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40 years in rage im Tante Ju

Geheimnisse aus Jerez

Anne erklärt den Sherry
Anne erklärt den Sherry
Bei Carlos, der kleinen spanischen Weinhandlung hinter der Schauburg, treffen sich regelmäßig Weinliebhaber, um sich in die Geheimnisse des vergorenen spanischen Traubensaftes einweihen zu lassen. Das nennt Carlos dann Weinseminare und zur Abwechslung referiert nicht nur er, sondern auch seine Mitarbeiterin Anna. Die hatte sich kürzlich einen ganzen Abend lang dem ehrwürdigen Sherry gewidmet.

Sherry, ist das nicht das Getränk von Queen-Mum und Miss Marple. Dürfen auch nichtschrullige Nichtengländer diesen mit Branntwein angereicherten Rebensaft trinken? Der Abend wird die Antwort bringen. Die Tafel ist gedeckt. Brot, Oliven, Wasser und Knabberkram stehen bereit. Ein knappes Dutzend Neugieriger will sich in die Geheimnisse des schwerflüssigen Getränks einweihen lassen. Erste Überraschung: Die Gläser sehen ganz normal aus, fast wie Weißwein-Gläser. Nix da mit Likörbecherchen. Gut, da kann man natürlich auch die Nase nicht reinhalten.

Anne schenkt ein, es beginnt herb und trocken, ein Amontillado-Sherry. Der zieht den Gaumen ordentlich zusammen, in der Runde betröpelte Gesichter, als hätte wer an der Zitrone gelutscht. Ja. Auch das ist Sherry. In der Zwischenzeit berichtet Anne, was es mit den Engländern auf sich hat. Zur feinsten Piratenzeit, also im 16. Jahrhundert, erbeutete ein gewisser Francis Drake angeblich 2900 Fass Sherry, der sich bei Hofe in London umgehend großer Beliebtheit erfreute. Noch heute geht der Sherry zu großen Teilen in den Export, erfreut sich aber auch in Deutschland zunehmend größerer Beliebtheit.

Tief ins Glas gucken, Nase reinhalten und schlürfen - bei Weinseminaren ist das ausdrücklich erwünscht.
Tief ins Glas gucken, Nase reinhalten und schlürfen – bei Weinseminaren ist das ausdrücklich erwünscht.
Nach einigen weiteren trockenen Sherry, ist die Seminargruppe inzwischen bei halbtrockenen angelangt. Dies erreichen die Erzeuger durch Zugabe von Weinen aus den süßen Rebsorten Moscatel oder Pedro Ximenez und, in geringem Maße, Moscatel. Je süßer der Sherry wird, umso klebriger zeigt er sich im Glas. Dennoch sind in der Runde nun die Zungen etwas gelöster, Vergleiche werden angestellt, es fallen die Schlagworte wie Madeira oder Portwein. Ähnlichkeiten mag es da vielleicht geben, doch den typischen Sherry-Geschmack macht die Weinhefe aus. Damit die sich ordentlich ausbreiten kann, werden die Fässer nicht komplett gefüllt und offen gelassen. Das Mittelmeerklima in Südspanien tut dann sein Übriges. Dann wird der Sherry mehrfach umgefüllt und umgelagert, einen guter braucht schon ein paar Jahrzehnte um zu reifen.

Sherry ist als Herkunftsbezeichnung geschützt: Nur Weine aus den andalusischen Städten Jerez de la Frontera, Sanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa María dürfen als Sherry bezeichnet werden.

Sherry, Brot, Oliven - wer braucht mehr.
Sherry, Brot, Oliven – wer braucht mehr.