Anzeige

Ostergruss von Julia Hartl

Werbegemeinschaft Neustadt stellte sich vor

Gestern Abend im Projekttheater, die Ränge sind voll mit Neustädter Händlern, Kneipenbesitzern und anderen Gewerbetreibenden. Sie sind gespannt, das kann man der Stimmung entnehmen. Die Werbegemeinschaft Neustadt hat zum 2. Unternehmerstammtisch geladen. In einigen Gesichtern sehe ich deutliche Fragen geschrieben und dann höre ich es auch schon murmeln: “Wieso denn der zweite, wann war denn der erste”. Auch mir ist die Werbegemeinschaft bisher noch nicht so sehr ins Auge gefallen, eingeladen hat mich Torsten Wiesener, ehemals Betreiber des Mona Lisa (da ist jetzt der Mondpalast drin) und nebenbei im Vorstand des Gewerbe- und Kulturverein Dresden Neustadt e.V., der vor allem dafür bekannt ist, dass es in der Neustadt im Advent immer so schön leuchtet.

Doch nach kurzem Nachdenken fällt mir wieder was ein, vor knapp einem Jahr gab es die Neustädter Kneipennacht (siehe hier), damals hatten sich etliche Kneiper zusammengefunden, um die Neustadt in besserem Lichte dar zu stellen. Aus dieser Gruppe heraus sind nun weitere Aktivitäten entstanden. Zwei Agenturen wurden beauftragt, sich mit dem Image (so nennen die das tatsächlich) der Neustadt zu beschäftigen, außerdem gab der Verein eine kleine Umfrage in Auftrag. Gestern nun wurden erste Ergebnisse präsentiert. Der Rahmen war gut gewählt und zur Einleitung zeigt Günter Starke eine kleine Auswahl seiner Neustadt-Fotos, die für Wehmut, Schmunzeln und Erschrecken sorgten. Ja, so haben wir hier mal gelebt.

Danach durfte der Marketing-Direktor der Dresden Marketing GmbH, Matthias Gilbrich, das neue Werbekonzept der Stadt erläutern. Power-Point sei dank, konnte er viele bunte Folien und Sprüche an die Wand werfen. Unklar bleibt, warum er mit einer Folie mit Werbung für das Elbhangfest begann. Vielleicht wünscht sich die Stadt eine ähnlich gute Integration der BRN in das Werbekonzept. Immerhin haben die Marketingfachleute ein paar hübsche Neustadt-Bilder zu einem Film zusammengereiht, der demnächst auf dem Media-Server zu sehen sein soll. Ach, und wer weitere hübsche, rechtefreie Bilder von der Neustadt hat, soll sie dort auch hochladen können.

Dann trat Herr Tilman Seidel von der Neustädter Agentur Seidel vor und verkündete, dass das Image der Neustadt ja nicht so ganz gut sei und mit gezielten Maßnahmen verbessert werden könne. Schlagworte wie Guerilla-Marketing und klassische Werbung fielen. Anschließend äußerte sich der Chef der Jugendmarketingagentur Schach und Matt, Lars Schmiedgen und warf den versammelten Gewerbetreibenden trendige Vokabeln des sogenannten social media hin. Die Neustadt müsste eine Fanpage bei Facebook bekommen und eine seo-optimierte Webseite (doppelt optimiert hält wohl besser).

Anzeige

Zaffaran, bring Würze in dein Leben

Anzeige

Filmfest Dresden

Anzeige

40 years in rage im Tante Ju

Anzeige

La Booma in der Groovestation

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Blitzumzug

Anzeige

Sivert Høyem am 11. April im Alten Schlachthof

Anzeige

Archiv der Avantgarden

Anzeige

Batomae im Blauen Salon

Anzeige

Berlin Boom Orchestra

Dann stand die bange Frage, wer soll das alles bezahlen. Derzeit finanziert sich die Werbegemeinschaft über die Mitglieder, die Beiträge richten sich nach der Größe der Geschäfte der Teilnehmer. Das ist eine gängige Formel. Bei der Konkurrenz, der Weißen Gasse auf der anderen Elbseite, ist dieser Werbebeitrag Pflicht. Davon werden dann zum Beispiel Anzeigen geschaltet oder Plakate gedruckt. Derzeit belaufen sich die Beiträge auf 1 Euro/Quadratmeter und Monat bzw. 2,50 Euro/Quadratmeter und Monat für Gastronomen. Eine Zahl, über die etliche der Anwesenden sichtlich erschraken. Wenn jedoch mehr Läden an dem Modell teilnehmen würden, könnte man die Preise senken, versicherte Torsten Wiesener.

In der Neustadt sind mehr als 1500 Gewerbetreibende tätig, da kann man ahnen, wie groß das Potenzial sein kann. Nun müssen sich die Neustädter nur endlich mal zusammenraufen. Die Gastronomen schreiten schon mal voraus, am 8. Mai soll es wieder eine Kneipennacht geben.

Anzeige

Sivert Høyem am 11. April im Alten Schlachthof

Anzeige

Archiv der Avantgarden

Anzeige

Kieferorthopädie

20 Kommentare

  1. Pingback: Dresden Neustadt
  2. Pingback: Tim Natzschka
  3. Potenzial bei 1500 Geweerbetreibenden? Mindestens die Hälfte sind doch Freiberufler ohne Laden.
    Und warum sollte man für ein etabliertes Gebiet, dass zudem Kultstatus hat, Werbekampagnen schalten, die nur den tätigen Agenturen weiter helfen, indem sie diese finanzieren?

    200 m² Kneipe bedeutet 500 Euro Beitrag. Pro MONAT! Und 200 m² sind ga nicht soo viel…
    Das riecht nach Lobbytum…

  4. @ Jens: Die Seite ist auch schon seit Längerem nicht mehr aktualisiert worden … ;-)
    @ Marcel: Der Gedanke mit den Freiberuflern kam mir auch schon und ich glaube auch, dass Werbekampagnen nicht so besonders sind. Jedoch bin ich überzeugt, dass die Neustadt mehr nach außen tun muss, denn das Alleinstellungsmerkmal wie vor zehn Jahren hat sie nicht mehr. Inzwischen gibts auch in der Innenstadt Kneipen und kultige Klamotten-Läden ziehen sogar in die Einkaufs-Center (z.B. Harlem und Black Sheep)

  5. Pingback: 01099 DD
  6. völlig utopisch.
    2,50€/m² und monat wird niemals jemand freiwillig zahlen.
    mit der kohle kann man ja eine eigene PR-kampagne finanzieren.

  7. Also was denn nun? Ist das Image der Neustadt nicht so dolle oder ist sie jetzt der neue Imageträger schlechthin?

    In meiner ersten „Stadtmarketing-Kolumne“ habe ich ja durchaus auch die Stadt Dresden daran erinnert, die Neustadt als Sympathieträger in ihre Marketingaktivitäten einzubinden. Gemeint war damit allerdings nur die Außendarstellung, um das Bild als „konservative Nazihochburg mit Brücke“ etwas grader zu rücken. Nicht gemeint habe ich damit, dass die Neustadt selbst eine Werbekampagne nötig hat. Das hat sie nicht! Um das zu sehen muss ich Freitags- und Samstagsabends nur durchs Viertel ziehen. Ausverkauft ist ausverkauft! Geht es also dem Verein nicht um Quantität der Besucher sondern um die Qualität?

    Das Beste was der Neustadt passieren kann, passiert nicht in der Neustadt sondern außerhalb! Wenn sich Altstadt und weiße Gasse endlich richtig als Szeneviertel etabliert haben, dann wird das Leben hier sicherlich nicht unangenehmer! Auch wenn es beeindruckend viele Gewerbetreibende sind, WOHNEN tun eine Menge mehr Menschen hier. Und vielleicht sollten die sich auch mal wieder zusammen tun zu einer großen Lobbyvereinigung? Ich denke, die brauchen alles, aber nicht NOCH MEHR Besucher, die eine teure Werbekampagne ins Viertel geholt hat.

    Ich persönlich würde mir ja für die Neustadt und ihre Bewohner und für Dresden wünschen, dass

    1. sich die Altstadt als Szenemeile insbesondere für Yuppietouristen etabliert
    2. die Stadt in Pieschen, Friedrichstadt oder sonst wo öffentliches Eigentum bereitstellt, in dem sich Kultur- und Kreativwirtschaft in alternativen Lebensformen entfalten kann, ohne das die Gefahr besteht, dass sie wieder nur einen Stadtteil aufwertet, der ihr dann entrissen wird, so wie es in der Neustadt war. Sozusagen als Entschädigung….Dazu lese man übrigens auch unbedingt diesen Artikel über das Gängeviertel in Hamburg http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68525296.html

    So sympathisch es mir wäre, wenn die Neustadt wieder mehr alternativen Charme zurück erlangen würde, so unrealistisch ist es auch! Aber müssen wir deswegen noch mehr Shopping- und Ausgehmeile werden als wir es eh schon sind? Wohl kaum! Wenn die Yuppies gen Altstadt wandern und die alternativen Lebensformen nach sonst wo, dann werden wir doch hier noch lange nicht zur spießigen Reihenhaussiedlung mit Carport.

    Außerdem möchte ich anmerken, dass die Neustadt mit Deinem und unserem Blog sowie einer BRN Fansite mit fast 1.000 Fans bereits extrem stark im Social Web vertreten ist und da muss ich Jens zustimmen: Wer so eine Homepage anbietet wie der Werbeverein und über authentische Web2.0 Maßnahmen im Netz redet, der läuft Gefahr, sich etwas lächerlich zu machen. Und warum braucht es eine offizielle Facebookpräsenz? Wir haben bei uns neulich im Blog gelistet, wie stark die Neustadt dort vertreten ist. Oder Twitter? Wer bitte soll denn da was „im offiziellen Namen der Neustadt“ twittern?

    Hoffen wir mal, dass sich vielleicht eine Lobby der Bewohner findet, um ihrerseits Bedürfnisse anzumelden und öffentlich zu machen und dass wir alle etwas zur Ruhe kommen. Nein, ich will keine Sperrstunde! Nein. Ich will keine Langeweile! Aber ein wenig Entspannung im Vierteil täte nicht schlecht..

    In diesem Zusammenhang sei auch die BRN genannt, zu der ich aber erst in Kürze noch was bei uns im Blog raushauen werde :-)

  8. Danke für den Bericht, Anton …

    Einerseits scheint die GUKV für einige Dinge verantwortlich zu sein, die ich als in der Neustadt Lebender auch zu schätzen gelernt habe … Neustädter Advent, Beleuchtung usw.
    Hoppla, habe gerade gemerkt, dass ich das teilweise mit dem “Advenster” (http://advenster.de/) verwechselt habe.
    Naja, bleibt die Beleuchtung ;) … ist okay, kann ich nicht sagen, ob ich es vermissen würde …

    Andererseits hat man sich offenbar auch ins Parkraumkonzept eingeklingt … und der erste Satz auf der GUVK-Projektbeschreibungsseite sieht so aus: “Die Neustadt braucht mehr Parkplätze, damit mehr Kunden in die Neustadt finden.” … Aha! … oder doch lieber Aha!?!? ;)

    Und wer auf seinen Internetseiten das Wort “Mensch” fast vollständig zu umgehen scheint (habe es zumindest nicht gefunden), der scheint sich dann wirklich ausschließlich auf den intern bereits beschlossenen Punkt 1 – “Vermarktung des Stadtteils” – konzentrieren zu wollen.
    Doch warum braucht da ein Gewerbetreibender die Stadt dazu? Geht’s um den Abbau von Regelungen oder um weniger Einschränkungen durch die Stadt? Wozu braucht man den Kontakt zur Stadt konkret?

    Und bei den aufgeführten Teilzielen des Vereins (http://gukv.de/e9/e28/index_ger.html) sehe ich eigentlich auch nur eines, welches noch nicht wirklich erreicht wurde, das letzte: “Vermittlung zwischen Anwohnern und Gewerbetreibenden” ;)

    Alles in allem wäre es wohl eher Zeit für ein Stadtteilparlament, ähnlich dem Stadtrat. Belange, die die Neustadt betreffen (oder Gorbitz oder Striesen …) sollten vor Ort und nicht extern behandelt werden. Sonst kommen wohl wieder Dinge wie Spätshopeinschränkungen, KiTas mit integriertem Supermarkt und Parkhaus (oder andersherum), Verkehrsampeln für 200.000 Euro oder Videokameras für 100.000 Euro (im Jahr) heraus ;)

  9. @ Salvador: Wahrscheinlich hast Du Recht und ich hab mich von zu vielen jammernden Wirten beeinflussen lassen. Ich kann mir letztlich auch keine einheitliche Werbekampagne der Neustadt vorstellen.
    Warte indes schon gespannt auf den Film der Dresden Marketing. Sobald ich ihn online finde, wird er verlinkt. In der Vorführung gestern zeichnete er ein merkwürdig freundliches Bild von der Neustadt.

  10. @ Micha: In der Fortschreibung des Erneuerungskonzepte für die Äußere Neustadt wurde übrigens ein Stadtteilmanager gefordert. Auch ne feine Sache. Ein Stadtteilparlament, dass auch richtig Einfluss hätte, wäre natürlich noch besser. Aber soweit wirds wohl erst kommen, wenn wir von den drei Schnellstraßen (Bautzner, Königsbrücker, Stauffenbergallee) umzingelt sind.

    Dank der neuen social media Möglichkeiten gibt es ne Parallel-Diskusion auf Facebook: http://iobic.de/13205

  11. Schach&Matt. Na da habt ihr ja die Besten was Dresden hat, zum Vortrag geholt. Jetzt gehts aufwärts. Jetzt gehts los!

    Und warum der Leumund der Neustadt ein schlechter sein soll, wurde die Frage auch aufgeworfen?

  12. @ Janus: Naja, es wurde eine Umfrage gestartet, deren Ergebnisse kurz und recht unscharf gezeigt wurden. Aus der soll wohl hervorgehen, dass die Neustadt eben nicht so positiv da steht.

    Übrigens, ich vergaß noch zu erwähnen, dass am Ende der Veranstaltung Olaf BöhmeSchubert mit einem herrlichen Kulturbeitrag aufgetreten ist. Motto: Die Neustadt ist, naja die Neustadt eben. Das war ein sehr schöner Schlusspunkt.

  13. ich habe bei ein paar Vorabrunden im Espitas und der Reisekneipe mitgemacht.
    Halte das alles für rausgeschmiessenes Geld. Was bringt es der Neustadt wenn in Reick Plakate aufgehängt werden?

    Ich wäre ja für die Wiederbelebung einer Kneipen und Kulturnacht oder ähnlichen Dingen.

    Die Beitragsvorstellung mit 2,50 por m² waren das für mich der Punkt für den Ausstieg!

  14. meiner meinung nach geht sowas genau in die falsche richtung. wer will denn zustände wie in der weißen gasse? gut ist die idee, durch einen beitrag aller (oder der meisten) einen topf zu schaffen, aus dem man die neustadt als kultur- und kneipenviertel fördern könnte. und wenn das die deckung der kosten der weihnachtsbeleuchtung, die entmüllung der parks, das anpflanzen von bäumen oder die finanzierung der brn ist. das hilft allen, den gewerbetreibenden, den potentiellen besuchern, und auch den bewohnern. schlecht ist, dass die o.g. werbegemeinschaft einen fuss in das stadtmarketing bekommen will, um “ihren” stadtteil nach außen hin zu bewerben. dabei wird gerade die dresdner neustadt schon jetzt überall als shopping- und kneipenviertel angepriesen. und das ganz ohne worte wie “punks” und “dreck”. siehe einschlägige stadtreiselektüre in allen buchhandlungen und auch unter http://www.dresden.de – eigentlich und angesichts der jetzigen besucherzahlen doch kein grund zur sorge? meiner meinung nach geht es diesmal einfach darum, mehr macht zu bekommen. für einige wenige, die das ganze angeleiert haben. die kosten für schach & seidel sind von ersten mitgliedsbeträgen sicher auch locker bezahlt worden. für eine umfrage, an der keiner teilgenommen hat und ein konzept, das vielleicht eher für weiße gasse und königsstraße passen würde. die vielfalt der verschiedenen dinge, die in der neustadt präsent sind, die ständig neu öffnenden und auch schließenden lokale und läden ist es doch, was die neustadt auch ausmacht. was braucht es da ein “gesamtkonzept” oder eine “werberichtlinie” auf die alle getrimmt werden?

Kommentare sind geschlossen.