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Tripkid am 26. April im Puschkin Dresden

Junge Poeten im Kulturschutzgebiet

Ich bin leicht genervt. Auf was habe ich mich hier bloß eingelassen. Literatur. Poesie. Theater gar? Außerdem lassen die Künstler ganz schön auf sich warten. Es ist schon eine Viertelstunde nach Acht. Doch wer ist hier eigentlich der Künstler. Ich sitze in Rinka´s Café, das zwar schon längst nicht mehr so heißt, aber wegen des falschen Apostrophs immer wieder gern erwähnt wird.

Naja, jedenfalls in dem kleinen Lädchen neben dem Projekttheater auf der Louisenstraße. Seit Kurzem hat das hier ja auch wieder einen Namen: „Kulturschutzgebiet“. Klingt irgendwie nach Zielgruppe Studentinnen der Geisteswissenschaften. Und tatsächlich am Nebentisch sitzen junge Mädchen in betont alternativen Kleidern mit einem Burschen mit betont alternativer Frisur. Alt-68er wie Rainer Langhans oder Fritz Teufel würden ihre Freude dran haben. Entsprechend hochgestochen auch das Gespräch. Es ging um den Ablativ, den 5. Fall im Lateinischen und seine Gemeinsamkeiten mit dem Instrumental, dem 5. Fall der russischen Sprache. Doch die zierlichen Mädchen scheinen noch ganz am Anfang ihre Studiums zu stehen. Ich verschlucke mich fast vor Lachen, ob der Unkenntnis der Grammatik. Als der junge Alt-68er anfängt, jeden einzelnen Fall zu erklären, kommen glücklicherweise die Hauptakteure des Abends herein, einer hat eine Gitarre dabei. Oh weh, er wird doch wohl nicht Lieder singen wollen. Innerlich bin ich auf schlimmste Politpropaganda gefasst.

Die beiden geben sich sehr lässig und lästern erst einmal über die Geräusche der Espressomaschine, um wenig später von deren Charme zu schwärmen. Dann geht es los. Abwechselnd lesen und deklamieren sie ihre eigenen Stücke, doch um Politik geht es nur am Rande, im Hintergründigen. Im Vordergrund steht die Liebe, unerfüllte zum Teil und auch Sehnsucht. Das Ganze beginnt mir zu gefallen. Ich angle mir ein Programm-Heftchen vom Nachbartisch: “Einen Kaffee und eine Ohrfeige, bitte.” Matthias Seidel und C. Tobias Jahn heißen die Poeten und einer rezitiert nun gerade das gleichnamige Gedicht mit einer Ernsthaftigkeit, die mir nicht einleuchtet. Doch dann, oh Graus, dann kommt die Gitarre ins Spiel und Gesang, das ist zu viel. Feige verziehe ich mich während der Pause aus dem Kulturschutzgebiet.

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