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Blitzumzug

Wird die Neustadt zum Einkaufszentrum?

Es wurde mal wieder spät gestern im Ortsbeirat. Auf der Tagesordnung standen zwei wichtige Projekte. Auf der einen Seite der Ausbau des Hochhauses am Albertplatz. Danach war dann das Postgelände dran.

Ans Einkaufen erinnert auch dieses Kunstobjekt an der Louisenstraße.
Ans Einkaufen erinnert auch dieses Kunstobjekt an der Louisenstraße. Anklicken zum Vergrößern

Aber der Reihe nach. Der Stadtplanungsamtsleiter Stefan Szuggat beschrieb noch einmal allgemein das Projekt am Albertplatz. Der Architekt der Investoren, Jörg Düsterhöft, erläuterte noch ein paar Details. So soll es künftig im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss Gastronomie geben. Der Edeka-Markt zieht ins Erdgeschoss und im Untergeschoss werden höchstwahrscheinlich ein Aldi- und ein Rossmann-Markt einziehen. Die Etagen zwei bis sieben sind Büros und Wohnungen vorbehalten. Ab Etage acht bis zum Dach soll es wieder Gastronomie geben. Projektentwickler Toni Kunze erklärte, dass die Flügel mit Zustimmung der Denkmalschützer fallen werden, um den Solitär-Charakter des Hochhauses zu unterstreichen.
Dieser Entwurf wird derzeit vom Gestaltungsbeirat Dresden favorisiert. Visualisierung: ZDR Architekten
Dieser Entwurf wird derzeit vom Gestaltungsbeirat Dresden favorisiert. Visualisierung: ZDR Architekten - Anklicken zum Vergrößern
Die Ortsbeiräte hörten den Ausführungen wohlwollend zu. Die Grünen brachten einen Antrag ein, in dem noch einige Details gefordert wurden. So sollen unter anderem die neuen Anbauten etwas zurückgesetzt werden, um Platz für Fußweg und Fahrräder zu schaffen. Die Gesamtverkaufsfläche soll 4.500 Quadratmeter nicht übersteigen, es sollten Angebote für die öffentliche Nutzung geben. Vor allem aber forderten die Grünen, dass sich der Ortsbeirat Neustadt gegen die Planung weiterer großflächiger Einzelhandelsprojekte im Ortsamtsbereich ausspricht. Die Vorlage der Grünen wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Danach war der Auftritt der Postgelände-Planer eigentlich überflüssig. Der Geschäftsführer der DP Dresdner Projektentwicklungs GmbH, Norbert Meckel, versuchte es trotzdem. Mit viel Euphorie und Engagement hielt er einen Vortrag, verwies auf Zahlen und Daten, die belegen sollten, dass die Neustadt mit Läden unterversorgt ist. „Wir wollen den Umsatz hier halten“, rief er und verwies darauf, dass die Post den Mietvertrag zum 30. Juni 2012 gekündigt habe. Auch er möchte einen Bebauungsplan für das Gelände durchboxen. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Ortsbeiräte dagegen. Allerdings haben sich die vier Vertreter von CDU und FDP für die Verwaltungsvorlage ausgesprochen, die dem Postgelände immerhin 2.000 Quadratmeter für einen Lebensmittelvollversorger und weitere 3.000 Quadratmeter kleinteilige andere Handelsfläche zugesteht. Daher darf nun wieder mit Spannung auf den Stadtrat geblickt werden. Die nächste Sitzung ist am 14. Juli.

20 Kommentare

  1. @Hans: Nein, denn seit wann haben wir in Deutschland direkte Demokratie? Und außerdem kenn ich nun wieder Leute, die gegenüber wohnen, die sich über einen Vollsortimenter a la Kaufland im Postgelände freuen würden.

    PS: Ich finde die öffentliche, nichtkommerzielle Nutzung als Schule oder Freizeiteinrichtung auch besser.

  2. Die beiden Flügel, die Überbleibsel früherer benachbarter Häuser sollen abgerissen werden? Oh mein Gott. Das schockiert mich wirklich!!!!! Gerade die Flügel machen das Gebäude noch viel reizvoller als würde der Turm ganz allein dastehen. Das Gebäude hat für mich so einen viel deutlicheren Ausdruck und eine interessantere Struktur als der sogenannte Solitär-Charakter des Turms. Ich glaube dieses tolle Gebäude wird noch richtig schön schlecht gestaltet. Ich möchte nicht wissen wie sie die Aussenfasade verschandeln werden. Und beim Gedanken eines neuen möglichen Anstrichs schlage ich die Hände über den Kopf zusammen. Die Flügel wegreisen, Entschuldigung,….aber die sind doch echt bescheuert!

  3. gibts dazu ein modell im internet? grundsätzlich denke ich … endlich wird dieses tolle gebäude saniert!
    aber ich kann es mir so ohne die alten flügel nicht vorstellen und denke dafür werden neue gebäudeteile angesetzt, um platz für supermärkte und gastronomie zu schaffen. und wie werdeen die erst aussehen?!
    es geht hier doch um das erste hochhaus der stadt!!

  4. Das klingt doch nach einem ganz guten Kompromiss. Ja, schön wäre es schon, wenn man in alle möglichen Alt – und Neubauten zu einem großen Teil für diverse Kunst – und Kulturprojekte, Schulen oder ähnliches verwendet. Aber da wird man wahrscheinlich ewig nach einem suchen, der den Spaß bezahlt. Bis dahin kann man dann die Einzelteile des Hauses auf dem Boden zusammenlesen.
    Dass die Seitenflügel abgerissen werden, find ich zwar auch schade, aber ganz ehrlich ist dieses Haus an sich auch keine weltbewegende Architektur. Was es heraushebt ist eben mehr oder weniger nur seine Höhe.
    Ganz abgesehen von der Lage. Wohnen wöllte ich da nicht ;-)

  5. @anton Sind das Äpfel da an der Fassade?
    Da fehlt mir jetzt etwas der Bezug.

    Insgesamt wünscht man sich zwar hier und da mal etwas mehr Mut, was die Architketur betrifft. Es muss ja nicht immer gleich jedem gefallen. Zum Beispiel wie die neue Synagoge oder die Informatik Fakultät.

    Insgesamt macht es auf den Entwürfen aber schon mal einen besseren Eindruck, als noch ein Zweckbau mit Sandstein – Verkleidung.

  6. @Dan: Ich habe mir das so erklären lassen. Die Flügel waren vom Architekten nur entworfen worden, um einen Übergang zur Blockbebauung zu gestalten. Diese Blockbebauung hat es dann, zumindest auf der Antonstraße, nie gegeben.

    Historische Infos gibt es hier: Paulick-Hochhaus.

  7. Also ich fände es auch mehr als Schade wenn die Seitenflügel wegkommen. Da bleibt ja nur so´n Turm übrig und der ganze Charakter geht irgendwie flöten. Ich finde das Haus architektonisch gar nicht uninteressant und fände es auch schöner wenn schon Nebenbebauung wenn das ein bisschen aufgegriffen werden würde. Und nicht schon wieder so ne Hypermodernen, SchickiMicki Glasfassadenkram. Für was brauchen Wir das eigentlich. Weiter hinten auf der Bautzner wird doch schon auf dem Gelände neben der “Hütte” so Glasding hingebaut.
    Ich finde in Dresden gibts eigentlich schon zuviele Einkaufstempel. Als Wohnhaus is das Gebäude sicher nicht so besonders geeignet, aber es finet sich doch sicher ne andere Nutzung als immer nur Läden und Gastro. Wo sollen denn die Leute und das Geld herkommen damit das sich rechnet?

  8. Ich finde da ja gerade mit Blick auf die Einzelhandelsstruktur,das DVB-Hochaus und die bereits bestehenden Discounter eine absolute Frechheit der Stadt, auf dem Postgelände jetzt noch so nen Konsumtempel bauen zu wollen. Die Alternativen wäre dringend nötig: Schule, Kita, Sport- und Freizeitzentrum! Optional könnte auch noch das Ortsamt, die Bibo oder Parkplätze hin. Aber Bürgermeister Marx und das Stadtplanungamt betreiben lieber den Ausverkauf der Neustadt als großes Einkaufszentrum des Dresdner Nordens. Die Neustädter SPD hat sich dazu deutlich geäußert: http://www.spd-dresden-neustadt.de

    Da hilft nur: CDU abwählen!

  9. hab mir jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen, aber ich finds einfach nur Sch***e! ich bin nicht der Meinung, dass Dresden noch mehr Einkaufsmöglichkeiten benötigt. wir haben genug. Dresden ist nicht umsonst die Stadt mit der größten Verkaufsfläche pro Einwohner in Deutschland (Sorry, hab keinen besseren Link gefunden : http://www.gz-online.de/cgi-bin/adframe/wirtschaft/notices/article.html?ADFRAME_MCMS_ID=3298&id=1306485669662497239918 )

    baut ein Altenheim mit Kindergarten rein! da sind zwei fliegen mit einer Klappe geschlagen! Projekte in der Schweiz haben gezeigt, dass “Alte” besser mit ihrer Situation im Heim klarkommen, wenn sie mit Kindern zu tun haben. Mitarbetier sind entlastet, weil ihre Kids nciht sonstwo sind und Kinder können dabei auch lernen und Spaß haben.

    Wenn ich lese: Edeka, Rossmann, Gastronomie…WOFÜR??? die Neustadt hat soviele schöne und weniger schöne Kneipen und Cafés, Restaurants und weiß der Geier! So viele Supermärkte und kleine Lebensmittelgeschäfte, diverse Drogerien (Rossmann, Schlcker, DM)
    Aber ja, macht Dresden zu einer einzigen Shopping-Mall.
    *PUUUUUUUUUUUKE*

    Weggehen bringt bloß auch nicht viel: in andern Städten sieht es ja genauso aus.

  10. @ Lisebise: muss dich leider korrigieren. Dresden ist “nur” unter den Großstädten im Verhältnis Verkaufsfläche/ Einwohner führend. Es gibt auch Kleinstädte mit zB großen Outlet-Centern, da ist das Verhältnis noch höher.
    Nichtsdestrotrotz ist diese Entwicklung mehr als besorgniserregend! Der hohe Anteil an Filialisten und ein sehr hoher Discounteranteil führen dann eben zu einer Austauschbarkeit und einem Verdrängen der gewachsenen Verkaufsstruktur (selbst in der Neustadt kann man die Auswirkungen beobachten-ich müsste lange überlegen wann ich das letzte Mal Leute mit dicken Einkaufstüten durch die Neustadt rennen sah).

    STADTPLANUNG WIRD VON INVESTOREN GEMACHT!

    Leider ist das so und außer Demos und Petitionen gegen jedes Projekt wüßte ich keinen kurzfristigen Weg, der Erfolg bringt. Die Politik meint der Markt reguliert sich selbst (wahrscheinlich wird erst Ruhe sein, wenn in jeder Strasse ein Discounter steht) – und die Stadtplanung muss kuschen.
    Deine Idee eines Mehrgenerationenhauses find ich richtig klasse. Mein Vorschlag wäre ein Sportcenter. Viele Leute fahren extra nach Nöthnitz oder Reick, das sollte sich doch lohnen, hier in der Neustadt ein Sportcenter zu bauen, dann würd ich auch mal wieder den Tennisschläger schwingen.

  11. obwohl noch letztens in der provinzpresse als nun soundso-größte einkaufsstadt deutschlands betitelt, bleibt dresden im großstadtvergleich dennoch lächerlich. hier kann man nicht wirklich interessant einkaufen, echte angebote gibt es kaum, die vielfalt fehlt. nur zwei riesenmalls saugen zudem die leute aus dem strassenbild der innenstadt weg. keine optik, kein flair.

    man müßte wirklich untersuchen, woher überhaupt so große verkaufsflächenzahlen in dresden kommen. gibt es da statistische fehler? wird hier anderes noch mit dazugerechnet? vom eindruck her und wenn mans echt mal abzählt, hat die stadt nicht unbedingt soo wahnsinnig viele shopping-center am stadtrand. bannewitz z.b. zählt nicht einmal dazu, obwohl dieses dorf viel kaufkraft von dresden abzieht. weite stadtteile sind mehr oder weniger reine wohngebiete, wo es kaum geschäfte gibt. selbst striesen gilt im kernbereich als schlafbezirk. in anderen großstädten sind fast alle strassen bebaut und haben immer wieder auch geschäfte. hier hingegen gibt es kaum strassenzüge, aber überall vorgärten und brachen. wo kommen dann also die flächenzahlen her? das müsste man erstmal klären.

    wichtig ist, immer einen großen unterschied zwischen innenstadt und gesamtstadt zu machen. die city braucht mehr einzelhandel, auch da gabs gigantische fehlentwicklungen nach der wende. die reststadt hingegen braucht keinen zuwachs. im gegenteil vom rand her muß es schrumpfen dass die schwarrte kracht. diese ganzen bau- und möbelmärkte werden sich gegenseitig bekämpfen, das regelt durchaus der markt. jede pleite dort ist ein glücksfall.

    und eine info zum schluss: die zahl der discounter ist 2010 im stadtgebiet von 124 auf 117 derzeit leicht gesunken. ja hält mans denn für möglich! herzlichen glückwunsch.

  12. Ich würde mich ja schon freuen, wenn in die leer stehenden Läden auf der Königsbrücker neues Leben einzieht. Aber bei der unklaren Sanierungslage kann das wohl noch dauern.

  13. @ Anton:
    Ich denk nicht das der Leerstand auf die unklare Sanierungslage der Königsbrücker zurückzuführen ist. Bin der Meinung, das sind die Anzeichen des Verdrängungs-/Kannibalisierungswettbewerbes, hervorgerufen durch eben diese hohe Anzahl an Geschäften. Auch andere Läden stehen in der Neustadt leer. Die Zeiten für Spezialgeschäfte (wie den Zeitschriftenladen) sind leider vorbei.

  14. ich freue mich schon auf den tag, an dem die erste mcdonald’s-filiale ihre pforten in der neustadt öffnet. gleich neben h&m und starbuck’s. die passende klientel zieht ja immer mehr in unseren stadteil und da der “markt” sich einen dreck um stadtentwicklung, mietpreise, moral und kulturerhaltung schert, sondern zwecks des wachstums nur zielgruppen bedienen will und kann, bietet die neustadt mittlerweile durchaus potential. unseren stadtvätern wird das egal sein, denn hoch-frequentierte und damit umsatzstarke geschäfte spülen geld in die kassen.

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