch, lässt das Roulette-Rad sausen oder die Jetons beim Kartenspiel klingeln – bei der Methode könnte man sogar auch den einen oder anderen Euro machen.
Was als Computerspiel möglich ist, gibt es meist auch als Online-Multiplayer-Variante. Und sie hier zu nachtschlafender Zeit zu spielen, bedeutet praktisch immer, dabei mit Leuten zu spielen, die man sonst nie treffen würde.
Putzen/Aufräumen
Nicht jeder, der eine oder zwei Nächte nicht richtig schläft, leidet gleich unter Insomnie. Gerade wenn es die erste Nacht ist, könnte man deshalb auch einfach zum Putzlappen greifen.
Dabei sollte man sich auf das fokussieren, was davon profitiert, dass es dunkel ist: Namentlich die Fenster, die man so mangels Sonne vielleicht zum ersten Mal wirklich Werbespot-mäßig streifenfrei bekommt.
Weitere Putz-Baustellen unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Staubsauger und häufiges Wechseln des Putzwassers wegen schlafender Mitbewohner/Mieter keine Option sind:
- Reinigung der Küchenschrank-Innenseiten
- Abtauen des Kühlschranks
- Reinigung der Dusche/Badewanne
- Ausmisten des Handys, des PCs, der Social-Media-Kontakte
- Säubern des Backofens
- Aussortieren im Vorratsregal
- Abstauben auf Schrank-Oberseiten und ähnlichen „vergessenen Ecken“
Wer nicht weiß, wo er anfangen sollte, sollte sich fragen, welche Zonen beim normalen Putzen immer zu kurz kommen.
Unterlagen sortieren
Haben wir nicht alle dieses Schrankfach, in dem wir Kontoauszüge sammeln, Kaufbelege, Bedienungsanleitungen und alle möglichen Verträge und sonstige Unterlagen und in dem es meist recht chaotisch zugeht?
Bei vielen ist das der Fall – wer will schon kostbare Freizeit mit dem Sortieren von etwas verbringen, das man eigentlich nur der Form halber aufbewahrt und vermutlich nie mehr braucht?
Aber was, wenn es mal brennt? Wenn das Finanzamt mal Nachweise für die Steuererklärung verlangt? Oder wenn einem was zustößt, man im Krankenhaus liegt und andere für einen Unterlagen finden müssen?
In dem Fall macht es definitiv Sinn, dass darin zumindest halbwegs Ordnung herrscht. Und man kann sich auch aussuchen, welches Ablagesystem man möchte:
- Das Fristsystem: Ordner, die nach den Aufbewahrungsfristen befüllt werden – 2 Jahre für Kaufbelege, 3 Jahre für Kontoauszüge, 10 Jahre für steuerrelevante Belege sowie „ewig“ für Verträge, Zeugnisse etc.
- Das thematische System: Ein Ordner für Finanzunterlagen, einer für Versicherungen, einer für Produkte, deren Kaufbelege und Bedienungsanleitungen usw. Jeweils in alphabetischer Reihenfolge.
- Das Besitzersystem (gut für Familien): Alle Unterlagen in zur Person gehörige Ordner alphabetisch oder thematisch einsortiert, dazu ein weiterer Ordner für Gemeinsames.
Wofür man sich entscheidet, ist Geschmackssache. Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass man den Küchentisch braucht – und der Job vielleicht in einer schlaflosen Nacht nicht erledigt ist.
Urlaub planen
Viele von uns stellen sich alljährlich die gleiche Frage: Wohin im Urlaub? Und weil es ziemlich zeitfressend sein kann, über den Reiseziel-Tellerrand zu schauen, verlegen wir uns dann doch wieder auf die Standards.
Warum also nicht die Nacht nutzen, um sich über andere Reiseziele zu informieren? Das Netz ist voller Blogs, voller Artikel. Man kann damit beginnen, den Globus rotieren zu lassen und seinen Finger blind auf ein Land zu stellen. Wer es etwas neumodischer mag, kann dafür auch einen Zufallsgenerator nutzen.
Dann informiert man sich einfach mal über solche Länder aus touristischer Sicht, macht vielleicht eine Hitliste. Mit etwas gutem Willen kann man so in nur einer schlaflosen Nacht sämtliche Reiseziele der kommenden Jahre festlegen und recherchieren und sich wirklich guten Gewissens wieder hinlegen – auf dass die Schlaflosigkeit vorbei sei.